Tipps für die Gestaltung eines Gottesdienstes

Anmerkung der Redaktion: Dies ist der vierte und letzte Teil einer vierteiligen Artikelserie über die Gestaltung gemeinsamer Anbetung im Gottesdienst. 9Marks vertritt nicht den Anspruch, dass es nur einen richtigen Weg gibt, einen Gottesdienst zu gestalten. Dennoch bietet dieser Beitrag ein gutes Beispiel dafür, wie ein Pastor seine Gemeinde über gemeinsame Anbetung und liturgische Gestaltung unterrichtet hat.
Hier findest du Teil 1, Teil 2 und Teil 3 in englischer Sprache.


Der erste Gottesdienst, den ich gestaltete, kostete mich sechs Stunden.

Ich durchforstete Gesangbücher, Materialsammlungen, Webseiten und meine Bibel. Ich schaute in gedruckte Register, Listen mit Liedern, die wir als Gemeinde gesungen hatten, und verließ mich auf mein Gedächtnis. Ich war ein neuer Predigtpastor mit der Verantwortung für unsere sonntäglichen Gottesdienste. Über fast ein Jahrzehnt hatte ich mit Brüdern zusammengearbeitet, die für die Zusammenstellung und Reihenfolge von Liedern, Lesungen und Gebeten zuständig waren. Aber diese wöchentliche Arbeit hatte ich noch nie selbst gemacht.

Sechs Stunden sagten etwas über mich aus: Ich wollte es richtig machen. Ich wünschte mir einen Gottesdienst, der stimmig, schön und lehrreich ist. Aber diese sechs Stunden offenbarten noch etwas anderes: Ich war für diese Aufgabe nicht gut organisiert.

Bei Projekten zu Hause brauche ich oft zu lange, weil ich nicht das richtige Werkzeug habe – oder wenn doch, es nicht ordentlich sortiert ist. Damit komme ich gelegentlich durch, denn ich bin kein Bauleiter. Ich bin Pastor. Aber da die Gestaltung unserer gemeinsamen Anbetung zu meinen Aufgaben gehört, wusste ich: Ich brauche Hilfe. Ich muss mich besser organisieren.

Für Pastoren wie mich habe ich hier ein paar Tipps zusammengestellt, wie man sich für diese Aufgabe gut strukturieren kann.


Tipp 1: Wähle deine Materialien

Was werdet ihr gemeinsam singen?

Vielleicht nutzt du ein Gesangbuch – dann ist das dein Liederkatalog. Es gibt inzwischen auch neuere Gesangbücher, die moderne Lieder enthalten, sodass du dich nicht ausschließlich auf historische Texte und Melodien beschränken musst. Wahrscheinlich wirst du dich aber ohnehin von den vorgegebenen Arrangements lösen.

In unserem Fall wollten wir eine Auswahl von etwa 150 Liedern festlegen, die unsere Gemeinde singen sollte. Diese Lieder sollten eingängige Melodien und gehaltvolle Texte haben. Manche Lieder durften uns musikalisch oder thematisch herausfordern, aber der Großteil sollte sich innerhalb unseres kulturellen und musikalischen Rahmens bewegen. Einzelne Lieder konnten ergänzt oder gestrichen werden, aber unser Ziel war ein klar definierter Liedkatalog für unsere Gemeinde.

Wir sind in drei Schritten vorgegangen: Erstens haben wir alle Lieder aufgelistet, die wir in den letzten drei Jahren gesungen hatten. Zweitens haben wir jeden Liedtext gelesen, jede Melodie abgewogen und entschieden, was bleiben und was (nach und nach) aussortiert werden sollte. Ist der Text biblisch und theologisch wahr? Lohnt es sich, ihn zu singen? Lässt sich das Lied gut singen? Singt unsere Gemeinde es gerne und mit Überzeugung? Drittens haben wir die Liedtexte in einem Dokument gesammelt und die Titel in eine durchsuchbare Tabelle übertragen.

Ein ähnliches Verzeichnis brauchten wir auch für liturgische Lesungen – Aufruf zur Anbetung, Schuldbekenntnis, Zuspruch der Vergebung, Bekenntnis des Glaubens, Segenszuspruch usw. Also haben wir eine Sammlung alter Glaubensbekenntnisse, historischer Bekenntnistexte und geeigneter Bibeltexte zusammengestellt, die sich gut für die verschiedenen Elemente des Gottesdienstes eignen. Ein befreundeter Pastor hatte hier schon Vorarbeit geleistet – wir durften seine Sammlung übernehmen und von dort aus weiterarbeiten.


