Mindestens so schlimm wie Pornographie

Wenn du an die Art von Prüfungen denkst, die deinen Glauben auf die Probe stellen (Jakobus 1:2), denkst du dann dabei auch an materiellen Wohlstand? Die meisten von uns tun das nicht. Wir neigen dazu, zu denken das Leiden, Widrigkeiten und Verluste, uns in große Not bringen.

Und wenn es irgendwie möglich ist versuchen wir, solche Erlebnisse zu vermeiden. Wenn wir  dennoch solche Erfahrungen machen, dann sind wir ernsthaft darauf bedacht aus diesen Situationen herauszukommen und wir bitten Gott, dass er uns so schnell wie möglich aus diesen notvollen Zeiten herausholt. Denn ein Gott, der seine Kinder liebt, würde doch nicht wollen, dass sie in Not sind, oder? Er würde uns segnen wollen, oder? Richtig. Es sei denn, Not hält größere, reichere geistliche Segnungen für uns bereit. In diesem Fall wären Zeiten der Not größere Geschenke für Gottes Kinder als Zeiten des Überflusses.

Denk an die Berichte, die von kraftvollen Begegnungen mit Gott zeugen. Frag dich selbst, wie viele dieser Zeugnisse, über kraftvolle, transformierende, lebensverändernden, liebevollen und heiligenden Begegnungen mit Gott, das Ergebnis von weltlichem Wohlstand waren. Wenn du wie ich bist, kommst du leer aus. Aber wenn du welche kennst, kannst du sie wahrscheinlich an einer Hand abzählen.

Auf der anderen Seite: Wie viele dieser Zeugnisse betreffen Menschen, die in irgendeiner Weise an ihre Grenzen gebracht wurden? Lass das einen Moment sacken: Wir neigen dazu, Gott in Zeiten der Not intensiver zu suchen als in Zeiten des Wohlstands.

Mindestens so schlimm wie Pornographie

Tatsächlich sollte uns materieller Wohlstand, wenn wir die Bibel ernst nehmen, in gewisser Weise Angst machen, denn die Bibel sagt erschreckende Dinge darüber:

  • Jesus: “[…] Kinder, wie schwer ist es für die, welche ihr Vertrauen auf Reichtum setzen, in das Reich Gottes hineinzukommen! Es ist leichter, dass ein Kamel durch das Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt.” (Markus 10:24-25)
  • Paulus: “Denn die Geldgier ist eine Wurzel alles Bösen; etliche, die sich ihr hingegeben haben, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst viel Schmerzen verursacht. Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge, jage aber nach Gerechtigkeit, Gottesfurcht, Glauben, Liebe, Geduld, Sanftmut!” (1. Timotheus 6:10-11)
  • Jakobus: “Wohlan nun, ihr Reichen, weint und heult über das Elend, das über euch kommt! Euer Reichtum ist verfault und eure Kleider sind zum Mottenfraß geworden; euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird gegen euch Zeugnis ablegen und euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen!” (Jakobus 5:1-3)

Die Gefahren sexueller Sünde (1. Korinther 6:9–11) sollen hier keinesfalls gemindert werden aber hast du jemals bemerkt, dass das Neue Testament viel strengere Warnungen vor den geistlichen Gefahren des materiellen Wohlstands ausspricht als vor sexueller Unmoral? Jesus sagte nicht, dass es für eine sexuell unmoralische Person schwerer ist, in den Himmel zu kommen, als dass ein Kamel durch das Nadelöhr geht. Er sagte das über reiche Menschen. Und die meisten Menschen, die dies lesen, leben in einer der reichsten Nationen der Welt.

Erschreckt uns das? Warum bilden wohlhabende Christen nicht wie verrückt Rechenschaftssgruppen, um uns zu helfen, unser Leben frei von der Liebe zum Geld zu halten (Hebräer 13:5)? Wir wissen, dass die Desensibilisierung gegenüber sexuell unmoralischen Bildern oder Videos gefährlich für unsere Seelen ist, aber sind wir überhaupt imstande, die Auswirkungen des Wohlstands nach vielen Jahrzehnten des Lebens in einer wohlhabenden Kultur zu erkennen? Wie hat es uns beeinflusst? Wie desensibilisiert sind wir – besonders im Hinblick darauf, dass Wohlstand laut der Bibel mindestens genauso geistlich gefährlich ist wie Pornografie?

