Es ist nicht ungewöhnlich, dass man von Zeit zu Zeit Phasen erlebt, in denen es in der Seele Winter zu sein scheint – Phasen, die von Gefühlen der Einsamkeit und Verzweiflung bestimmt werden. Obwohl das Leben weitergeht, ergreift uns ein betäubendes Gefühl. Wir können es uns oft nicht erklären. Die Sonne mag scheinen, der Himmel blau sein, und es mag nichts geben, was uns beunruhigt – und doch scheint alles trostlos zu sein, und wir sind zutiefst verunsichert und geistlich niedergeschlagen.
In Psalm 13 erleben wir David in genau so einer Situation:
„HERR, wie lange willst du mich so ganz vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir? Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele und mich ängsten in meinem Herzen täglich? Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben?“ (Psalm 13:2-3 – Schlachter)
Einsamkeit. Verachtung. Verzweiflung. David war mit jeder dieser Facetten der Depression vertraut. Noch schlimmer war, dass er sich von dem Gott isoliert fühlte, der ihn geschaffen hatte.
In Zeiten der Depression kann die Unruhe im Geist und der Seele so groß sein, dass unsere Wahrnehmung von der Realität abgekoppelt wird, wie es hier bei David der Fall war. Wir sollten uns daher hüten, in solchen Momenten unser geistliches Leben (oder das eines anderen) zu beurteilen. Schließlich haben einige von Gottes besten Dienern – Männer wie David, Elia, Jona und Jeremia – große Tiefen der Trauer durchlebt, ebenso wie viele große Prediger und Dichter von Kirchenliedern. Stattdessen sollten wir uns fragen: Was verursacht Depressionen, und wie können wir uns aus ihrem starken Griff befreien?
Ursachen für Depression
Der genaue Grund für Davids Depression in Psalm 13 ist ungewiss; anders als in anderen Psalmen gibt er keinen Hinweis darauf, was ihn dazu veranlasst hat, ihn zu schreiben. Doch in gewisser Weise ist die Unwissenheit für viele nachvollziehbar, die mit dem Gefühl kämpfen, vergessen und verlassen zu sein. Wir können aus einer Vielzahl von Gründen in Depressionen fallen und sind oft nicht in der Lage, die Ursache zu erkennen.
Dennoch gibt es einige gemeinsame Faktoren, die zu der tristen Lage der Depression beitragen. Wir können zwar keine vollständige Liste aufstellen, aber folgenden grobe Einteilung kann uns helfen zu verstehen, dass Depressionen aus vielen Richtungen kommen können.
Einige der Ursachen für Depressionen sind medizinisch, wie z. B. chemische Ungleichgewichte und bestimmte physische Faktoren des Lebens. Bei diesen Ursachen ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass wir tatsächlich verkörperte Seelen sind. Manchmal brauchen wir einfach Ärzte und andere medizinische Fachleute, die uns helfen, unseren Weg durch und aus einer Depression zu finden.
Müdigkeit kann auch zu Depressionen führen. Wenn selbst die eifrigsten Christen körperlich erschöpft sind, können sie viel anfälliger für einen Anfall von geistlicher Depression sein als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt. Wir dürfen nicht in die Falle tappen, alles zu tun und uns dabei selbst in den Boden zu stampfen. Es kann sein, dass ein tiefes Gefühl der Unruhe und Leere aus nichts anderem entsteht als dem Bedürfnis, nach Hause zu gehen, unserem Körper etwas Ruhe zu gönnen, einen ruhigen Spaziergang zu machen, frische Luft zu atmen und uns körperlich zu erholen.
Auch das individuelle Temperament kann uns anfälliger für Depressionen machen. Deshalb sind manche Menschen immer wieder zutiefst beunruhigt, während andere selbst in den schwierigsten Zeiten kaum Probleme zu haben scheinen. Wir leben unser Leben und gehen durch den Tag als einzigartige Persönlichkeiten mit unterschiedlichen gottgegebenen Erfahrungen, Persönlichkeiten und Veranlagungen, die alle dazu führen, dass manche anfälliger für Depressionen sind als andere.
