Deine Gemeinde wird nur bereit sein, Pastoren und Missionare auszusenden, wenn sie jede der folgenden fünf Fragen mit einem lauten und von Herzen gemeintem “Ja und Amen” beantworten kann.
1. Wird deine Gemeinde von der heiligen Schrift regiert?
Wir stehen unter der Autorität der Bibel, deren Wahrheiten Zeit, Geografie und Kultur übersteigen. Die Bibel ist von höchster Bedeutung, nicht nur, weil sie weise, hilfreich, interessant und tröstlich ist, sondern weil sie im Kern Gottes Wort ist. Wir bekräftigen die Schlussfolgerung von J. I. Packer, der lehrte, dass die Schrift nicht nur unser Denken formt, sondern all unser Handeln leitet:
Das „Wort des Herrn“, das die Propheten in ihren Vorhersagen verkündeten, und das „Wort Gottes“, das die Apostel in ihren Predigten darlegten, war stets ein Wort, das sich direkt an die Hörer richtete, sie aufforderte zu erkennen, dass Gott selbst dadurch zu ihnen redete, sie dazu aufrief, seiner Unterweisung und Leitung zu folgen, und in ihnen durch Gottes heiligen Geist, die geforderte Antwort erwirkte.1
Unser Leben als Einzelne und unser Leben als Gemeinden soll durch Gottes Wort bestimmt und geleitet werden, während sein Geist in uns wirkt.
Natürlich spricht die Bibel nicht zu jedem einzelnen Aspekt unseres gemeinsamen Lebens als Kirche. Es gibt viel Raum für unterschiedliche Meinungen. Wie lang sollte eine Predigt sein? Soll mehr von unserem Geld in lokale Evangelisation oder in internationale Missionen fließen? Sollen wir vor Ort eine Gemeinde gründen oder unseren Versammlungsraum vergrößern? Das sind Fragen die Weisheit erfordern und über die bibeltreue Christen unterschiedlicher Meinung sein werden.
Wir sollten jedoch völlig übereinstimmen, dass alles, was wir tun, von Gottes Wort bestimmt wird. Jede örtliche Gemeinde muss unter der Autorität der Bibel stehen. Deshalb versammeln sich treue, normale Gemeinden zur wöchentlichen Auslegung von Gottes Wort, indem sie die Schrift Stück für Stück durchgehen und darauf vertrauen, dass Gottes Wort Leben schenken wird. Als er die neun Merkmale einer gesunden Gemeinde auflistete, betonte Pastor Mark Dever die Bedeutung der Auslegungs-Predigt weil er verstanden hatte, dass dort, wo eine Gemeinde sich dem biblischen Predigen verpflichtet hat, gute Ordnung in allen anderen Bereichen folgen wird.2
Ortsgemeinden sind nicht bereit, Missionare auszubilden und auszusenden, solange sie sich nicht darin einig sind, dass ihre Gemeinde durch die Schrift regiert werden muss.
2. Weiß deine Gemeinde warum sie existiert?
Was ist das höchste Ziel der Gemeinde? Was ist ihr Hauptziel oder ihr eigentlicher Zweck?
John W. Alexander, der Präsident der InterVarsity Christian Fellowship/USA, eröffnete 1976 die Missionskonferenz Urbana mit den Worten: „Die Überzeugung, dass Gottes übergeordnetes Ziel in seinem Werk die Vorrangstellung von Jesus Christus ist.“3 Fast zwanzig Jahre später formulierte John Piper eine ähnlich klingende Wahrheit: „Mission ist nicht das höchste Ziel der Gemeinde. Anbetung ist es. Mission existiert, weil Anbetung nicht existiert. Anbetung ist das Höchste, nicht Mission, weil Gott das Höchste ist, nicht der Mensch.“4
Alexander und Piper, zwei Männer, die ihr Leben der Förderung von Mission widmeten, lasen ihre Bibeln und kamen zu dem richtigen Schluss, dass Gottes Herrlichkeit das Ziel für jedes Leben ist. Durch den Propheten Jesaja sagt der Herr, er habe ein Volk geformt, „damit sie meinen Ruhm verkündigen“ (Jes 43:21). Wenige Kapitel später verheißt Gott, eines Tages seine Gnade zu offenbaren, indem er sein Versprechen hält, ein Volk zu seiner Ehre zu bauen:
Um meinetwillen, um meinetwillen tue ich es;
denn wie könnte mein Name entweiht werden?
