Gott meint es gut

Die Bibel lehrt uns, dass Gott alles in unserem Leben und in der Welt lenkt. Doch oft scheint unser Leben und unsere Welt völlig außer Kontrolle zu geraten.

Eine der hilfreichsten Stellen in der Schrift, die uns eine neue Perspektive schenkt, ist das Leben Josefs. Hier begegnet uns ein gerechter Mann, der über lange Zeit hinweg intensives Leid erfährt – scheinbar ohne Grund. Sein Leben wirkt wie ein undurchschaubares Knäuel aus Pech und ungerechter Bedrängnis. Und doch kann Josef rückblickend zu seinen Brüdern, die der Auslöser all dessen waren, sagen: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen; aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk“ (1. Mose 50:20).

Wir sehen Gottes Absichten vielleicht nicht immer so klar wie Josef – weder im Rückblick noch im Voraus. Doch sein Beispiel hilft uns zu glauben: Ob wir es erkennen oder nicht, Gott ist souverän und führt seinen vollkommenen Plan aus.

Scheinbares Chaos

Josefs Leben schien ein einziges Chaos zu sein, das von einer Katastrophe zur nächsten taumelte. Besonders schmerzhaft: All diese Leiden trafen ihn, nachdem Gott ihm Großes verheißen hatte. In zwei Träumen (die Josef später als „von Gott festgesetzt“ deutet, 1. Mose 413:2) versprach Gott ihm Ehre, Ruhm und Erfolg. Doch die Realität sah völlig anders aus. Die nächsten dreizehn Jahre waren für Josef ein Albtraum aus Enttäuschung und Leid, aus dem es kein Erwachen gab.

Die Brüder, die ihn eigentlich so sehr ehren sollten, dass sie sich vor ihm verneigen, werfen ihn in einen leeren Brunnen, um ihn verhungern zu lassen. Dann verkaufen sie ihn als Sklaven, um wenigstens noch Geld an ihm zu verdienen.

In Ägypten wird Josef verkauft und von der Frau seines Herrn verführt. Weil er der Versuchung widersteht, wird er verleumdet und ins Gefängnis geworfen – vermutlich für zehn Jahre.

Ein Hoffnungsschimmer keimt auf, als er den Traum des Mundschenks deutet, der daraufhin begnadigt wird. Doch die Hoffnung auf eigene Freilassung zerschlägt sich, als der Mundschenk ihn vergisst und Josef zwei weitere Jahre im Gefängnis bleibt.

Vielleicht erkennst du dich in Josefs Geschichte wieder. Hast du das Gefühl, mehr als deinen Anteil an Katastrophen und Enttäuschungen erlitten zu haben? Nichts scheint so zu laufen, wie du es dir erhofft hast? Gerade wenn du denkst, es könne nicht schlimmer kommen, folgt die nächste Hiobsbotschaft. Vielleicht leidest du seit Jahren an chronischen Schmerzen, lähmender Schwäche, Verfolgung am Arbeitsplatz, in der Schule oder sogar in deiner eigenen Familie. Wurdest du verleumdet und zu Unrecht beschuldigt? Was ist mit dem scheinbaren Chaos der letzten Jahre – mit Lockdowns, Einschränkungen, Isolation, Streit in der Gesellschaft und sogar in der Gemeinde?

Was ist die Antwort? Vertraue Gott. Das Wesen des Glaubens besteht darin, zu vertrauen, wenn wir das große Ganze nicht sehen, wenn uns Informationen und Antworten fehlen. Wenn wir alle Antworten hätten, bräuchten wir keinen Glauben. Glaube ist nur dann nötig, wenn wir nicht alle Fakten kennen. In Hebräer 11:1 heißt es: „Der Glaube ist eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Obwohl Josef vieles nicht wusste, hielt er an dem fest, was er wusste: Gott ist souverän und wird alle seine Verheißungen zur rechten Zeit erfüllen.

Tatsächliche Kontrolle

In den 1990er Jahren waren „Magic Eye“-Bilder in Mode. Sie sahen aus wie ein wirres Durcheinander von Farben und Mustern – kein erkennbares Bild. Doch wenn man den Blick „hindurch“ richtete, tauchte plötzlich ein 3D-Bild aus dem Chaos auf.

