Noch schöner, als schönes Aussehen

Wie viele Frauen stehen vor dem Spiegel und stehen dabei vor Frauen, die sie als unansehnlich, ja sogar hässlich empfinden? Wir finden unser Haar zu dünn, unsere Haut zu fleckig, unsere Schultern eingefallen, unsere Arme zu schlacksig. Selbst die kleinsten Körperteile – Ohren, Zehen, Backenzähne – stehen unter Kritik. Sie sind zu spitz, zu schief, zu gelb. Fast jeder Teil von uns könnte etwas mehr Gewicht gebrauchen, oder weniger, oder eine andere Form, Struktur oder Farbe. 

Und wie viele Frauen, die über ihr Aussehen klagen, werden mit Psalm 139 getröstet?

Denn du hast meine Nieren gebildet; du hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir dafür, dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl! (Psalm 139:13-14)

Vielleicht hast du deine Mentorin in deinen Kampf mit dem eigenen Körperbild eingeweiht, nach einer Hilfe gegen Selbstverachtung gesucht, oder im Vorbeigehen einer Freundin deine Kleidergröße beklagt. Wie auch immer die Situation aussah – die meisten von uns kennen eine bestimmte Antwort auswendig: „Aber erinnerst du dich an Psalm 139? Du bist erstaunlich und auf wunderbare Weise gemacht, im Ebenbild Gottes! Das macht dich schön. Also hör auf zu glauben, dass du nicht schön bist, fang an zu glauben, dass du schön bist – und dann werden deine Probleme mit dir selbst allmählich verschwinden.“

Natürlich formulieren Seelsorger und verlässliche Quellen es einfühlsamer und ergänzen weitere Wahrheiten aus der Schrift. Aber vielleicht wird uns meistens gesagt (und wir wollen, dass es uns gesagt wird), dass unsere Körperprobleme Schönheitsprobleme seien. Wenn wir nur begreifen könnten, wie wunderschön Gott uns kreiert hat und wie er uns jetzt sieht! Dann würden sich sicherlich die dunklen Wolken der Selbstverachtung verziehen und hellen Himmeln des Selbstwertgefühls Platz machen. 

Aber wie viele Frauen wissen, dass sie es nicht tun werden?

Bedürftig nach mehr als Schönheit

Es ist nicht falsch, Frauen auf Psalm 139:13-14 hinzuweisen, um ihnen zu sagen, wer sie geschaffen hat und ihnen dann zu versichern, dass sie deshalb schön sind. Seine Herrlichkeit durchflutet jedes Atom der Schöpfung (Psalm 19:2), und die Atome des Menschen tragen in besonderer Weise sein Ebenbild (1. Mose 1:27). Frauen sind in der Tat schön. 

Und doch geht dieser Rat oft zu schnell von Gott weg, um wirklich dauerhaft zu helfen. Manchmal glauben wir fälschlicherweise, wie Ed Welch schrieb, dass „Gottes Aufgabe darin besteht, uns ein besseres Gefühl über uns selbst zu geben, als wäre ein besseres Gefühl über uns selbst unser tiefstes Bedürfnis“ (When People Are Big and God Is Small, S. 20). Aber besser über sich selbst zu denken, ist, wie einen dünnen, kurzlebigen Balsam auf unserer verwitterten Seele aufzutragen- vergleichbar mit Concealer auf Hautunreinheiten. Der Tag endet, und mit einem Wisch des Waschlappens treten alle Flecken, Beulen und Falten wieder zutage. Selbstverachtung erhebt erneut ihren selbst zentrierten Kopf. 

Denn letztlich liegt das Problem einer Frau nicht darin, zu gering von sich selbst zu denken, sondern darin, zu wenig an ihren Schöpfer zu denken. Und die Lösung besteht nicht darin, ein besseres Bild von ihrem Aussehen zu entwickeln, sondern darin, über ihren Gott nachzusinnen. Frauen wurden für ewige Anbetung geschaffen – nicht für tägliche Dosen Selbstwertgefühl. 

Und tatsächlich bietet Psalm 139:13-14 – gerade jene Stelle, zu der wir vielleicht auf der Suche nach Selbstwertgefühl greifen – eine weitaus seelenzufriedenstellerndere Antwort auf unsere Kämpfe mit dem eigenen Körper. Statt König Davids Worte zur Selbstbespiegelung zu benutzen, lasst uns die Herrlichkeit Gottes betrachten, die diese Verse durchdringt. Er ist kreativ, er ist mächtig, er ist nahe – und er ist absolut imstande, uns so sehr mit ihm selbst zu überwältigen, dass wir nicht länger schön sein müssen. Wir werden zu sehr mit der Anbetung beschäftigt sein. 

„Frauen wurden für ewige Anbetung geschaffen – nicht für tägliche Dosen Selbstwertgefühl.“

Preise ihn für die inneren Teile

Wir greifen oft auf Davids Worte zurück, wenn wir mit unserem äußeren Erscheinungsbild kämpfen. Aber ist dir schon einmal aufgefallen, dass sich die Verse eigentlich auf die Teile von uns konzentrieren, die wir nicht sehen können?

Du hast meine Niere gebildet; du hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter“ (Vers 13)

Gott hat tatsächlich unsere Gesichter geformt. Er hat jeden einzelnen Haarstrang zusammengefügt. Aber was für ein Schöpfer ist das, dessen Hände „alles erschaffen haben … im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare“ (Kolosser 1:16)?