Darüber hinaus kann auch unser geistlicher Kampf eine Ursache für Depression sein. Der Teufel ist „wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (1. Petrus 5:8 – Schlachter). Paulus sagt uns, dass wir die ganze Waffenrüstung Gottes anziehen müssen, damit wir gegen die feurigen Pfeile des Bösen bestehen können (Epheser 6:11). Der Satan versucht, uns durch unsere Schwächen zu Fall zu bringen. Das bedeutet, dass diejenigen, die leicht von Depressionen niedergedrückt werden, in diesen Tälern häufig angegriffen werden. Satans Ziel ist es, uns so weit herunterzuziehen, dass wir für den Kampf unbrauchbar sind.
Depressionen können sogar als Reaktion auf Höhenflüge ausgelöst werden. So erging es Elia in 1. Könige 18-19: Nur wenige Tage, nachdem er mit den Propheten Baals fertig war und gesehen hatte, wie Gott sich auf beindruckende Weise verherrlichte, wurde er so betrübt, dass er betete, er möge sterben. Großen Segnungen können Vorgänger von tiefen Depressionen sein – und wir müssen lernen uns darauf vorzubereiten und richtig mit diesen Situationen umzugehen.
Von Davids Antwort lernen
Im weiteren Verlauf von Psalm 13 sehen wir, wie David nicht nur seine Depression erlebt, sondern auch eine geistlich gesunde Reaktion darauf. Ganz gleich, ob wir nur ein paar Tage lang den Nach-Urlaubs-Blues haben oder schon länger verzweifelt sind, ob wir einfach nur von einem hektischen Lebensrhythmus erschöpft sind oder die Ursache unserer Traurigkeit und geistigen Einsamkeit nicht erkennen können – es ist hilfreich zu sehen, wie David auf sein eigenes Gefühl der Traurigkeit reagierte:
„Schaue doch und erhöre mich, HERR, mein Gott! Erleuchte meine Augen, dass ich nicht im Tode entschlafe, dass nicht mein Feind sich rühme, er sei meiner mächtig geworden, und meine Widersacher sich freuen, dass ich wanke.“ (Psalm 13: 4-5 – Schlachter)
Auch wenn sich die Begriffe geändert haben, da die moderne Psychologie die menschlichen Gemütszustände in verschiedene Kategorien eingeteilt hat, ist die Erfahrung der Depression seit Anbeginn der Zeit weitgehend dieselbe geblieben. Wenn wir also die heutigen Methoden zur Behandlung von Depressionen betrachten – sowohl ihre Erfolge als auch ihre Misserfolge -, brauchen wir uns nicht zu rechtfertigen, wenn wir auch die alten Methoden und insbesondere dieses biblische Prinzip betrachten:
- Bete. David begann mit einem Gebet. Obwohl er sich von Gott verlassen fühlte, ist es doch so, dass Gottes Liebe beständig ist und Er uns nicht vergisst (Jesaja 49:15-16). Wenn die Sturzflut der Depression uns niederwirft und überrollt, ist das Gebetsleben für viele das erste, was sie verlieren. Die letzte Person, zu der wir schreien, ist Gott – und das ist genau das, was sich der Satan wünscht. Ein Gefühl der Verlassenheit und Entfremdung von Gott muss unser Gebetsleben nicht lähmen. Lassen Sie es vielmehr das tun, was es für David tat: eine noch größere Dringlichkeit hervorrufen!
- Bete zu Gott. Es ist hilfreich für uns, mit demjenigen zu sprechen, von dem wir tief im Inneren glauben, dass er für unseren Zustand verantwortlich ist. David hatte das Gefühl, dass Gott sich verborgen und ihn vergessen hatte, und doch richtete er sein Flehen zum Himmel. Auch wir können wütend auf Gott sein, entmutigt und verärgert und ihn fragen: „Warum hast du mich in diesen Zustand gebracht?“ Gott versteht das, und es ist besser, Ihm zu bekennen, was wir fühlen, als unsere Gefühle zu unterdrücken oder anderen gegenüber auszusprechen.
