Brandl's Blog

Gedanken von Pfarrer Brandl.

Ich frage mich: wie hat Dietrich Bonhoeffer „seinen Glauben“ unter den verschärften Bedingungen der Haft und der Lebensgefahr gelebt?
Was hat ihm geholfen in der Einsamkeit zu bestehen? Was tröstete ihn in dunklen Stunden der Niedergeschlagenheit? Wodurch fand er Hoffnung für den nächsten Tag oder die Kraft, seinen Gegnern zu begegnen? Woher nahm er die Geduld die Fremdbestimmung durch den Gefängnisalltag zu bestehen? 

Auf diese Suche möchte ich Sie in den nächsten Wochen mitnehmen. Zweimal in der Woche (Dienstags und Freitags) werde ich meine subjektive Lektüre und Auswahl aus den gelesenen Briefen hier vorstellen. 

 

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 In diesen Tagen der Unsicherheit und Abschottung suchen viele Menschen nach dem,
was sie durch den brüchig gewordenen Alltag tragen könnte. Sie suchen nach dem,
was Mut machen oder Hoffnung verleihen könnte in Augenblicken der Mut- und Ausweglosigkeit. Aber auch nach dem, was sie mit anderen verbindet über die räumliche Trennung hinweg: Wege des Zusammenbleibens, des Miteinanders, der Gegenseitigkeit.  

Auch ich suche danach. Natürlich gibt es da die Bibel, die Psalmen, das Gesangbuch mit vertrauten Liedern und Gebeten, aber dennoch bleibt bei mir ein gewisses Ungenügen, ein Art Unruhe.

Nicht nur ich halte Ausschau nach einer Art von „Vorbildern“, nach bewährten Erfahrungen, die  Orientierung geben für eine Zeit, in der so viel ungewiss ist. Ich merke, wie ungeübt ich bin, mit dieser Art von Herausforderungen umzugehen. Die gewohnten Strategien von Krisen- und Konfliktbewältigung taugen nur bedingt, je weniger, so habe ich den Eindruck, desto länger die Belastungen und Bedrohungen andauern. Ich reagiere dünnhäutiger und ungeduldiger, vielleicht weil das scheinbar Rettende (der Impfstoff) aus der Gefahr näher scheint, denn je. 

Eher zufällig bin ich bei dieser Suche auf die Briefe Dietrich Bonhoeffers aus dem Gefängnis gestoßen. Beim Blättern in dem Buch ist mir aufgefallen, dass es neben den großartigen (aber oft schwer verständlichen) theologischen Gedanken, die dann später so starke Wirkung entfalten sollten, eine „andere“ Seite Dietrich Bonhoeffers zu entdecken gibt, die eines Menschen, der am Anfang seiner Haft noch selbstbewusst meint, er sei das Alleinsein geübt, der dann später seinem engsten Freund Eberhard Bethge gesteht, wie ihn die Isolation und Ungewissheit zusetzen. Ihm schreibt er - in geschmuggelten Briefen - wie er mit dieser ungewohnten Herausforderung umgehen lernt.

Ich beginne die Briefe jetzt noch einmal anders zu lesen. Ich lese sie jetzt mit den Augen des Suchenden. Ich suche in diesen Tagen nach dem, was mich in meiner Unsicherheit und der Isolation hält und trägt. Vielleicht finde ich im Ringen Dietrich Bonhoeffers eine Art Spiegel, in dem ich mich und meinen christlichen Glauben in dieser ungewohnten Lebenslage neu erkennen und leben kann? 

Ich frage mich: wie hat Dietrich Bonhoeffer „seinen Glauben“ unter den verschärften Bedingungen der Haft und der Lebensgefahr gelebt? Was hat ihm geholfen in der Einsamkeit zu bestehen? Was tröstete ihn in dunklen Stunden der Niedergeschlagenheit? Wodurch fand er Hoffnung für den nächsten Tag oder die Kraft, seinen Gegnern zu begegnen? Woher nahm er die Geduld die Fremdbestimmung durch den Gefängnisalltag zu bestehen? 

Auf diese Suche möchte ich Sie in den nächsten Wochen mitnehmen. Zweimal in der Woche (Dienstags und Freitags) werde ich meine subjektive Lektüre und Auswahl aus den gelesenen Briefen hier vorstellen. 

Die Briefe aus dem Gefängnis sind gesammelt in verschiedenen Ausgaben unter dem Titel „Widerstand und Ergebung“. Ich lese in einer Ausgabe, die nicht nur die Briefe seines Freundes Eberhard Bethge, sondern auch die seiner Familie und einiger anderer Freunde enthält.

Wer mit mir ins Gespräch kommen möchte, kann mich anschreiben unter:

thomasbrandl@posteo.de

Pfarrer Thomas Brandl

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