Überprüfung unseres Umgangs mit Überfluss

Ein weiterer Punkt, den es zu beachten gilt: Höre dir an, wie Paulus über Überfluss spricht, als er seinen Dankesbrief an die Christen in Philippi schreibt, weil sie ihm im Gefängnis seine Bedürfnisse erfüllt haben:

„Nicht wegen des Mangels sage ich das; ich habe nämlich gelernt, mit der Lage zufrieden zu sein, in der ich mich befinde. Denn ich verstehe mich aufs Armsein, ich verstehe mich aber auch aufs Reichsein; ich bin mit allem und jedem vertraut, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden. Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus.“ (‭‭Philipper‬ ‭4‬:‭11‬-‭13‬)

Kommt es dir seltsam vor, dass Paulus über Überfluss auf dieselbe Weise spricht wie über Mangel? Er spricht von beidem als etwas, das Glauben erfordert – das heißt, beides sind unterschiedliche Arten von Glaubensprüfungen. Im Laufe vieler Prüfungen und Tests hat er das Geheimnis gelernt, wie man mit beiden Situationen umgeht.

Wir wissen, dass materiell Mangel zu leiden eine Prüfung ist. Aber betrachten wir materiellen Überfluss auch als eine Prüfung? Wenn nicht, könnte es daran liegen, dass wir zu sehr daran gewöhnt sind, uns damit wohl zu fühlen – sodass wir gegenüber seiner Wirkung abgestumpft sind. Und wenn das so ist, befinden wir uns in einer gefährlichen Lage.

Überfluss verdeckt leicht unsere Schwächen und vermittelt uns ein trügerisches Gefühl der Sicherheit – und oft ein falsches Gefühl der Unabhängigkeit. Die Gefahr liegt gerade darin, dass es sich nicht gefährlich anfühlt. Wir mögen das Gefühl, das es uns gibt. Da wir Menschen sind, deren sündiger, selbstbezogener Stolz viel durchdringender und mächtiger ist, als uns meist bewusst ist, lieben wir das Gefühl von Selbstbestimmung und die verwöhnenden Möglichkeiten, die Reichtum bietet. Wir lieben es, uns nicht bedürftig zu fühlen. Das erscheint uns als normal.

Aber laut Jesus sind wir vollkommen bedürftig. Wir brauchen ihn so wie die Reben den Weinstock brauchen (Johannes 15:5). Das Problem ist, dass Wohlstand dazu neigt, dieses Bedürfnis zu verschleiern. Und deshalb ist für die meisten Menschen Überfluss, geistlich ein größeres Problem als Mangel zu leiden. In der Not treten wir eher mit unseren wahren Bedürfnissen vor Gott. Mangel hat eine demütigende Wirkung. Doch im Überfluss verlieren wir schneller den Bezug zu unseren wahren Bedürfnissen – und das nährt unseren Stolz.

Stärke im Überfluss

Wenn wir im Wohlstand leben, müssen wir die Warnungen der Bibel ernsthaft zu Herzen nehmen. Aus Liebe zueinander müssen wir einander helfen, unser Leben frei von der Geldliebe zu halten – und frei von all dem, was es mit sich bringt. Wir müssen genauso wachsam darin sein, im Wohlstand rein zu leben, wie wir danach streben, sexuell rein zu leben. Geld und Sexualität sind beide Gaben Gottes – aber beide können uns auch zerstören, wenn wir nicht achtsam mit ihnen umgehen.

Es erfordert enorme geistliche Kraft, sich nicht von materiellem Reichtum verführen zu lassen, unser Vertrauen auf Gott auf den materiellen Überfluss zu verlagern. Bleibe wachsam gegenüber der Verführung durch Wohlstand. Wohlstand verspricht Glück, Sicherheit und Unabhängigkeit – aber ohne die Gnade Gottes, ohne einen reifen, ganz dem Herrn hingegebenen Glauben, wird er zu vielen Schmerzen führen (1. Timotheus 6:10). Denn Geld ist ebenso verführerisch wie Sexualität – vielleicht sogar noch mehr.

Erinnere dich an Paulus’ Klage über jene, deren Liebe zum Geld sie vom Glauben abgebracht hat (1. Timotheus 6:10). Erinnere dich an Jesu Klage über den reichen Mann, der ihm nicht folgen wollte, weil er viele Besitztümer hatte (Markus 10:21–23). Und erinnere dich an Paulus’ eigenes Beispiel:

„Denn ich verstehe mich aufs Armsein, ich verstehe mich aber auch aufs Reichsein; ich bin mit allem und jedem vertraut, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden. Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus.“ (Philipper‬ ‭4‬:‭12‬-‭13‬)

Wir brauchen Kraft, um im Überfluss leben zu können.

Wir brauchen Kraft, um dem Lockruf des Wohlstands zu widerstehen.

Und deshalb brauchen wir in Zeiten des Überflusses unbedingt Gottes Kraft und wahrscheinlich gerade in diesen Zeiten noch mehr als in Zeiten des Mangels.

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