Meine Ehre gebe ich keinem andern. (Jesaja 48:11)
Das Buch der Psalmen endet mit dem Ziel der Schöpfung:
Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!
Halleluja! (Psalm 150:6)
Jesus empfing zu Recht die Anbetung, die ihm gebührte. Er wies keinen Nachfolger ab, der vor ihm niederfiel, um ihn anzubeten. Nachdem Jesus auf dem Wasser gegangen war, berichtet Matthäus, dass die Jünger im Boot ihn „anbeteten“ und ausriefen: „Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!“ (Matthäus 14:33). Jesus nahm ihre Anbetung an. Als Thomas den auferstandenen Jesus berührte, rief er: „Mein Herr und mein Gott!“ (Johannes 20:28). Wieder nahm Jesus diese Anbetung an. Paulus schreibt, dass eines Tages jeder bekennen wird: „Jesus Christus ist der Herr, zur Ehre Gottes, des Vaters“ (Philipper 2:11). An jenem Tag wird die ganze Schöpfung – Schafe wie Böcke – anerkennen, dass Jesus der Herr ist, und er wird endgültig und vollständig die ihm gebührende Herrlichkeit empfangen.
Die Gemeinde existiert, um Gott die Ehre zu geben.
Gott wird verherrlicht, wann und wo immer sein Name verkündigt wird. Ob Sünder anerkennen, dass „Christus der Herr ist“, liegt in Gottes Hand. Dass Missionare bekennen: „Christus ist der Herr“, liegt in der Hand der Gemeinde. Darum predigt die Gemeinde das Evangelium, im Bewusstsein, dass Gott sowohl in der barmherzigen Rettung der Unverdienten als auch im gerechten Gericht über die Unbußfertigen verherrlicht wird.
Örtliche Gemeinden sind nicht bereit, Missionare auszubilden und auszusenden, solange sie nicht wissen, dass sie zur Ehre Gottes existieren.
3. Sind deine Pastoren Vorbilder für treue Leiterschaft?
Eines der kraftvollsten Bilder für die Gemeinde ist das der Herde. „Weidet die Herde Gottes, die bei euch ist“, schrieb Petrus an die Ältesten (1. Petrus 5:2). „Habt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Aufsehern eingesetzt hat“, schrieb Paulus an die Ältesten in Ephesus (Apostelgeschichte 20:28). „Weide meine Schafe“, gebot Jesus dem Petrus (Johannes 21:16).
Es ist nicht besonders schmeichelhaft, als Schaf bezeichnet zu werden – sie sind vorsichtig, schreckhaft und verletzlich. Gott hat dieses Bild für sein Volk gewählt, um uns zu zeigen, dass wir alle einen Hirten brauchen. Und es spielt keine Rolle, wie alt oder erfahren ein Schaf ist; die jüngsten wie die ältesten in einer Herde brauchen einen Hirten.
Leiterschaft steht im Zentrum des Pastorendienstes. Hirten lieben, nähren, sorgen, beten, trösten, leiten, tadeln und dienen den Schafen. Wir gehen nicht davon aus, dass jeder Pastor jedes einzelne Gemeindemitglied kennen kann – manche Gemeinden sind größer als andere. Aber wir wissen, dass jeder Pastor sich darum bemühen muss, den Zustand der Menschen zu kennen, für die Gott ihm die Verantwortung übertragen hat.
Kurz gesagt: Ein Pastor, der gut hütet, wird sich für aktive Mitgliedschaft einsetzen. Er wird sich bemühen sicherzustellen, dass die Mitglieder seiner Gemeinde mehr tun, als nur den Glauben an Christus zu bekennen; er wird herausfinden wollen, ob sie den Herrn wirklich kennen. Eine solche Gemeinde wird Gemeindedisziplin praktizieren, indem sie jene, die zwar behaupten Christen zu sein, aber beharrlich verweigern, als Christen zu leben, aus der offiziellen Mitgliedschaft ausschließt.
Was hat all das mit Mission zu tun? Missionare neigen dazu, die Pastoren widerzuspiegeln, die sie geprägt haben. Wenn ihre Pastoren zu Hause distanziert sind – wenn ihr Interesse an Predigt oder Evangelisation weit größer ist als ihre Sorge um die Leiterschaft der ihnen anvertrauten Herde – dann werden die Missionare, die sie ausgebildet haben, wahrscheinlich dieselben Prioritäten verfolgen. Missionare, die das Amt eines Pastors gering schätzen, werden sich damit zufriedengeben, Gemeinden zu gründen, ohne dabei sicherzustellen, dass in der Gemeinde Nachfolge-Pastoren vorhanden sind, die die neuen Jünger hüten werden.