Tipp 2: Organisiere deine Materialien

Wie wirst du die passenden Lieder für den kommenden Sonntag auswählen?

Wie findest du gezielt Lieder, die sich besonders gut eignen, um den Gottesdienst zu eröffnen, Gott zu loben, Schuld zu bekennen oder Dank auszudrücken? Wie findest du ein Lied, das auf die gepredigte Botschaft antwortet?

Vielleicht nutzt du ein Gesangbuch, eine Sammlung liturgischer Ressourcen und deine Bibel. Vielleicht durchsuchst du auch Webseiten nach geeigneten Liedern, auch wenn du nur einen Bruchteil des Angebots tatsächlich verwendest.

Für uns war es ein großer Fortschritt, unsere Liedauswahl in einem durchsuchbaren Dokument zu bündeln – das erleichterte sowohl die Vorbereitung als auch die Gesamtkonzeption unserer Gottesdienste. Doch eine alphabetische und durchsuchbare Liste allein reichte uns nicht. Eine hilfreiche Funktion traditioneller Gesangbücher gab uns einen entscheidenden Hinweis: das thematische Register. Wir wollten etwas Ähnliches – nur digital. Unser Ziel war ein System von Schlagworten (Tags), mit denen man Lieder nicht nur nach Textzeilen, sondern auch nach liturgischem Einsatz und thematischem Schwerpunkt durchsuchen konnte. Wir gingen diesen Weg in zwei Schritten.


Erstens: Mit Hilfe einiger systematischer Theologien erstellten wir eine umfangreiche Sammlung von Schlagworten:

Liturgische Verwendung:
#aufruf, #lob, #bekenntnis, #gnadenzuspruch, #klage/sehnsucht, #fürbitte, #evangelium, #erleuchtung, #hingabe, #sendung, #erwartung, #abendmahl, #segen

Themen der Offenbarung
(Eigenschaften unseres dreieinigen Gottes):
#dreieinig, #einer, #unendlich, #ewig, #unveränderlich, #selbstgenügsam, #allgegenwärtig, #allwissend, #allmächtig, #gesegnet, #herrlich, #majestätisch, #souverän, #liebe, #freudevoll, #gut, #geduldig, #weise, #heilig, #treu, #gnädig, #barmherzig, #gerecht, #zorn/gerechtigkeit, #transzendent, #immanent
(Werk des Vaters):
#schöpfung, #erwählung, #sohnschaft/vaterschaft
(Werk des Sohnes):
#gottheit, #menschwerdung, #menschsein, #gehorsam/gerechtigkeit, #leiden/kreuz/sühne, #hoherpriester, #einheitmitchristus, #rechtfertigung/vergebung, #heilung, #auferstehung, #sieg, #erlösung/befreiung, #himmelfahrt/herrschaft/könig, #mittler, #fürbitte, #mission, #wiederkunft
(Werk des Geistes):
#wortgottes, #wiedergeburt, #unterpfand, #versicherungdersohnschaft, #gegenwart/wohnung, #führung, #überführung, #erfüllung, #tröstung, #ermutigung/mut, #heiligung, #gemeinschaft
(Unser Bundesherr / Titel):
#bruder, #freund, #gesetzgeber, #gesetzerfüller, #versorger, #erlöser, #zuflucht, #fels/burg/stärke, #hirte, #erhalter, #kämpfer
(Zukünftige Hoffnung):
#tod, #verherrlichung, #himmel/neue schöpfung, #gericht

Themen unserer Antwort auf Gottes Offenbarung:
#sündenbekenntnis, #glaube, #gemeinschaft/einheit, #abhängigkeit/vertrauen, #leiden/trauer, #klage, #warten, #schwachheit, #demut, #sehnsucht, #liebe, #hoffnung, #frieden, #freude, #gebet, #anbetung, #hingabe, #gehorsam, #ausdauer, #dankbarkeit, #zufriedenheit/ruhe, #evangelisation/mission

Anrede/Orientierung:
#ich/mir, #wir/uns, #übergott, #zugott, #zueinander, #anuns

Text- und Musikart:
#psalm, #historisch, #modern, #lied, #choral

Diese Verschlagwortung hat unsere Vorstellungskraft angeregt, wenn wir Themen für den Gottesdienst entwickelten und Lieder dazu suchten.