Mir ist das selten gelungen, aber Josef macht hier etwas Ähnliches: Er richtet seinen Blick auf den Herrn statt auf das scheinbare Chaos seines Lebens – und erkennt Ordnung und Schönheit. „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen; aber Gott gedachte es gut zu machen …“ Gott nimmt böse Taten, die aus bösen Motiven geschehen, und gebraucht sie zum Segen. Wie Johannes Calvin es treffend formulierte: Gott verwandelt Gift in Medizin.

Josefs Brüder verkauften ihn aus böser Absicht als Sklaven; Gott aber bestimmte, dass genau diese Taten zum Guten und zum Segen für viele führen sollten. Potifars Frau verleumdete Josef aus Rachsucht, weil er ihr nicht nachgab; Gott aber gebrauchte dies, damit Josef dem Mundschenk begegnete, dessen Traum deutete und so schließlich vor den Pharao kam, dessen Träume deutete und das Volk rettete.

Gab es keinen einfacheren Weg, Josef nach Ägypten und an den Hof des Pharao zu bringen? Natürlich – Gott hätte es auch bequemer für Josef machen können. Aber vielleicht wäre das nicht gut für Josef gewesen. Vielleicht musste dieser bevorzugte und verwöhnte Sohn erst gedemütigt werden, bevor er mit der zweithöchsten Machtposition der damaligen Welt betraut werden konnte.

Gottes Weisheit bedeutet, dass er das Beste auf die beste Weise tut. Er nimmt unzählige Fäden der Umstände und webt daraus den schönsten Teppich. Im Fall Josefs: „um viele Menschen am Leben zu erhalten“. Die Ägypter, ja – in Gottes allgemeiner Gnade; aber vor allem in seiner besonderen Gnade Josefs Familie – die Familie, aus der eines Tages der Messias, der Retter der Welt, kommen sollte.

Wie oft sehen wir dieses Prinzip in der Schrift! Gott gebraucht gerade das, was der Teufel und unsere Feinde zu unserem Schaden einsetzen wollen, zum Guten. Im Garten Eden mit Adams und Evas Sünde (Röm 5:15); beim Exil nach Babylon (Jer 29:11); bei Hiob (Hiob 23:10) und bei Paulus’ „Dorn im Fleisch“ (2. Kor 12:7–9).

Hast du das nicht auch schon erlebt? Der Teufel plagt deinen Körper mit Schmerzen oder erfüllt deinen Geist mit quälenden Zweifeln. Er meint es böse – will dich schaden, entmutigen, deine Wirksamkeit als Christ lähmen. Aber dein weiser und liebevoller Vater nimmt genau diese Dinge und gebraucht sie, um dir Lektionen beizubringen, die du anders nicht lernen würdest. Und du kannst mit dem Psalmisten sagen: „Es ist gut für mich, dass ich gedemütigt wurde, damit ich deine Ordnungen lerne“ (Ps 119:71).

Und Gott tat es vor allem im gewaltsamen Tod Jesu am Kreuz – des geliebten Sohnes, der Leid und Erniedrigung ertrug, um viele zu retten, der gedemütigt und dann erhöht wurde, vor dem sich seine einstigen Feinde beugen. Jesu Feinde töteten ihn aus Hass, Neid und Bosheit, aber Gott meinte es gut, um viele am Leben zu erhalten.

Wenn Gott imstande ist, selbst den Mord an seinem eigenen Sohn zum Guten zu wenden, gibt es keine Situation in deinem oder meinem Leben, die zu finster wäre, als dass er sie nicht zum Guten wenden könnte. In jeder Lage dürfen wir – im Glauben, wenn nicht im Schauen – sagen: „Gott gebraucht selbst dies zum Guten.“ Das nimmt dem Leid nicht seine Schwere, aber es schenkt uns eine Perspektive, die wir dringend brauchen, damit wir nicht vom scheinbaren Chaos überwältigt werden.


Dieser Beitrag erschien zuerst bei Banner of Truth. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
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