Wenn Schönheit nur hauttief ist, dann ist es nicht Gottes Schöpfungskraft. Der menschliche Körper enthält „einen unvorstellbaren Reichtum an Detail, jeder einzelne Punkt davon aus den Gedanken Gottes hervorgegangen“ (Derek Kidner, Psalms: 73-150, 503). Was würde passieren, wenn wir das nächste Mal vor dem Badezimmerspiegel stehen und unseren Bauch kritisch beäugen, die Augen schließen, tief durchatmen und Gott für unsere Nieren preisen? Durch Gottes Gnade hat der Mensch Tausende medizinische Technologien hervorgebracht. Aber bis heute ist es uns nicht gelungen, auch nur eine einzige Niere herzustellen. 

Psalm 139 erinnert uns daran, dass wir einem Gott dienen, der Milliarden erschaffen hat – und zwar aus dem Nichts erschaffen hat. Musiker komponieren Lieder aus Noten, die sie gelernt haben, und Holzhandwerker schnitzen Holz, das sie gekauft haben. Aber es gibt einen Künstler, der niemals Lehrling war, und das einzige „Material“, das seine Schöpfungen benötigen, ist die Tatsache, dass er ist (1. Mose 1:1).

Und als Jahwe sich daran machte, dich und mich zu erschaffen, gebrauchte er seine unvergängliche Macht mit Zärtlichkeit. Er hat uns nicht zusammengeworfen; er hat uns zusammengewoben. Er überließ unsere Entstehung nicht bloß biologischen Prozessen; er benutzte den Mutterleib, um uns – genau uns – in die Welt zu bringen. Noch vor unserem ersten Schrei, kannte er seine Tonlage. Denn er war es, der unsere Stimmbänder in den vergangenen vierzig Wochen kunstvoll ins Dasein gewoben hat. 

Preise ihn für jeden Teil

Mit solch einem Schöpfer vor Augen verblasst das Bedürfnis, auf eine bestimmte Weise auszusehen oder sich auf eine bestimmte Weise zu fühlen. An seine Stelle tritt ein nach außen und oben gerichteter Lobpreis: 

Ich danke dir dafür, dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl! (Vers 14)

Beachte, wie David seinen Körper nicht auseinander nimmt und Gott nur für Teile dankt, die ihm gefallen. Er sagt nicht: „Ich preise dich dafür, wie ich gemacht bin – außer für meine Größe. Es wäre deutlich einfacher, dich zu preisen, wenn meine Größe nicht wäre.“ Nein, er betet Gott an für die Weise, wie er Davids ganze Person geschaffen hat: „Ich bin erstaunlich und wunderbar gemacht.“ Kein Feedback. Keine Ausreden. Nur Lobpreis. Für David ist sein ganzer Körper ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass Gott würdig ist, angebetet zu werden. 

Denn der Gott, der unsere unsichtbarsten und unzugänglichsten Teile formt – der uns Zelle für Zelle, Organ für Organ im Mutterleib zusammen wob – alle seine Werke sind nichts weniger als wunderbar. Und auch wenn weibliche Seelen gerade in Bezug auf sich selbst oft damit ringen, das wirklich zu erkennen, existiert Psalm 139, damit wir es erkennen. 

Preise ihn – und sei zufrieden

Wenn wir Gott für seine wunderbaren Werke preisen, bekommt er die Ehre und wir bekommen die Freude. Es ist nicht das flüchtige Vergnügen, mit unserem Aussehen zufrieden zu sein (Sprüche 31:30). Es wird ewige Freude einer Christin sein, die den Sinn ihrer Erschaffung kennt und liebt: ihren transzendenten und gegenwärtigen Schöpfer, Gott, zu preisen. Nur seine Herrlichkeit und nicht persönliche Schönheit kann diese Frau wirklich erfüllen. 

Geheimnisvoller Weise wird sie schließlich glauben, dass sie schön ist. Sie wird es nicht deshalb glauben, weil sie etwas Bestimmtes im Spiegel sieht, sondern weil ihre Seele wohl weiß, dass der Gott des Universums sie gemacht hat, sie liebt, für sie gestorben ist, für sie auferstanden ist, in ihr lebt. So zufrieden ist sie mit dem, was er in Christus für sie ist, dass ihr Geist still, ruhig und schön vor seinen Augen ruht (1. Petrus 3:3-4). Der Kampf, sich selbst als schön zu glauben, kann nicht gewonnen werden, wenn er nicht im Rahmen des größeren Krieges geführt wird: des Kampfes, Gott als befriedigender zu erkennen als alles andere in der Schöpfung. 

Psalm 139 bietet die Art von meditativer Medizin, die schmerzende Frauen am meisten brauchen. Mit seiner Hilfe können wir beginnen, die unvergleichliche schöpferische Kraft und Nähe unseres Gottes zu begreifen. Und indem wir mehr von ihm erfassen, begeben wir uns auf die (lebenslange) Reise, Schönheit weniger zu brauchen. Es wird viel zu viel von unserem Schöpfer zu sehen, zu verstehen und zu genießen geben, als dass wir uns so sehr mit uns selbst beschäftigen müssten. 


Dieser Beitrag erschien zuerst bei Desiring God. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
Mehr Ressourcen von Desiring God.

Weitere Artikel von:

Avatar von Tanner Kay Swanson

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert