Über Zigaretten, Vaping und Nikotin

Ein Interview mit John Piper vom November 2021.

Guten Montagmorgen allerseits und herzlich willkommen zurück zum Podcast. Pastor John, über fünfzig Fragen haben sich inzwischen bei uns angesammelt – alle drehen sich um das Thema Zigarettenrauchen, Vaping und Nikotinsucht. Bisher haben wir dieses Thema bei „Ask Pastor John“ noch nicht behandelt. Die Fragen reichen von: Ist das Rauchen von Zigaretten Sünde? gehört das Rauchen zu den „vorsätzlichen Sünden“, wie sie in Hebräer 10,26 beschrieben werden? bis hin zu Ist es sündhaft, in geschlossenen Räumen zu rauchen und damit die Gesundheit von Nichtrauchern zu gefährden? Und natürlich haben wir etliche E-Mails von besorgten Eltern bekommen, deren Teenager nikotinabhängig durch E-Zigaretten geworden sind. Sollte ihnen das Sorgen bereiten? Es gibt viel zu besprechen. Was sind deine ersten Gedanken zu diesen miteinander verflochtenen Themen?


Die US-amerikanische Arznei- und Lebensmittelbehörde (FDA) verlangt seit 1969 Warnhinweise auf Zigarettenpackungen.
Seit Mai 2021 sind elf solcher Warnungen offiziell zugelassen. Hier sind sechs davon (ich habe sie direkt von der Website der FDA):

  • Rauchen verursacht Kopf- und Halskrebs.
  • Tabakrauch verursacht tödliche Lungenerkrankungen bei Nichtrauchern.
  • Rauchen verursacht Katarakte (grauer Star), die zur Erblindung führen können.
  • Rauchen verursacht Blasenkrebs.
  • Rauchen verursacht Typ-2-Diabetes.
  • Rauchen während der Schwangerschaft hemmt das Wachstum des Fötus.

Es ist längst keine Debatte mehr, ob Nikotin ein schädlicher Stoff ist oder ob das Rauchen zahlreiche Krankheiten verursacht.
Das gilt für Nikotin in Zigaretten, Zigarren, E-Zigaretten (Vapes) und Kautabak. Nikotin ist schädlich – ganz gleich, in welcher Form man es sich zuführt, ob durch den Mund oder die Lunge.

Wenn Risiko falsch ist

Die Bibel macht sehr deutlich, dass es edel und schön ist, tödliche Risiken einzugehen, wenn man dabei seine Seele Jesus anvertraut und das Ziel verfolgt, anderen Menschen zu helfen – insbesondere solchen, die in ewiger Gefahr schweben.

Aber die Bibel lobt es nicht, wenn jemand sein Leben oder seine Gesundheit für privates Vergnügen aufs Spiel setzt. Sie spricht in Epheser 4:22 von einem „trügerischen Begehren“. Es ist ein Verlangen, das etwas verspricht, aber etwas ganz anderes einlöst. Es entspringt nicht dem Wunsch, mit unserem Leben zu zeigen, dass Jesus für uns überaus begehrenswert ist. Die Bibel sagt in 1. Korinther 6,19–20:

Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlicht Gott mit eurem Leib.

Raucher sollten sich also fragen: Wird meine Entscheidung, meinen Körper (und wahrscheinlich auch den anderer) durch das Rauchen zu schädigen, von dem Wunsch geleitet, Gott mit meinem Leib großzumachen? Oder geht es mir im Grunde nur um Selbstgenuss?

Die Antwort ist eindeutig: Ja, Eltern sollten sich Sorgen machen. Und ja, es ist falsch, ein tödliches Suchtmittel zu benutzen, um die eigenen Nerven zu beruhigen.

Vom ersten Zug bis zum letzten

Lass uns das Thema einmal so angehen: Wir benennen sieben Stationen vom ersten Zug an der Zigarette bis zum Tod – und prüfen, ob diese Schritte hinter der biblischen Gerechtigkeit zurückbleiben. Vielleicht ist das ein Gespräch, das Eltern mit ihrem 13-jährigen Kind führen können.

