Warum Gemeinden ältere Frauen brauchen

Irgendwann Ende 2009, an einem kühlen Wintermorgen in Dubai (also immer noch 32 Grad!), kamen Mack und seine Frau Leeann nach dem Gottesdienst auf mich zu. Sie teilten mir mit, dass sie sich unserem Gemeindegründungsteam anschließen wollten, das dabei war, eine neue Gemeinde im Norden der Stadt zu gründen. Sie waren die Ersten, die diesen Schritt gingen.

Im Laufe der Zeit spielte Mack als einer der Gründungsältesten eine entscheidende Rolle in der neuen Gemeinde. Sein evangelistischer Eifer und seine freudige Leitung wirkten ansteckend. Doch die eigentliche Heldin war Leeann – auch wenn sie kaum jemand so genannt hätte.

Über die Jahre hinweg hat Gott durch Leeanns Leiterschaft und Jüngerschaft etliche Frauen in ihrer Nachfolge wachsen lassen. Einige von ihnen begannen, selbst Bibelkreise für Frauen in der Gemeinde zu leiten. Eine dieser Leiterinnen heißt Happy (und ihr Name passt perfekt zu ihrem Wesen). Inzwischen ist Happy in ihre Heimat nach Südafrika zurückgekehrt und setzt ihren Dienst dort fort. Doch während der ersten zehn Jahre unseres Gemeindegründungswerks leitete Leeann die Frauenarbeit und übergab dann den Staffelstab an Happy. Die geistliche Frucht dieses Dienstes war sichtbar und wunderschön.

Ich würde keine der beiden als „alt“ bezeichnen, aber sie sind eindeutig älter als ich – und älter als die meisten in unserer Gemeinde. In einer Stadt, in der fast alle Expatriates zum Ruhestand in ihr Heimatland zurückkehren, sind ältere Mitglieder ein besonderer Segen für unsere junge Gemeinde. Doch ganz gleich, wie die Altersstruktur einer Gemeinde aussieht – ältere Frauen sind immer ein Segen.

Ältere Frauen lehren jüngere Frauen

Leeann, Happy und viele andere Frauen leben vor, was der Apostel Paulus dem Pastor Titus schrieb:

„Ebenso sollen die älteren Frauen sich in ihrem Verhalten als heilig erweisen, niemand verleumden, keinem übermäßigen Weingenuss ergeben sein. Sie sollen das Gute lehren und die jungen Frauen dazu anleiten, ihre Männer und Kinder zu lieben, besonnen und keusch zu sein, im Haus zu arbeiten, gütig zu sein und sich ihren Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert wird.“
(Titus 2,3–5)

Weder männliche Älteste noch Prediger – und auch nicht das Wort Gottes selbst – ersetzen die Notwendigkeit, dass ältere Frauen die jüngeren Frauen in der Gemeinde lehren. Jede Gemeinde braucht reife Frauen, die Gottesfurcht vorleben und jüngere Frauen lehren, ihrem Beispiel zu folgen.

Gottesfurcht vorleben

Zuerst: Treue, ältere Frauen leben Gottesfurcht und christliche Demut vor. Sie zeichnen sich durch ein ehrfürchtiges Verhalten aus. Sie leben in enger Gemeinschaft mit Gott – und aus dieser Beziehung heraus spiegeln sie Christus für die anderen Frauen in der Gemeinde wider.

Paulus nennt dabei auch zwei Bereiche, in denen ältere Frauen negative Beispiele vermeiden sollen – beide weisen auf mangelnde Selbstbeherrschung hin:

Ältere Frauen sollen keine Verleumderinnen sein. Sie zeigen, was es heißt, die eigene Zunge zu zügeln – nicht zu tratschen und die Gemeinde nicht zu schädigen. Worte haben große Macht. Weise ältere Frauen erinnern jüngere daran, was Sprüche 12:18 sagt: „Es gibt Worte, die verletzen wie Schwertstiche, aber die Zunge der Weisen bringt Heilung.“
Eine ältere Frau ehrt ihren Retter und ist ein Segen für ihre Zuhörer, wenn sie keine schlechten Worte über ihre Lippen kommen lässt, sondern nur solche, die aufbauen und zur Situation passen (vgl. Eph 4:29).

