Assalamu Alaikum wa Rahmatullahi wa Barakatuh – Ursprung und Bedeutung

Foto auf einem arabischen Markt mit der typischen Begrüúng Assalamu Alaikum wa Rahmatullahi wa Barakatuh

Die Grußformel „Assalamu alaikum wa rahmatullahi wa barakatuh“ (ٱلسَّلَامُ عَلَيْكُمْ وَرَحْمَةُ ٱللَّٰهِ وَبَرَكَاتُهُ) bedeutet wörtlich „Friede sei mit euch und die Gnade Gottes und seine Segnungen“. Diese Formulierung wird heute primär mit der islamischen Kultur assoziiert. Eine historische und sprachwissenschaftliche Analyse zeigt jedoch, dass sie bereits in den jüdischen und christlichen Traditionen existierte und erst später in den islamischen Kontext übernommen wurde.

Ursprung in der jüdischen Begrüßung „Shalom Aleichem“

Die hebräische Grußformel „Shalom aleichem“ (שָׁלוֹם עֲלֵיכֶם) kann mit „Friede sei mit euch“ übersetzt werden. Der Begriff Shalom umfasst im hebräischen Sprachgebrauch mehr als nur die Abwesenheit von Konflikt; er impliziert einen Zustand der Vollkommenheit, Sicherheit und göttlichen Fürsorge.

Diese Grußformel war bereits in der Antike eine übliche Begrüßung im jüdischen Kontext. Ihre Verwendung ist in der Tora dokumentiert, etwa in Richter 19,20:

וַיֹּ֥אמֶר הַזָּקֵ֖ן שָׁל֣וֹם לָ֑ךְ
(Wajomer ha-zaken: Shalom lakh – „Der Alte sagte: Friede sei mit dir.“)

Sie wurde sowohl im alltäglichen Leben als auch in religiösen Zusammenhängen gebraucht.

Verwendung durch Jesus und seine Jünger

Die hebräisch-aramäische Grußformel wurde auch von Jesus Christus und seinen Jüngern verwendet. Mehrere Passagen des Neuen Testaments dokumentieren die Nutzung dieser Begrüßung. Die Formel erscheint dabei nicht nur als konventionelle Begrüßung, sondern auch als theologisch bedeutsame Botschaft, insbesondere im Kontext der Auferstehungserzählungen.:

  • Lukas 24:36:
    „Während sie noch davon redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch!“
  • Johannes 20:19:
    „Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!“

Die frühchristliche Tradition entwickelte die Begrüßung weiter, indem sie den Friedensgruß mit Wünschen nach göttlicher Gnade, Barmherzigkeit und Liebe kombinierte. Der arabische Ausdruck raħma entspricht dem christlichen Begriff „Gnade“1 , welches im Neuen Testament zentral sind. :

  • 2. Timotheus 1:2:
    „Gnade, Friede und Liebe von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn.“
  • 2. Johannes 1:3:
    „Gnade, Friede und Liebe werden mit uns sein von Gott, dem Vater, und von Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe.“

Diese Ergänzungen zeigen, dass sich die christliche Begrüßung über den bloßen Wunsch nach Frieden hinaus entwickelte und zusätzliche Segenswünsche umfasste.

Übersetzung durch arabische Christen

Mit der Ausbreitung des Christentums in arabischsprachige Regionen wurde die hebräische Grußformel „Shalom aleichem“ ins Arabische übertragen. Frühe arabische Christen adaptierten die biblische Begrüßung „Friede sei mit euch“, die im griechischen Neuen Testament als „Eirēnē hymin“ (εἰρήνη ὑμῖν) erscheint, als „As-salāmu ʿalaykum“.

Bereits in frühen arabischen Bibelübersetzungen wurde diese Formulierung verwendet. In der arabischen Version des Evangeliums nach Lukas 24,36 lautet die Begrüßung Jesu an seine Jünger:

سَلامٌ لكُم (Salāmun lakum – „Friede sei mit euch“).