1. Viele Menschen, vor allem Jugendliche, greifen zur ersten Zigarette, weil Rauchen „cool“ ist.
Mit „cool“ meine ich drei Dinge:

  • Coolness vermittelt ein Gefühl von befreiender Unabhängigkeit gegenüber Autoritäten. Diese Autorität kann ein altmodischer, fundamentalistischer, selbstgerechter Podcaster wie ich sein, oder auch die Eltern, oder Traditionen, die einem überdrüssig geworden sind.
  • Coolness beinhaltet das Empfinden, ein attraktives Image zu haben – aus welchen Gründen auch immer.
  • Und Coolness vermittelt in der Regel ein Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe, die man bewundert.

Der erste Schritt zum Rauchen wird also häufig durch den starken Wunsch motiviert, in diesen drei Dimensionen „cool“ zu sein.

2. Der Wunsch, zu einer coolen Gruppe zu gehören, liefert die psychologische Kraft, die Realität der Selbstschädigung (und Schädigung anderer) zunächst zu verleugnen.
Coolness befördert Verdrängung.

3. Nach der anfänglichen Übelkeit, dem Husten oder Schwindelgefühl – falls man diese Phase übersteht – kommt der Nikotin-Kick.
Im Kontext der Verdrängung fühlt sich dieser Kick wie ein gerechtfertigter Genuss an. Es fühlt sich gut an.

4. Nun folgt der Sog des Nikotinrausches.
Mit der Zeit wandelt sich das ursprünglich gewählte Vergnügen in das Verlangen nach einem vermeintlich notwendigen Bedürfnis. Man spricht dann oft von Sucht. Ich verwende diesen Begriff aber mit Vorsicht, weil er leicht den Eindruck erweckt, man sei hilflos – obwohl wir doch wissen: Wenn dir jemand einen Bunsenbrenner vors Gesicht hält, wirst du die Zigarette sehr wohl fallen lassen können.

5. Wenn sich das Rauchen zur Gewohnheit entwickelt hat, kann sich leicht eine Gleichgültigkeit gegenüber den negativen Auswirkungen auf andere einstellen – sei es zu Hause oder in der Öffentlichkeit.

6. Mit der Zeit folgen dann die gesundheitlichen Schäden:
Lungenerkrankungen, Herzprobleme, Nierenschäden, Bluthochdruck, Augenprobleme. Der Körper beginnt – mit Hilfe körperlicher Schmerzen – das zu signalisieren, was wir zuvor weder durch Vernunft noch durch moralische Argumente wahrhaben wollten: die Torheit unseres Tuns.

7. Schließlich kommt der Tod – möglicherweise früher oder schmerzhafter, als es sonst der Fall gewesen wäre.

Schlechte Gewohnheiten und die Bibel

Man muss kein Bibelgelehrter sein, um zu erkennen, dass jeder dieser Schritte Neigungen und Handlungen beinhaltet, die dem Geist Christi widersprechen.

Wenn der Wunsch, „cool“ zu sein, die Berufung zu Weisheit, Demut, Freiheit und Selbstbeherrschung verdrängt, ist Coolness zu einem Götzen geworden – zu etwas, das uns wertvoller ist als der Weg Christi.
Das ist die Wurzel, an die Eltern so früh wie möglich mit ihren Kindern herangehen sollten: Was wird ihren Schatz und ihre Orientierung bilden – Christus oder die Menge?

Der zweite Schritt – die Verleugnung der Schädlichkeit von Nikotin – ist nichts anderes als Selbsttäuschung.
Die Bibel ruft uns immer wieder dazu auf, uns nicht täuschen zu lassen: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Johannes 8,32).

