Das Geheimnis der Selbstdisziplin

LeBron James ist der dominierendste Spieler in der heutigen NBA, und einige behaupten, er sei der beste Spieler, den es je gegeben hat. Er trägt den Beinamen „King James“. Seine Dominanz jedoch beruht nicht nur auf seinem außergewöhnlichen, gottgegebenen athletischen Talent. Er hält seinen Körper durch ein äußerst diszipliniertes und strenges Trainings- und Ernährungsprogramm in Bestform.

Fast jeden Tag jedes Jahres unterzieht sich James äußerst anstrengendem körperlichen Training sowie streng kontrollierten Ernährungs- und Flüssigkeitsroutinen. Tatsächlich gibt er jährlich 1,5 Millionen Dollar dafür aus, sich ständig Dingen auszusetzen, die die überwältigende Mehrheit von uns fortwährend vermeidet. Warum?

Weil er NBA-Meisterschaftspokale, eine wachsende Liste persönlicher Erfolge, Auszeichnungen und Rekorde (die bereits eine Meile lang ist) sowie all die Vorteile schätzt, die mit diesen Pokalen und Erfolgen einhergehen. King James übt enorme Selbstdisziplin aus und erträgt eine große Menge Unangenehmes um dessen willen, was ihm Freude bereitet.

James kennt das Geheimnis der Selbstdisziplin (bewusst oder unbewusst), ein Geheimnis, das für uns alle gilt: Freude. Das Geheimnis besteht nicht darin, dass jede strenge Übung der Selbstverleugnung uns Freude bereitet. Das Geheimnis liegt im Preis – in dem, wofür wir bereit sind, Selbstverleugnung auf uns zu nehmen.

Macht im Preis

In der Bibel ist dies kein Geheimnis. Paulus weiß genau, warum LeBron James mehr als eine Million Dollar für seinen Körper ausgibt:

„Wisst ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber nur einer den Preis erlangt? Lauft so, dass ihr ihn erlangt! Jeder aber, der sich am Wettkampf beteiligt, ist enthaltsam in allem — jene, um einen vergänglichen Siegeskranz zu empfangen, wir aber einen unvergänglichen. So laufe ich nun nicht wie aufs Ungewisse; ich führe meinen Faustkampf nicht mit bloßen Luftstreichen, sondern ich bezwinge meinen Leib und beherrsche ihn, damit ich nicht anderen verkündige und selbst verwerflich werde.“ (‭‭1. Korinther‬ ‭9‬:‭24‬-‭27‬)

Darauf kommt es an: Spitzensportler führen keine disziplinierten Leben, weil sie glauben, dass disziplinierte Leben tugendhaft sind. Sie sind keine Stoiker – sie sind Genussorientierte. Sie führen disziplinierte Leben und ertragen alle Arten von Selbstverleugnung, weil sie die Freuden des Preises wollen. Sie glauben, dass die Freuden des „Siegeskranzes“ (oder von Medaillen, Pokalen, Ringen und Rekorden) höhere Freuden sind als die Freuden der Selbstverwöhnung.

Der Unvergängliche Preis

Beachte, dass Paulus ihr Streben nach Belohnung nicht als falsch bezeichnet. Ganz im Gegenteil. Paulus sagt ungeniert, dass das Streben nach einer Belohnung auch seine Selbstdisziplin antreibt und unsere antreiben sollte. Der einzige Unterschied – und es ist ein großer Unterschied – besteht darin, dass die Belohnung, der er nachjagte, ein „unvergänglicher“ Siegeskranz war, den er hier beschreibt:

„ja, wahrlich, ich achte alles für Schaden gegenüber der alles übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe; und ich achte es für Dreck, damit ich Christus gewinne“ (‭‭Philipper‬ ‭3‬:‭8‬)

Christus durch das Evangelium zu gewinnen – alles von Gott und all seine Verheißungen für seine durch das Kreuz versöhnten Kinder für alle Ewigkeit zu empfangen und alle Sünde, den Tod, die Hölle und all ihr begleitendes Elend zu verlieren – war die Belohnung, die Paulus seinen zielgerichteten Fokus gab und seine Selbstdisziplin antrieb.

Die Kraft zur Selbstdisziplin kommt nicht daraus, Selbstdisziplin zu bewundern. Sie kommt nicht daraus, sich zu wünschen, disziplinierter zu sein. Sie kommt nicht daraus, neue Vorsätze, Ideen und Zeitpläne für Selbstdisziplin zu erstellen (obwohl dies hilft, wenn die grundlegende Motivation stimmt). Sie kommt ganz sicher nicht daraus, unsere mangelnde Selbstdisziplin zu verabscheuen und erneut zu beschließen, es besser zu machen – und diesmal meinen wir es ernst. Die Kraft zur Selbstdisziplin kommt vom Preis – von dem, was wir wirklich wollen, der Belohnung, von der wir glauben, dass sie uns das größte Vergnügen verschafft.

Warum bin ich nicht disziplinierter?

Wie oft hast du einen Vorsatz gefasst, ihn fallen lassen und dich gefragt, warum du nicht disziplinierter bist? Ich habe es öfter getan, als ich zugeben möchte. Worin liegt unser Problem?