Zweitens: Wir gingen die Liedtexte durch und vergaben die passenden Schlagworte. Unser Ziel war es, die Brücke von der Bibel zum Lied möglichst leicht schlagen zu können. Wir überlegten kurz, ob wir eigene Software entwickeln sollten. Eine Option wie Planning Center hätte es uns ermöglicht, Lieder zu taggen und nach Tags zu durchsuchen. Aber nach reiflicher Überlegung stellten wir fest: Ein einfaches, durchsuchbares PDF-Dokument war unschlagbar.

So sieht das bei einem bekannten modernen englischen Lied aus:

„All I Have Is Christ“
Text: Jordan Kauflin

Verwendung:
#lob, #bekenntnis, #gnadenzuspruch, #hingabe

Offenbarung:
#liebe, #gnädig, #leiden/kreuz/sühne, #rechtfertigung/vergebung, #wiedergeburt, #ermutigung/mut

Antwort:
#sündenbekenntnis, #demut, #hingabe, #gehorsam, #evangelisation/mission

Orientierung:
#zugott, #ich/mir

Text/Melodie:
#modern / #anthem


I once was lost in darkest night, yet thought I knew the way.
The sin that promised joy and life had led me to the grave.
I had no hope that You would own a rebel to Your will.
And if You had not loved me first I would refuse You still.

But as I ran my hell-bound race indifferent to the cost,
You looked upon my helpless state and led me to the cross.
And I beheld God’s love displayed. You suffered in my place.
You bore the wrath reserved for me; now all I know is grace.

Chorus: Hallelujah! All I have is Christ. Hallelujah! Jesus is my life.

Now, Lord, I would be Yours alone, and live so all might see
The strength to follow Your commands could never come from me.
Oh Father, use my ransomed life in any way You choose.
And let my song forever be: my only boast is You. 


Tipp 3: Behalte den Überblick über deine Liedauswahl

Ich muss zugeben: Schon nach meiner zweiten Woche der Gottesdienstplanung hatte ich versehentlich mehrmals dieselben Lieder verwendet. Ich hatte zwar ganz neu geplant – aber mein Kopf führte mich wieder zu denselben Liedern.

Ein einfaches Tool hat uns geholfen, bestimmte Lieder nicht zu überstrapazieren und andere nicht völlig zu vergessen. Unsere Vorgehensweise:

  1. Wir haben alle unsere Lieder in eine alphabetische Tabelle (z. B. Excel oder Google Sheets) eingetragen.
  2. Dann haben wir fünf zusätzliche Spalten ergänzt, in denen wir die letzten fünf Einsatztermine jedes Liedes festhalten.
  3. Schließlich nutzten wir eine bedingte Formatierung, sodass die Zellen je nach Zeitabstand farblich hervorgehoben wurden. So sahen wir auf einen Blick, welche Lieder schon länger nicht mehr gesungen wurden.

Auf einen Blick können wir erkennen, ob ein Lied in letzter Zeit häufig verwendet wurde oder ob es schon länger nicht mehr gesungen wurde. Natürlich wird nicht jedes Lied gleich oft eingesetzt, und je nach Predigtreihe oder Jahreszeit liegen unterschiedliche thematische Schwerpunkte nahe. Aber dieses Vorgehen hilft uns, bewusste Entscheidungen zu treffen – für eine ausgewogene „gesangliche Ernährung“ der Gemeinde. Mehr als einmal dachte ich, wir würden ein bestimmtes Lied zu oft singen – und stellte dann überrascht fest: Wir hatten es seit sechs Monaten nicht mehr verwendet!


Tipp 4: Binde andere mit ein

Die besten Gottesdienstgestaltungen entstehen im Team – auch schon in der Phase des Auswählens, Pflegens und Zusammenstellens der Lieder.

Wir beziehen andere auf drei Arten mit ein:

Erstens: Unsere Musiker helfen bei der Auswahl neuer Lieder für unser Repertoire. Ich habe ein gutes Gespür für Texte – ihre theologische Aussagekraft und ihren Platz im Gesamtbestand. Aber es kam schon vor, dass ich von einem Text begeistert war, der sich musikalisch einfach nicht gut singen ließ. Darum bin ich sehr dankbar für den Beitrag ausgebildeter Musiker. Ich stelle einem leitenden Musiker oft Fragen wie:
Ist dieses Lied für unsere Gemeinde gut singbar?
Passt es zu unserer musikalischen Ausdrucksweise?
Können unsere Musiker dieses Lied sicher und mit Freude anleiten?