Der dritte Schritt stellt den körperlichen Kick über den moralischen Anspruch von Weisheit und Heiligkeit.
Als Petrus schrieb: „Ich ermahne euch als Fremdlinge und Gäste, dass ihr euch der fleischlichen Begierden enthaltet, die gegen die Seele kämpfen“ (1. Petrus 2,11), meinte er: Es gibt Freuden und Verpflichtungen der Seele, die das Verlangen des Körpers ordnen und uns von Selbstschädigung abhalten sollen.

Im vierten Schritt geraten wir unter die Knechtschaft eines Rauschmittels.
Paulus sagt: „Alles ist mir erlaubt – aber ich will mich von nichts beherrschen lassen“ (1. Korinther 6,12).

Im sechsten Schritt – wie bei den meisten schlechten Gewohnheiten – betrifft das Problem nicht nur uns selbst, sondern beginnt auch andere zu belasten.
Unsere Gleichgültigkeit gegenüber diesem Umstand ist schlichtweg ein Mangel an Liebe: „Ein jeder sehe nicht nur auf das Seine, sondern auch auf das, was dem anderen dient“ (Philipper 2,4).

Und schließlich: Ja, der Tod ist für jeden Menschen bestimmt.
Aber ihn durch egoistisches Vergnügen mutwillig zu beschleunigen, ist kein Ausdruck der Unterordnung unter Gottes Vorsehung, sondern zeigt vielmehr die Geringschätzung eines kostbaren Geschenks.

Was Eltern ihren Kindern mitgeben sollten

Ich würde Eltern sagen: Fangt früh damit an – im Gebet und durch einen weisen Umgang mit der Heiligen Schrift – euren Kindern folgende Haltungen einzuprägen:

  • eine innere Freiheit vom Gruppenzwang und vom Bedürfnis, „cool“ zu sein;
  • eine Liebe zur Wahrheit;
  • eine Leidenschaft für Selbstbeherrschung und Selbstverleugnung zugunsten der größeren Freude an der Gerechtigkeit;
  • eine tiefe Entschlossenheit, sich von nichts in dieser Welt versklaven zu lassen;
  • ein echtes Interesse am Wohl anderer, nicht nur am eigenen;
  • ein verantwortungsvolles Umgehen mit dem Geschenk von Gesundheit und Leben;
  • und eine Furchtlosigkeit angesichts des Todes – aber zugleich die Entschlossenheit, das eigene Leben nicht leichtfertig für persönliches Vergnügen aufs Spiel zu setzen.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Desiring God. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
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Kommentare

Eine Antwort zu „Über Zigaretten, Vaping und Nikotin“

  1. Avatar von Sergej Pauli

    Guten Morgen in die Runde, dem Artikel kann natürlich nur zugestimmt werden. Rauchen ist schädlich, und ungesund, keine gute Tugend für jemanden der seinen Leib zur Ehre Gottes nutzen können.
    Aber ich finde, die eigentlichen Fragen werden nicht wirklich beantwortet, nämlich ist „Rauchen“ jetzt nur eine Schwäche, oder wirklich eine problematische Sünde? Ist es eher „Seelengefährdend“, da potentiell süchtig machend und fällt dann unter die Rubrik der Sünden, die Heilsgefährdend sind (vgl. 1. Kor 6,10)? Kann jemand der Raucht, bereits Mitglied einer Ortsgemeinde werden? Verliert er sein Recht, wenn er anfängt zu rauchen. Also ich finde die Einschätzung vom Rauchen“ im Vergleich zu den Werken des Fleisches/den Todsünden, da geht meine Frage hin. Ist „Rauchen“ eher eine „Bagatelle“ wie zu schnell fahren und links herum parken (oder ist auch das keine Bagatelle), oder eher (beinahe) eine Todsünde?
    Man könnte ja auch praktisch fragen. Was würde Jesus einem „rauchenden“ Jüngling sagen. Wäre das ein Kriterium für die Nachfolge? Hätte Paulus in 1. KOr 6,10 auch das Rauchen erwähnt, wenn es damals üblich gewesen wäre? Oder ist auch Rauchen bloß oder zu großen Teilen eine kulturelle Sache?

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