Zuerst sollten wir anerkennen, dass wir komplexe Wesen sind und zahlreiche Faktoren unsere Fähigkeit zur Selbstdisziplin beeinflussen können. Unsere Genetik, unsere Prägung, vergangene Traumata, verschiedene psychische Belastungen und viele andere Faktoren wirken in unterschiedlichem Maße auf uns ein. Und Gott versteht, wie sie jeden von uns beeinflussen. Er weiß, dass wir nicht alle die gleichen Fähigkeiten zur Selbstdisziplin haben, und hat nicht an uns alle die gleichen Erwartungen. Jesu Prinzip gilt auch hier: „Jedem, dem viel gegeben ist, von dem wird man viel verlangen“ (Lukas 12:48). Deshalb müssen wir vorsichtig sein, wenn wir uns mit anderen vergleichen, und sehr vorsichtig und gnädig, wenn wir andere beurteilen.

Aber diese Faktoren ändern nicht die grundlegende Kraftquelle, die die Fähigkeiten, die wir zur Selbstdisziplin und Selbstverleugnung haben, antreibt: die Freude an der Belohnung, die vor uns liegt (Hebräer 12:2).

Wenn der Wille zu versagen scheint

Oft führen wir unsere Misserfolge in der Disziplin auf mangelnde Willenskraft zurück. Wir sehen einen LeBron James und denken, wenn wir nur etwas von seinem eisernen Willen hätten, könnten wir durchhalten. Aber Willenskraft ist nicht unser Problem – zumindest nicht so, wie wir es normalerweise denken. Wenn wir einen Vorsatz aufgeben, ist es tatsächlich unsere Willenskraft, die ihn übergeht.

Unser Wille gehorcht immer unseren Wünschen — unseren echten Wünschen, nicht unseren Wunschvorstellungen. Und unsere echten Wünsche beruhen auf unseren echten Überzeugungen, nicht auf unseren Fantasieüberzeugungen.

Wenn wir also ein neues Selbstdisziplin-Programm nicht durchhalten können, liegt es sehr wahrscheinlich daran, dass unser Vorsatz auf einer Fantasie-Belohnung beruhte. Typischerweise stellen wir uns vor, wie sich die Vorteile des Erreichens eines Ziels anfühlen könnten — vielleicht ein fitter Körper, die Bibel in einem Jahr zu lesen, ein beruflicher Aufstieg, die Frucht intensiver Fürbitte, ein finanzielles Sparziel oder eine neue Kühnheit in der Evangelisation. Was wir uns vorstellen, erscheint uns wünschenswert. Wir spüren einen Schub an Inspiration und fassen einen Vorsatz. Wir denken (oder wollen denken), dass unsere Inspiration aus einer neuen Überzeugung stammt, dass uns die vorgestellte Belohnung glücklich machen wird.

Aber sobald wir die Unannehmlichkeiten der Selbstverleugnung erleben, verfliegt die Inspiration und das Ziel erscheint uns nicht mehr lohnenswert, sodass wir aufgeben. Was ist passiert? Wir mochten die Vorstellung der Belohnung, aber die Belohnung selbst war nicht real genug, um unsere Disziplin anzutreiben – wir glaubten wirklich nicht daran. Es war eine Fantasie. Und als die Fantasie sich auflöste, merkten wir, dass wir eine andere Belohnung mehr wollten, und unser Wille folgte.

Es war nicht ein Mangel an Willenskraft; es war ein Mangel an Belohnungskraft.

Blick auf den Preis

Deshalb sagte Paulus: „Ich laufe nicht ziellos“ (1 Korinther 9:26). Wie LeBron James oder die antiken Olympioniken „lief“ Paulus mit den Augen auf den Preis gerichtet, den er wirklich wollte — den Preis, von dem er glaubte, dass er ihm das größte Glück bringen würde.

Das ist der Schlüssel zur Selbstdisziplin: unser echtes Vertrauen, dass die Freuden einer Belohnung die Verzicht auf geringere Freuden wert sein werden. Und genau das nährt die geistliche Frucht der Selbstbeherrschung in unserem Leben (Galater 5:23): die Belohnungen, die der Geist uns bietet, mehr zu wollen als die Belohnungen, die Sünde oder die Welt uns bieten.

Das sind wirklich gute Nachrichten für diejenigen von uns, die mit Selbstdisziplin kämpfen! Wenn wir das Reich Gottes an die erste Stelle setzen (Matthäus 6:33), wenn der überragende Wert, Christus zu erkennen, uns dazu bringt, alles andere als Dreck zu betrachten (Philipper 3:8), dann besteht das Heilmittel des Geistes für unser Problem nicht in noch mehr verbissenen, pflichtmotivierten Anstrengungen, disziplinierter zu sein. Vielmehr lädt uns der Geist zu größerer Freude ein. Er will, dass wir die unvergängliche Belohnung, die Gott uns von ganzem Herzen schenken möchte, erforschen und betrachten – und darum bitten, dass die Augen unseres Herzens erleuchtet werden, sie zu sehen (Epheser 1:17) – in dem Wissen, dass je mehr wir danach streben zu sehen, desto mehr wird er offenbaren und uns helfen zu glauben. Und je mehr das geschieht, desto mehr werden wir Selbstdisziplin nicht als lästige Pflicht betrachten, die wir vermeiden sollten, sondern als Mittel zu der Freude, die wir wirklich wollen.

Wenn Sportler die Motivation verlieren, ermahnen sie ihre Trainer, den Blick auf den Preis zu richten. Genau das ist Paulus’ Ermahnung an uns, wenn er sagt: „So lauft, dass ihr ihn erlangt“ (1 Korinther 9:24). Denn beständige Selbstdisziplin zur Ehre Gottes wird immer durch ein intensives Verlangen nach mehr Freude an Gott angetrieben.


Dieser Beitrag erschien zuerst bei Desiring God. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung. Übersetzt von Lynn Wiebe.
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