Was sagt die Bibel über Wissenschaft

Dieser Beitrag erschien zuerst bei BioLogos. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.


Dieser Artikel ist Teil der „Science is Good“-Initiative von BioLogos

Dieser Artikel ist Teil der „Science is Good“-Initiative von BioLogos, einer Kampagne, die Christen dazu einlädt, die Wissenschaft als ein von Gott gegebenes Werkzeug für Weisheit, Verantwortung und Barmherzigkeit zu betrachten.

In diesem Beitrag untersucht Jim Stump, was die Bibel über die Wissenschaft sagt oder vielleicht genauer, was sie uns über die Wissenschaft sagen kann und wie sie dazu beigetragen hat, Werte und Motivationen zu formen, die die moderne wissenschaftliche Forschung antreibt.

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Spricht die Bibel über Wissenschaft?

Die kurze Antwort lautet: Nein, zumindest nicht direkt.

Die Bibel wurde lange bevor die moderne Wissenschaft als formaler Fachbereich existierte, geschrieben. Daher sollten wir keine direkten Aussagen über DNA, Gravitation oder Quantenmechanik darin erwarten. Tatsächlich findet man das Wort „Wissenschaft“ in modernen englischen Übersetzungen der Bibel nicht. In der King-James-Version kommt es zweimal vor (Daniel 1:4 und 1. Timotheus 6:20), bedeutet dort jedoch eindeutig „Wissen“ im systematischen Sinn, so wie das Wort bis ins 19. Jahrhundert hinein verwendet wurde.

Unser heutiges Verständnis der wissenschaftlichen Methode, mit Forschungslaboren und begutachteten Fachzeitschriften, entwickelte sich erst vergleichsweise spät. Zur Zeit der Bibel beobachteten die Menschen zwar die Natur und nutzten praktisches Wissen, doch sie verstanden dieses nicht im heutigen Sinn als Wissenschaft.

Das bedeutet, wir sollten nicht erwarten, dass die Bibel uns moderne Wissenschaft lehrt. Wie der Alttestamentler (und BioLogos-Vorstandsmitglied) John Walton in einem kurzen Video betont, ist es unangemessen, Wissenschaft aus der Bibel herauszulesen oder in sie hineinzulesen. Dadurch würde der Text Dinge sagen, die er nie für sein ursprüngliches Publikum aussagen wollte.

Die menschlichen Autoren der Bibel stellten nicht unsere heutigen wissenschaftlichen Fragen. Die Bibel war daher nie als naturwissenschaftliches Lehrbuch oder Laborhandbuch gedacht, und wir missbrauchen sie, wenn wir versuchen, sie zur Beantwortung moderner wissenschaftlicher Fragen zu zwingen.

Bedeutet dass, das die Bibel nichts relevantes über Wissenschaft zu sagen hat?

Ganz und gar nicht. Die Heilige Schrift befürwortet durchaus Tugenden und Werte, die in hohem Maße dafür relevant sind, wie Wissenschaft heute zum Guten in unserer Welt eingesetzt werden sollte.

Unser kürzlich veröffentlichter Offener Brief an gläubige Menschen über Wissenschaft hebt hervor, wie Tugenden, die aus den Gleichnissen in Matthäus 25 stammen, unseren Umgang mit Wissenschaft leiten können: Weisheit, Verantwortung und Barmherzigkeit. Wenn wir Wissenschaft weise einsetzen und verantwortungsvoll verwalten, um anderen zu dienen, kann die wissenschaftliche Arbeit dazu beitragen, Jesu Gebote in der heutigen Welt besser zu erfüllen.

Auch das Buch der Sprüche ist reich an Empfehlungen von Tugenden, die sich unmittelbar auf den richtigen Umgang mit Wissenschaft anwenden lassen. Wissenschaftliche Entdeckungen entstehen selten durch plötzliche Geistesblitze; sie sind das Ergebnis sorgfältiger, methodischer Aufmerksamkeit über einen langen Zeitraum hinweg. Die Sprüche bekräftigen den Wert von Ausdauer und Fleiß: „Die Pläne des Fleißigen bringen Gewinn, aber jeder, der übereilt handelt, gerät in Mangel“ (Sprüche 21:5).

Ebenso ist Demut eine notwendige Haltung für wissenschaftliche Forschung. Wir begegnen der natürlichen Welt nicht als Herrscher, die alle Antworten kennen, sondern als Lernende, die ihre eigenen Grenzen anerkennen und verstehen wollen, was sie noch nicht begreifen. Die Sprüche erinnern uns daran: „Kommt Stolz, so kommt auch Schande; aber bei den Demütigen ist Weisheit“ (Sprüche 11:2).

Und Wissenschaft beruht auf Ehrlichkeit. Forschung muss transparent sein, Daten müssen wahrheitsgemäß berichtet und Ergebnisse reproduzierbar sein. Die Sprüche unterstreichen dieses ethische Gebot: „Waage und rechte Pfunde sind des Herrn“ (Sprüche 16:11). Ein Prinzip, das im Labor genauso gilt wie auf dem Marktplatz.

Die Schrift befürwortet auch Werte, die die Möglichkeit von Wissenschaft überhaupt erst tragen. Die Suche nach Wahrheit ist nicht nur ein wissenschaftlicher, sondern ein biblischer Wert, der in Gehorsam gegenüber Jesus verwurzelt ist, der sagte: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Johannes 8:31–32).

Wissen und Einsicht werden in den Sprüchen immer wieder gelobt, etwa in dieser eindringlichen Ermutigung: „Erwirb Weisheit, erwirb Einsicht, und vergiss sie nicht; halte fest an den Worten meines Mundes“ (Sprüche 4:7). Und von Anfang an bekräftigt die Bibel die Güte der Schöpfung. Die geschaffene Welt wurde von Gott als „sehr gut“ bezeichnet (1. Mose 1:31), die ist eine Feststellung, die uns dazu ermutigt, die Welt mit Ehrfurcht und Freude zu erforschen.

