Der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen

Einige auslegende Anmerkungen, Beobachtungen und mögliche Schlussfolgerungen zum Baum des Lebens und dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen:

1. Unter all den Bäumen im Garten Eden hob Gott zwei besondere Bäume hervor: den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.

„Und Gott der HERR ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume hervorgehen, begehrenswert anzusehen und gut zur Speise, und den Baum des Lebens mitten im Garten, und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.“ (1. Mose 2:9)

2. Gott erlaubte Adam, von allen Bäumen zu essen, außer vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, und warnte ihn, dass der Tod die Folge sein würde wenn er es doch tut.

„Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du gewiss essen; aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben.“ (1. Mose 2:16–17)

3. Nachdem Eva von der Schlange verführt worden war, aß sie vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, und Adam tat es ihr gleich.

„Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen war und ein begehrenswerter Baum, Einsicht zu geben. Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und er aß.“ (1. Mose 3:6)

„Da wurden ihnen beiden die Augen geöffnet, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Und sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.“ (1. Mose 3:7)

4. Nachdem sie vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen gegessen hatten – auch um „weise“ zu werden – besitzt Adam nun die Erkenntnis von Gut und Böse wie Gott, außerdem erkennt er, dass er und Eva nackt sind.

„Die Frau sah, dass der Baum begehrenswert war, um weise zu machen.“ (1. Mose 3:6)

„Da wurden ihnen beiden die Augen geöffnet, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Und sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.“ (1. Mose 3:7)

„Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses.“ (1. Mose 3:22b–24)

5. Nachdem Adam Gottes Gebot in Bezug auf den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen übertreten hatte, verbot Gott ihm, vom Baum des Lebens zu essen, damit er nicht in diesem Zustand ewig lebe; deshalb bewacht Gott den Baum.

„Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses. Nun aber, dass er nicht seine Hand ausstrecke und auch vom Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe! Da schickte ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden hinaus, den Acker zu bebauen, von dem er genommen war. Und er vertrieb den Menschen und ließ östlich vom Garten Eden die Cherubim lagern und die Flamme des blitzenden Schwertes, zu bewachen den Weg zum Baum des Lebens.“ (1. Mose 3:22b–24)

6. Was bedeutet die hebräische Redewendung „Gutes und Böses erkennen/verstehen/unterscheiden“?

6.1. Es ist etwas, das Gott – und wahrscheinlich auch die Engel – besitzen.

„Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses.“ (1. Mose 3:22a)

„Da dachte deine Magd: Das Wort meines Herrn, des Königs, wird mir Ruhe geben; denn mein Herr, der König, ist wie der Engel Gottes, Gutes und Böses zu erkennen. Der HERR, dein Gott, sei mit dir!“ (2. Samuel 14:17)

6.2. Es ist etwas, das kleine Kinder nicht besitzen.

„Und eure Kinder, von denen ihr sagtet, sie würden eine Beute werden, und eure Söhne, die heute weder Gutes noch Böses erkennen, die sollen hineinkommen; ihnen will ich es geben, und sie sollen es in Besitz nehmen.“ (5. Mose 1:39)

„Sauerrahm und Honig wird er essen, wenn er versteht, das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen.“ (Jesaja 7:15)

6.3. Es ist etwas, das ältere Menschen vielleicht nicht mehr besitzen.

„Ich [=David] bin heute achtzig Jahre alt. Kann ich noch unterscheiden, was gut ist und was nicht? …“ (2. Samuel 19:36)

6.4. Es ist etwas, das Gott einem geben kann.

„So gib deinem Knecht [=Salomo] ein hörendes Herz, dein Volk zu richten, zu erkennen Gutes und Böses; denn wer vermag dieses dein großes Volk zu richten?“ (1. Könige 3:9)

6.5. Vielleicht kann man es in diesem Fall am besten, als „reife oder eigenständige Weisheit, Einsicht, Urteilsvermögen“ verstehen, wobei der Baum einen unrechtmäßigen Weg darstellt, all das zu erlangen.

