Abstract:
Die Juden im Alten Testament sollten koscher essen, ihnen war der Verzehr von Schweinefleisch also verboten. Auch Jesus hat als Jude sehr wahrscheinlich kein Schweinefleisch gegessen. Im Neuen Testament sieht die Sache allerdings anders aus: dort wird die Wahl des Essens der persönlichen Gewissensfreiheit unterstellt. Christen dürfen also Schweinefleisch essen, wenn sie es wollen.
Juden und Schweinefleisch: Eine schwierige Beziehung
In der Thora, die sich im Alten Testament befindet, wird das Schwein als ein unreines Tier bezeichnet und der Verzehr von Schweinefleisch war den Israeliten somit strikt verboten:
7 das Schwein [dürft ihr nicht essen], denn es hat gespaltene Hufe, und zwar wirklich aufgespaltene Hufe, aber es käut nicht wieder: unrein soll es euch sein. 8 Von ihrem Fleisch dürft ihr nicht essen und ihr Aas nicht berühren; unrein sollen sie euch sein.
Lev 11,7-8 (par. Dtn 14,8)
Das Zweite Makkabäerbuch (1. Jh. v.Chr.) zeigt, dass die Juden auch während der Zeit des Zweiten Tempels das Essen von Schweinefleisch kategorisch ablehnten. Dort wird nämlich der Märtyrertod des Eleasar wie folgt beschrieben:
18 Eleasar war einer der angesehensten Schriftgelehrten, ein schon betagter und sehr schöner Mann; dem sperrte man mit Gewalt den Mund auf, weil er Schweinefleisch essen sollte. 19 Aber er wollte lieber in Ehren sterben als in Schande leben und ließ sich freiwillig martern 20 und spie es aus, wie es sich ziemt für die, die sich standhaft weigern, aus Liebe zum Leben Verbotenes zu essen.
2. Makk 6,18-20

Als Jude hat Jesus mit sehr großer Wahrscheinlichkeit kein Schweinefleisch gegessen. Dennoch hat er mit einigen seiner Aussagen die Speisegebots-Frömmigkeit seiner jüdischen Zeitgenössen stark relativiert. Zum Beispiel sagte er im Matthäusevangelium:
11 Nicht was in den Mund hineingeht, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Mund herausgeht, das verunreinigt den Menschen.
Mt 15,11
Christen und Schweinefleisch: Freiheit
Als eine Abspaltung des Judentums musste sich das frühe Christentum in der ersten Zeit auch über die Bedeutung der jüdischen Speisegebote Gedanken machen. Im Neuen Testament gibt es die ganz klare Tendenz, dass es für die Christus-Nachfolger keine Speisegebote mehr gibt. Sie haben die Freiheit das zu essen, was sie wollen. Paulus schreibt im Römerbrief:
2 Einer glaubt, er dürfe alles essen; der Schwache aber isst Gemüse. 3 Wer isst, verachte den nicht, der nicht isst; und wer nicht isst, richte den nicht, der isst! Denn Gott hat ihn aufgenommen … 6 … Und wer isst, isst dem Herrn, denn er sagt Gott Dank… 14 Ich weiß und bin überzeugt in dem Herrn Jesus, dass nichts an sich unrein ist; nur dem, der etwas als gemein ansieht, dem ist es unrein.
Röm 14,2-3.6.14
Mit den „Schwachen“ sind hier die Christen gemeint, die wegen ihrer jüdischen Prägung bestimmte Speisen nicht essen wollten. Die „Starken“ hingegen sind die Heidenchristen, die kein Problem mit „unreinem“ Essen hatten. Paulus sagt an dieser Stelle sehr deutlich, dass das Essen an sich nicht rein oder unrein sein kann, sondern, dass das persönliche Gewissen hier entscheidend ist.
Der theologische Grund dafür ist zum einen, dass durch Jesus Christus die Gültigkeit der Thora aufgehoben wurde und zum anderen, dass Frieden zwischen den gläubigen Juden und Heiden hergestellt werden sollte. Die Speisegebote hätten ansonsten für eine zusätzliche Trennung zwischen den thoratreuen Juden und den Heiden, die alles gegessen haben, geführt. Paulus sagt dazu:
15 Er hat das Gesetz der Gebote in Satzungen beseitigt, um die zwei – Frieden stiftend – in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen 16 und die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, durch das er die Feindschaft getötet hat
Eph 2,15-16
Fazit: Christen dürfen Schweinefleisch essen, es sei denn, sie können es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren.
Ob Christen Schweinefleisch essen dürfen ist eine berechtigte Frage, aber es gibt wichtigere Dinge im Leben. Im christlichen Glauben geht es tatsächlich um mehr als nur um Gebote und Verbote. Das Zentrum des Christentums ist eine Person, nämlich Jesus Christus, der Sohn Gottes. Wer an diese Person glaubt, der wird von seinen Unzulänglichkeiten, seinen Sünden, seiner Schuld befreit und darf ein befreites Leben führen. Wenn du mehr über ihn erfahren willst, empfehle ich dir, mit dem Markusevangelium zu starten. Dort findest du eine Biografie über das Leben von Jesus. Danach kannst du gerne den Römerbrief von Paulus lesen. Er erklärt dort die Grundlage des christlichen Glaubens, das Evangelium.