Örtliche Gemeinden sind nicht bereit, Missionare auszubilden und auszusenden, solange sie nicht von Pastoren geleitet werden, die treue Leiterschaft vorleben.
4. Ist deiner Gemeinde die Tiefe genauso wichtig wie die Breite?
Gespräche über Mission können kontrovers sein. Konflikte entstehen, wenn wir zwei gute Dinge gegeneinander ausspielen, wie Breite und Tiefe. Zum Beispiel ist die missionarische Aufgabe dringend – wir müssen so viele Gemeinden wie möglich gründen (Breite). Gleichzeitig müssen diese neuen Gemeinden gesund sein – wir müssen sicherstellen, dass sie stark genug sind, um den Prüfungen und Anfechtungen dieser Welt standzuhalten (Tiefe).
Keine Gemeinde wird zu einer sendenden Gemeinde, wenn sie nicht zuerst eine reife Gemeinde ist, die im Verständnis der Schrift wächst, ihr Gebetsleben vertieft, das Evangelium mit ihren Nachbarn teilt und sich um Bedürftige kümmert. Kurz gesagt: Wir wollen Gemeinden, die dort, wo sie sind, treu sind.
Wir sehnen uns danach, dass Gemeinden fleißige, energiegeladene und betende Missionare in die Ferne senden – Männer und Frauen, deren Leben der Aussaat von “Evangeliumssamen” gewidmet ist. Ja, wir kümmern uns um die Breite. Aber ebenso wichtig ist uns die Tiefe, weil Missionare verstehen müssen, dass nur starke, reife Gemeinden überleben und sich ausweiten werden.
Darum zog Paulus, nachdem er das Evangelium in ganz Asien verkündet hatte, nicht sofort in neue Gebiete weiter. Stattdessen kehrte er zurück, um nach den Neubekehrten zu sehen, die in Gnade und Frömmigkeit wuchsen. Er wollte sicherstellen, dass sie seine Lehre verstanden. Er widmete sich der „Stärkung der Seelen der Jünger, indem er sie ermahnte, im Glauben zu bleiben, und sagte, dass wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen müssen“ (Apostelgeschichte 14:22). Paulus wusste, dass Prüfungen und Leiden kommen würden, und er wollte sicherstellen, dass diese jungen Gemeinden bestehen würden.
Schließlich war es nicht Paulus´ einziges Ziel, das Evangelium dort zu verkünden, wo niemand je den Namen Christi gehört hatte (Römer 15:20), sondern auch, „jeden Menschen vollkommen in Christus darzustellen“ (Kolosser 1:28).
Örtliche Gemeinden sind nicht bereit, Missionare auszubilden und auszusenden, solange sie nicht sowohl die Tiefe als auch die Breite ernst nehmen.
5. Werden die Kosten der Jüngerschaft in deiner Gemeinde klar kommuniziert?
Seien wir ehrlich: Die Geschichte eines Christen ist oft von Leiden geprägt. Wir sehen es bei Josef, der gewisse Zeit in einer Grube und im Gefängnis verbrachte. Wir sehen es bei Mose, der die Beschwerden des Volkes ertragen musste, das er liebte. Wir sehen es bei David, der vor Saul fliehen musste. Wir sehen es bei Johannes dem Täufer, der wortwörtlich durch das Schwert des Herodes seinen Kopf hinhalten musste. Und wir sehen es bei Paulus – vielleicht dem bekanntesten Christen aller Zeiten –, dessen Vermächtnis von tiefer Verfolgung und Schmerz gekennzeichnet ist (vgl. 2. Korinther 11:23–29).