Diese Werte, die Suche nach Wahrheit, die Liebe zum Wissen und die innewohnende Güte der Schöpfung, bilden ein starkes Fundament für wissenschaftliche Arbeit. Sie geben Christen guten Grund, Wissenschaft nicht nur zu akzeptieren, sondern sich mit ganzem Herzen damit zu beschäftigen, als treue Antwort auf Gottes Einladung, die geschaffene Welt zu verstehen und für sie zu sorgen.

Wie hat die Bibel zur Entwicklung der modernen Wissenschaft beigetragen?

Auf einer tieferen und grundsätzlicheren Ebene war die Bibel ein wichtiger Faktor in der Entwicklung der modernen Wissenschaft, da sie einen Wandel im Weltbild bewirkte, der die empirische Erforschung der Natur förderte.

In der Bibel wird Gott als das große „Ich bin“ offenbart; die höchste Realität, ein persönliches Wesen, das frei und aus Liebe erschafft. In anderen Kulturen des Alten Nahen Ostens betrachteten die Menschen die geschaffene Welt als erfüllt von launischen göttlichen Kräften, jeder Fluss, jeder Sturm, jeder Stern wurde von irgendeinem Gott oder Geist beherrscht. Ich habe bereits früher geschrieben, dass, wenn „das Wirken der Natur von den Launen der Götter abhängt“, es keinen Anreiz gibt, die Natur auf Regelmäßigkeiten hin zu untersuchen.

Während in diesem antiken Weltbild die sichtbare Natur den Launen persönlicher Götter folgte, war die höchste Wirklichkeit, aus der die Schöpfungsordnung hervorging, unpersönlich. Hinter dem Universum stand kein vernünftiger Geist oder liebevolles Wesen, sondern nur ein unpersönliches Schicksal oder eine deterministische, zyklische Kraft.

Solche Vorstellungen geben paradoxerweise entweder gar kein Vertrauen darauf, dass wir jemals verstehen könnten, warum die Natur so ist, wie sie ist (wenn das Schicksal herrscht), oder es gibt zu viel Vertrauen, so dass wir einfach ableiten könnten, wie die Dinge sein müssen, ohne überhaupt genauer hinzusehen (wenn die sichtbare Wirklichkeit lediglich eine Ausstrahlung des Göttlichen ist).

Die Bibel stellte dieses Weltbild auf den Kopf. Sie offenbart, dass die höchste Realität persönlich ist. Es gibt nur einen souveränen Gott, der ein vernünftiges und liebevolles Wesen ist (oder genauer gesagt: drei Personen in der christlichen Lehre der Dreieinigkeit) und die Quelle von allem, was existiert. Gott erschuf die Welt, und anstatt dass sie von launischen Gottheiten beherrscht wird, ist sie ein geordnetes, unpersönliches System, das den Gesetzen des Schöpfers folgt. In Jeremia 33:25 wird davon gesprochen, dass Gott die Gesetze des Himmels und der Erde festgelegt hat.

Aber diese Gesetze gingen nicht zwangsläufig oder deterministisch von Gott aus, das heißt, sie mussten nicht so sein, wie sie sind. Gott hat sich frei dazu entschieden, sie zu erschaffen. Daher können wir nicht einfach ableiten, wie diese Gesetze beschaffen sind, ohne tatsächlich in die Welt hinauszugehen und zu untersuchen, wie Gott sie geschaffen hat, das ist empirische Forschung! Die theologische Überzeugung, dass das Universum nicht bloß Chaos ist, sondern eine Schöpfung mit verlässlichen Mustern, gab frühen Wissenschaftlern wie Kepler die Gewissheit, dass sie „Gottes Gedanken nachdenken“.

Die Bibel beschreibt zwar nicht die Gesetze Newtons und sagt uns auch nicht, dass E = mc² ist. Aber sie offenbart einen Gesetzgeber, der die rationale Struktur der Welt trägt. Dieser Glaube war in der Geschichte eine überaus große Motivation, Wissenschaft zu betreiben.

Das biblische Verständnis eines persönlichen Schöpfers und einer geordneten Schöpfung war ein entscheidender Antrieb, die Natur zu erforschen. Das ist einer der Hauptgründe, warum sich die moderne Wissenschaft in Kulturen und unter Menschen entwickelte, die vom Zeugnis der Heiligen Schrift geprägt waren.

Zusammenfassung

Die Heilige Schrift gibt uns eine keine Grundlage für die Wissenschaft, indem sie Chemie oder Physik lehrt, sondern indem sie unsere Werte und unser Weltbild formt. Sie sagt uns, dass das Universum die geordnete Schöpfung eines vertrauenswürdigen Gottes ist, eine Welt, die es wert ist, erforscht und gepflegt zu werden. Sie ruft uns zu Tugenden wie Weisheit, Verantwortungsbewusstsein, Barmherzigkeit, Ausdauer, Demut und Ehrlichkeit auf. Diese Tugenden sollten unsere Motivation und die Art und Weise leiten, wie wir wissenschaftliche Erkenntnisse suchen.

Zusammengefasst: Auch wenn die Bibel das Wort „Wissenschaft“ nicht ausdrücklich erwähnt, spricht sie doch in vielerlei Hinsicht darüber, wie wir die natürliche Welt erforschen sollen. Die Bibel ermutigt uns zu Neugier und Freude an Gottes Schöpfung und fordert uns auf, mit Demut und Ehrfurcht nach Verständnis zu suchen.

All diese biblischen Themen unterstützen das wissenschaftliche Streben auf tiefgreifende Weise.

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