- Bitte um Zuwendung. David bat Gott auch um seine Barmherzigkeit und darum, dass er die hilflose Situation, in der er sich befand, beachten möge. Wir sollten dasselbe tun. Solche Bitten müssen nicht langwierig oder wortgewandt sein. Wenn wir vor Gott treten, kennen einige von uns die Erfahrung, dass sie nur ein Wort sagen können bevor sie in Tränen ausbrechen: „Vater“. Aber das reicht aus. Unser liebender himmlischer Vater hat ein offenes Ohr für unsere Hilfeschreie. Selbst wenn wir, wie Paulus schreibt, „nicht wissen, was wir beten sollen“, können wir darauf vertrauen, dass „der Geist selbst für uns eintritt mit unaussprechlichem Seufzen.“ (Römer 8,26).
- Bitte um Erleuchtung. Zuletzt bat David den Herrn um das Auge des Glaubens, um in der Finsternis sehen zu können. Gott gewährt uns nicht oft den Weg des geringsten Widerstands aus unserer finsteren Lage heraus, denn er hat größere Pläne. Dennoch schenkt er uns die Gnade zu leben, ganz gleich ob im Licht oder in Finsternis (2. Korinther 12:9) – vorausgesetzt, wir sind bereit, vor ihn zu treten und ehrlich zu sein.
Zeiten ändern sich
Am Ende von Psalm 13 finden wir David in einer völlig anderen Verfassung als zu Beginn:
„Ich traue aber darauf, dass du so gnädig bist; mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst. Ich will dem HERRN singen, dass er so wohl an mir tut.“ (Psalm 13:6 – Schlachter)
Für David ist ein gewisses Maß an Unbeschwertheit und Freude zurückgekehrt – und die Brücke, die ihn vom Ringen zum Singen brachte, war das Gebet. In Gemeinschaft mit Gott fand er Trost. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich seine Lebensumstände geändert hätten; Gott hat einfach seine Perspektive verändert. Er wurde durch die Erneuerung seines Geistes verwandelt (Röm 12:2), und wir erfahren, dass er in Gottes unerschütterlicher Liebe ruht.
Als David sagte, dass sich sein Herz über Gottes Heil freuen würde, bewegte er sich nicht mehr nur im Bereich der Gefühle, sondern im Bereich des Willens und des Vertrauens auf Gott. David nahm die düsteren, bedrückenden Umstände seines Lebens und stellte sie in Zusammenhang mit Gottes vergangenem Wirken in seinem Leben und dem zukünftigen Wirken, das Gott verheißen hatte. Der Anker der Vergangenheit und die Hoffnung auf die Zukunft erlaubten ihm, Freude in der Gegenwart zu finden.
Wenn David dies schon vor Christus tun konnte, indem er glaubte und sich auf das Kommende freute, wie viel mehr sollten wir in der Lage sein, über das Werk von Golgatha nachzudenken und uns über Gottes Erlösung zu freuen.
Erst im Himmel wird das Weinen aufhören und die vollkommene Fülle des Lebens verwirklicht werden (Offenbarung 21:1-4). In der Zwischenzeit müssen wir sicherstellen, dass unser Leben in Jesus verwurzelt ist, der weiß, was morgen kommt. Er kann jeden Anfall von Depression bewältigen, mit unserer Leere umgehen und uns wiederherstellen, wenn wir am meisten leiden. In Jesus finden wir Ruhe für unsere Seelen (Matthäus 11:29) und Befreiung von den tiefsten Traumata unserer irdischen Erlebnisse. Sein Wesen und sein Werk der Gnade sind unser einziges sicheres und ewiges Fundament.
Wenn wir uns wie David trostlos und verlassen fühlen, können wir Gott um Erbarmen und Glauben anflehen. Er wird unsere Schreie erhören. Und wenn wir unsere Umstände mit der Treue unseres allmächtigen Gottes vergleichen, werden unsere Hoffnung und Freude gestärkt und wiederhergestellt.
Dieser Artikel wurde der Predigt „Umgang mit Depressionen“ von Alistair Begg entnommen.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Truth For Life. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
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