Jemand könnte fragen: „Wenn das Christsein voller Leid ist, warum sollte man sich überhaupt dafür entscheiden?“ Weil es sich lohnt! Leiden hat niemals das letzte Wort im Leben eines Christen. Unsere Zukunft ist herrlich. In John Bunyans „Die Pilgerreise“ ist Christian auf dem Weg in den Himmel, die himmlische Stadt. Doch sein Leben ist so voller Leiden, dass er sich fragt, ob Gott ihn verlassen hat. Er rechnet damit, an die Tore des Himmels zu klopfen, nur um Gott sagen zu hören: „Geh weg, du gehörst nicht hierher.“ Begleitet wird Christian von seinem guten Freund “Hoffnungsvoll”, der ihn daran erinnert, dass die Kreuze, die wir tragen, Beweise dafür sind, dass wir zu einem liebenden Gott gehören, der uns zu unserem Besten erzieht:
„Mein Bruder, diese Sorgen und Nöte, die du durchmachst, sind kein Zeichen dafür, dass Gott dich verlassen hat; sondern sie sind gesandt, um dich zu prüfen, ob du dich an das erinnerst, was du bisher von seiner Güte empfangen hast, und ob du in deinen Nöten auf ihn vertraust…. Sei getrost, Jesus Christus macht dich heil.“5
Treue Gemeinden scheuen sich nicht vor den scharfen Kanten des Christentums. Sie predigen, dass „alle, die ein gottesfürchtiges Leben in Christus Jesus führen wollen, Verfolgung erleiden werden“ (2. Timotheus 3:12). Das ist schlichtweg normales Christsein. Gemeinden, die sich mit Paulus in seinem Wunsch vereinen, „nichts unter euch zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten“ (1. Korinther 2:2), werden Missionare aussenden, die das wahre Evangelium verkünden. Gemeinden jedoch, die es versäumen, das Kreuz ins Zentrum zu stellen, werden Missionare aussenden, die das Kreuz nicht predigen. Sie werden die Botschaft des Evangeliums verwässern und eine Generation hervorbringen, die zwar den Namen Jesu Christi bekennt, ihn aber in Wirklichkeit nicht kennt.
Ortsgemeinden sind nicht bereit, Missionare auszubilden und auszusenden, solange die Kosten der Nachfolge nicht klar sind.
Zusammenfassung
Der Medienwissenschaftler Marshall McLuhan prägte den Ausdruck: „Das Medium ist die Botschaft.“6
Erstaunlicherweise erschafft in der Bibel die Botschaft tatsächlich das Medium – das Evangelium schafft die Gemeinde! Nun ist es die Aufgabe der Gemeinde, das Evangelium zu bewahren und weiterzugeben. Wenn man die Gemeinde verfehlt, wird man bald auch das Evangelium verfehlen. Wenn man Mission ohne die „Säule und Grundfeste der Wahrheit“ – die Ortsgemeinde – betreibt, wird die Arbeit am Ende vergeblich gewesen sein. Sie wird nicht von Dauer sein. Tatsächlich kann sie nicht von Dauer sein, weil Gott die Gemeinde dazu bestimmt hat, das Evangelium zu bewahren und weiterzutragen.
Das alles bedeutet: Deine Sicht von Mission muss durch die Gemeinde geprägt sein. Da das Medium die Botschaft ist, erfordert treue Mission ein Evangelium, das von Ortsgemeinden verkündet wird und für Ortsgemeinden bestimmt ist, die qualifizierte Männer und Frauen in alle Welt aussenden, um neue Gemeinden zu gründen. Denk daran: Sie pflanzen nur das, was sie kennen. Gemeinden auf dem Missionsfeld werden stark den Heimatgemeinden ähneln.
Fußnoten:
- J. I. Packer, God Has Spoken: Revelation and the Bible (London: Hodder and Stoughton, 1965), 66–67. ↩︎
- Mark E. Dever, Nine Marks of a Healthy Church, 4th ed. (Wheaton, IL: Crossway, 2021), 44. ↩︎
- John. W. Alexander, “Introduction,” in Declare His Glory among the Nations, ed. David M. Howard (Downers Grove, IL: InterVarsity Press, 1977), 15. ↩︎
- John Piper, Let the Nations Be Glad: The Supremacy of God in Missions, 3rd ed. (1993; Grand Rapids, MI: Baker Academic, 2010), 15. ↩︎
- John Bunyan, The Pilgrim’s Progress (Westwood, NJ: Spire Books, 1965), 142. ↩︎
- Marshall McLuhan, Understanding Media: The Extensions of Man (Cambridge, MA: MIT Press, 1994), 7. ↩︎
Dieser Artikel ist eine Adaption aus “Prioritizing Missions in the Church” von Aaron Menikoff und Harshit Singh.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Crossway. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
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