Zweitens: So wie wir nicht möchten, dass nur eine Person in unserer Gemeinde predigt, wollen wir auch nicht, dass nur eine Person die Gestaltung des Sonntagsgottesdienstes übernimmt. Wir möchten Männer zur Leitung und zur Gemeindehirtenausbildung anleiten. Deshalb ist die Gottesdienstplanung ein fester Bestandteil der Ausbildung für unsere hauptamtlichen Pastoralpraktikanten (Pastoral Residents).

Drittens: Eine Verwaltungsmitarbeiterin hilft uns dabei, unsere Dokumente aktuell zu halten – insbesondere die Tags und die letzten Einsätze der Lieder. So bleiben unsere Werkzeuge scharf und einsatzbereit.


Vertiefe dich in diese Dinge

Heutzutage benötige ich etwa drei Stunden, um unseren Gottesdienst zu gestalten. Aber diese Stunden sind gut investiert. Ich verbringe sie nicht mehr damit, zwischen Webseiten und Büchern hin und her zu springen oder verzweifelt nach passenden Liedzeilen zu suchen. Stattdessen widme ich diese Zeit dem Nachsinnen über die Theologie des Morgens, über Schrifttexte, Lieder und Lesungen – und über ihre sinnvolle Anordnung im Gottesdienstablauf.

Vor einigen Wochen stand die Predigt am Sonntagmorgen unter der herrlichen Verheißung: „Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, sollen sie weiß wie Schnee werden; sind sie rot wie Karmesin, sollen sie wie Wolle werden“ (Jes 1,18). Ich suchte nach einem passenden Schlusslied, das diese Wahrheit persönlich zum Ausdruck bringt. Mir kam sofort „Jesus Paid It All“ in den Sinn. Doch ich wollte ein Lied, das diesen Zuspruch stärker unter dem Aspekt des Friedens entfaltet – passend zum Gebetsgottesdienst und zur Predigt am Abend, die ebenfalls unter dem Thema Frieden standen. Außerdem wäre es ideal gewesen, wenn das Lied ein Gebet an Gott wäre – nicht nur eine Aussage über das, was er getan hat (so wichtig diese auch ist).

Ein kurzer Blick in unsere Sammlung brachte ein wahres Kleinod zutage, mit dem wir als Gemeinde den Tag beschließen konnten:


„Ich liebe Dich, Herr“
Text: Laurie Klein & John Piper

Einordnung:
Verwendung: #lobpreis #hingabe #hoffnung
Offenbarung: #allmächtig #freudig
Antwort: #warten #friede #anbetung
Ausrichtung: #zuGott #ich/mich
Text/Melodie: #modern / #hymnus

1
I love You, Lord, and I lift my voice
To worship You. O my soul, rejoice!
Take joy, my King, in what You hear:
May it be a sweet, sweet sound in Your ear.
2
I love You, Lord, and I stand amazed;
My sins are gone! May Your name be praised!  
Exult, my soul! And behold His face;
I will ever sing, O my King, of Your grace.
3
I love You, Lord, and for You I wait:
Your promises and Your power are great!  
Make haste, my God, may I taste Your ways; 
I will magnify Your sweet peace all of my days. 


Es gibt viele legitime Wege, einen Gottesdienst zu gestalten. Ganz gleich, wie du dich für diesen Dienst der Liebe organisierst – lass die ermutigenden Worte des Paulus wie ein Banner über deiner Arbeit stehen:

„Sei eifrig im Vorlesen der Heiligen Schrift, im Ermahnen und im Lehren. Dies soll deine Aufgabe sein. Übe dich darin, lebe ganz darin, damit dein Fortschritt für alle sichtbar wird. Achte auf dich selbst und auf die Lehre; bleibe beständig dabei. Denn wenn du das tust, wirst du sowohl dich selbst retten als auch die, die dich hören.“
(1. Timotheus 4,13.15–16)

Möge der Herr dich segnen und gebrauchen, wenn du seine Gemeinde in der Anbetung leitest.


Dieser Beitrag erschien zuerst bei 9marks. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
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