Franz Delitzch:

“Der Baum der Erkenntnis sollte den Menschen zur Erkenntnis des Guten und Bösen führen; und nach göttlicher Absicht sollte dies dadurch erreicht werden, dass er nicht von seiner Frucht aß. Dieses Ziel sollte nicht nur dadurch erreicht werden, dass der Mensch in der durch das Verbot gesetzten Grenze den Unterschied zwischen dem, was dem Willen Gottes entspricht, und dem, was ihm nicht entstpricht, erkannte, sondern dadurch, dass er durch Gehorsam gegenüber dem Verbot verstand, dass alles, was dem Willen Gottes widerspricht, ein Übel ist, welches es zu meiden gilt und dass er durch freiwilligen Widerstand gegen solches Übel, durch die ihm ursprünglich verliehene Freiheit der Wahl, zur wahren Freiheit einer bewussten und überlegten Entscheidung für das Gute gelangt. Durch Gehorsam gegenüber dem göttlichen Willen wäre er so zu einer gottähnlichen Erkenntnis des Guten und Bösen gelangt, d. h. zu einer Erkenntnis, in Relation seiner eigenen Ähnlichkeit zu Gott. Er hätte das Böse im herannahenden Versucher erkannt; aber statt ihm nachzugeben, hätte er ihm widerstanden und sich dadurch bewusst und aus freiem Willen für das Gute entschieden. Auf diese Weise wäre er, durch richtige Selbstbestimmung, allmählich in den Genuss wahrer Freiheit gelangt. Da er jedoch diesen von Gott bestimmten Weg nicht einhielt und die verbotene Frucht in Widerspruch zum Gebot Gottes aß, offenbarte sich die von Gott verliehene Kraft der Frucht in anderer Weise. Er erkannte den Unterschied zwischen Gut und Böse durch seine eigene schuldhafte Erfahrung und wurde, indem er das Böse in seine eigene Seele aufnahm, Opfer des angedrohten Todes. So brachte durch seine eigene Schuld der Baum, der ihm zur wahren Freiheit hätte verhelfen sollen, nichts als eine trügerische Freiheit der Sünde und mit ihr den Tod und das ganz ohne eine dämonische Zerstörungskraft die in dem Baum schlummerte oder ein tödliches Gift das in seiner Frucht wäre.”

C. John Collins bestätigt das:

“Gott hatte vorgesehen, dass die Menschen durch diesen Baum das Gute und das Böse erkennen sollten: entweder von oben, als Herrscher über die Versuchung, oder von unten, als Sklaven der Sünde.”

7. Im Buch der Sprüche wird der Baum des Lebens bildhaft in Verbindung gebracht mit Weisheit und Einsicht, der Frucht der Gerechtigkeit, erfülltem Verlangen und einer sanften Zunge.

„Sie ist ein Baum des Lebens für alle, die sie ergreifen, und wer an ihr festhält, ist glücklich zu preisen.“ (Sprüche 3:18)

„Die Frucht des Gerechten ist ein Baum des Lebens, und wer Seelen gewinnt, ist weise.“ (Sprüche 11:30)

„Langes Warten macht das Herz krank; ein erfülltes Verlangen aber ist ein Baum des Lebens.“ (Sprüche 13:12)

„Eine heilsame Zunge ist ein Baum des Lebens; aber Verkehrtheit darin zerbricht den Geist.“ (Sprüche 15:4)

8. Diejenigen in den neuen Himmeln und der neuen Erde werden die Frucht vom Baum des Lebens für alle Ewigkeit genießen.

„Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist.“ (Offenbarung 2:7b)

„Mitten auf dem Platz der Stadt und auf beiden Seiten des Stromes, der Baum des Lebens mit zwölf Arten von Früchten; jeden Monat bringt er seine Frucht, und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker.“ (Offenbarung 22:2)

„Glückselig sind, die ihre Gewänder waschen, damit sie Anrecht haben an dem Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen.“ (Offenbarung 22:14)

„Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buches dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben ist.“ (Offenbarung 22:19)


Dieser Beitrag erschien zuerst bei The Gospel Coalition. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung. Mehr von The Gospel Coalition.

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