Auch nach der islamischen Expansion blieb die Grußformel Teil des arabisch-christlichen Sprachgebrauchs. Bis heute wird „As-salāmu ʿalaykum“ von orientalischen Christen, Atheisten und anderen arabischsprachigen Gruppen genutzt.2

Übernahme der Grußformel in den Islam

Die Übernahme der Grußformel „As-salāmu ʿalaykum“ in den Islam erfolgte im Kontext der bereits bestehenden jüdisch-christlichen Traditionen. Während der Prophet Mohammed den Friedensgruß unter Muslimen etablierte, zeigen sowohl die Sunna als auch islamische Rechtswerke, dass die Verwendung der Grußformel primär innerhalb der muslimischen Gemeinschaft vorgesehen war. In einem überlieferten Hadith wird Mohammed mit den Worten zitiert:

„Wenn die Schriftbesitzer euch grüßen (sallama ʿalaikum ahlu l-kitāb), dann erwidert: (wa)-ʿalaikum“ (Ṣaḥīḥ Muslim 2163).

Dies bedeutet, dass Muslimen geraten wurde, den Friedensgruß nicht in voller Form gegenüber Nicht-Muslimen zu verwenden, sondern lediglich mit „wa-ʿalaikum“ (wörtlich: „und auf euch“) zu antworten. Die klassische islamische Rechtslehre reflektiert diesen Standpunkt und unterscheidet zwischen dem intra-muslimischen Gebrauch des vollständigen Friedensgrußes und einer reduzierten Antwort gegenüber Nicht-Muslimen.

Mohammeds Übernahme christlicher Begrüßungen und Inhalte

Mohammed übernahm nicht nur diese Grußformel, sondern viele andere christliche Werte, Geschichten und Konzepte. In der Bibel sind viele der Geschichten aus dem Koran bereits enthalten, was selbst zu Mohammeds Lebzeiten kritisiert wurde. Der Koran selbst erwähnt mehrfach, dass die Menschen seiner Zeit ihn darauf hinwiesen, dass seine Erzählungen lediglich Übernahmen aus früheren Religionen sind:

  • Sure 6:25:„Und unter ihnen gibt es solche, die dir zuhören, aber Wir haben auf ihre Herzen Hüllen gelegt, sodass sie es nicht verstehen, und in ihre Ohren Schwerhörigkeit. Selbst wenn sie jedes Zeichen sähen, würden sie nicht daran glauben. Wenn sie zu dir kommen, um mit dir zu streiten, sagen diejenigen, die ungläubig sind: ‚Das sind ja nur Fabeln der Früheren.‘“
  • Sure 8:31:„Und wenn ihnen Unsere Zeichen verlesen werden, sagen sie: ‚Wir haben es gehört. Wenn wir wollten, könnten wir gewiss das Gleiche sagen. Das sind ja nur Fabeln der Früheren.‘“
  • Sure 16:103:„Und Wir wissen sehr wohl, dass sie sagen: ‚Es ist nur ein Mensch, der ihn lehrt.‘ Die Sprache dessen, auf den sie anspielen, ist eine fremde, während dies hier klares Arabisch ist.“

Diese Verse zeigen, dass die Menschen zur Zeit Mohammeds seine „Offenbarungen“ bereits kannten und als Nachahmung bereits existierender religiöser Überlieferungen betrachteten. Die Übernahme christlicher Werte und Begrüßungen fügt sich nahtlos in dieses Muster ein.

Es bleibt die Frage: War Mohammed wirklich ein Prophet mit neuen Offenbarungen, oder hat er lediglich bestehende religiöse Konzepte adaptiert und sie als neue Religion präsentiert? Die starken Parallelen und die Kritik seiner Zeitgenossen lassen zumindest Raum für Zweifel.

  1. A Dictionary of Islam: Being a Cyclopedia of the doctrines, rites, ceremonies, and customs (1885) : Hughes, Thomas Patrick, S. 629 ↩︎
  2. „As-Salaamu-Alaikum“ and „Wa-Alaikum-as-Salaam“. Columbia University ↩︎

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