Ältere Frauen sollen nicht dem Wein ergeben sein. Mit anderen Worten: Sie leben in Selbstbeherrschung. Weder Alkohol noch die typischen Begierden dieser Welt haben Macht über sie. Ihr Leben ist maßvoll und vorbildlich – ein Beispiel für die jüngeren Frauen in der Gemeinde.

Gottesfurcht lehren

Zweitens: Ältere Frauen sollen jüngere Frauen „das Gute lehren“ (Tit 2:3). Statt verleumderische Worte zu reden, sollen sie die jüngeren Frauen darin anleiten, sich gut um ihre Familie und ihr Zuhause zu kümmern. Ältere Frauen besitzen einen reichen Schatz an Lebensweisheit, den sie an jüngere Frauen weitergeben können – sei es zu den Themen Singlesein, Ehe, Kindererziehung oder anderen Lebensbereichen. Unabhängig von der jeweiligen Situation: Ältere Frauen sind in ihrem Leben oft schon Wege gegangen, auf denen jüngere gerade erst unterwegs sind.

Diese Unterweisung schließt auch das Lernen ein, wie man den Ehemann und die Kinder liebt und was echte, biblische Unterordnung bedeutet. Solche Themen lassen sich nicht einfach in einem Kursraum abhandeln – sie erfordern Jüngerschaft im direkten Miteinander, Leben an Leben.

Zu diesem von Paulus beschriebenen Lehren gehören auch Bereiche wie Selbstbeherrschung, ein reines Leben und Freundlichkeit. Und all das geschieht mit dem Ziel, „damit das Wort Gottes nicht verlästert wird“ (Tit 2:5) – damit die Gottesfurcht der Frauen in der Gemeinde Gottes Güte sichtbar macht.

Ältere Frauen werden überall in der Gemeinde gebraucht. Sie werden gebraucht, um sich mit anderen Frauen in ihren Häusern zum Bibelstudium zu treffen. Sie werden gebraucht, um andere Frauen öffentlich und im persönlichen Gespräch zu lehren. Sie werden gebraucht, um sich eins zu eins – oder in kleinen Gruppen – in bewusst geführten Jüngerschaftsbeziehungen zu investieren.
Es gehört zu meinen größten Freuden als Pastor, zu hören, wenn sich Gemeindemitglieder treffen, um gemeinsam das Wort Gottes aufzuschlagen und miteinander zu studieren.

Ältere Frauen sind ein Segen für die ganze Gemeinde

Auch wenn Gott Männern den Auftrag gegeben hat, in der Gemeinde zu leiten und zu predigen, unterweisen gottesfürchtige ältere Frauen die ganze Gemeinde – durch ihren treuen Dienst, ihr vorbildliches Leben und ihre von der Schrift geprägten Worte.
Wenn andere sehen, wie sie jüngere Generationen lehren und prägen, wirkt ihr Vorbild ansteckend. Es fordert andere heraus, ebenfalls diesen Weg zu gehen – indem sie Christus nachfolgen.

Durch ihr Vorbild lehren ältere Frauen die ganze Gemeinde. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich von Leeann und Happy über gottesfürchtiges Reden gelernt habe. Sie waren immer langsam zum Reden – und zugleich schnell dabei, andere zu ermutigen und ihnen Wertschätzung zu zeigen. Ihr Vorbild fordert mich bis heute heraus, meine Mitchristen mit Gottes Wort zu ermutigen und aufzubauen.

Neben diesen beiden Frauen gibt es unzählige Gespräche und Zeugnisse von älteren Frauen in unserer Gemeinde, die mich persönlich ermutigt haben – sowohl als Pastor als auch als Christ.

Ich bin Gott so dankbar für Leeann, für Happy und für die lange Reihe an weisen Frauen mit silbernen Haaren, die unsere Gemeinde gesegnet haben. Ich bin dankbar für ihren Dienst an den jüngeren Frauen – aber noch mehr bin ich dankbar für ihren Einfluss auf die gesamte Gemeinde.
Sie haben mir gezeigt, was es heißt, ein gottesfürchtiges Leben zu führen und die nächste Generation auszurüsten.

Pastoren, Gemeindeleiter und Mitglieder: Wir alle tun gut daran, von den älteren Frauen in unseren Gemeinden zu lernen. Sie haben uns viel zu lehren – über das Leben, den Dienst und ein Leben in Gottesfurcht.


Dieser Beitrag erschien zuerst bei Desiring God. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
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