Globale Trends im religiösen Wachstum
Aktuelle Untersuchungen des Religionsstatistikers Todd M. Johnson sowie seiner Kollegen Gina A. Zurlo und Peter F. Crossing zeigen, dass das Christentum eine signifikante interne Verschiebung erlebt. Besonders die charismatische und pfingstliche Bewegung wächst mit beeindruckender Geschwindigkeit. Die jährliche Wachstumsrate dieser Gruppen liegt deutlich über dem allgemeinen Wachstum des Christentums und stellt damit eine zentrale Entwicklung innerhalb der Weltreligionen dar.
Die Pfingstbewegung wuchs von bescheidenen 981.000 Anhängern im Jahr 1900 auf beachtliche 693,8 Millionen im Jahr 2019. Prognosen zufolge könnte diese Zahl bis 2025 auf fast 800 Millionen und bis 2050 auf über eine Milliarde steigen. Ihr Anteil an der gesamten Christenheit stieg von 5,1 Prozent im Jahr 1970 auf 26,7 Prozent im Jahr 2020 und könnte 2025 auf 30,6 Prozent anwachsen.
Vergleich der Wachstumsraten
Ein Blick auf die jährlichen Wachstumsraten zeigt, dass die Pfingstbewegung mit einer Wachstumsrate von 2,26 % pro Jahr zwischen 2000 und 2019 expandierte, während der Evangelikalismus mit 1,47 % ebenfalls ein überdurchschnittliches Wachstum verzeichnete. Zum Vergleich: Das gesamte Christentum wuchs im selben Zeitraum nur um 0,98 % jährlich. Auch der Islam wies mit 1,67 % eine hohe Wachstumsrate auf, was die Dynamik religiöser Expansion unterstreicht.

Hintergründe und Einflussfaktoren
Mehrere Faktoren tragen zu diesem Wachstum bei. Zum einen sind Pfingstgemeinden besonders stark in Lateinamerika, Afrika und Asien vertreten – Regionen, in denen die Bevölkerung insgesamt wächst. Zum anderen spielt die missionarische Ausrichtung eine große Rolle: Pfingstler setzen stark auf Evangelisation, soziale Hilfsprogramme und eine charismatische, lebensnahe Glaubenspraxis.
Eine Analyse der Daten aus der „Status of Global Christianity 2025“-Studie zeigt, dass das Christentum weiterhin die größte Religion der Welt bleibt. Allerdings verlagert sich der Schwerpunkt zunehmend vom globalen Norden in den globalen Süden, insbesondere nach Afrika und Asien. Dort wächst das Christentum rasant, während in Europa und Nordamerika oft Stagnation oder Rückgang beobachtet wird.
Religiosität unter Jugendlichen in Deutschland
Während global bestimmte christliche Bewegungen wachsen, zeigt die 19. Shell Jugendstudie 2024 einen anderen Trend unter deutschen Jugendlichen. Die Studie ergab, dass der Glaube an Gott insbesondere bei katholischen Jugendlichen rückläufig ist. 2002 gaben 51 % der katholischen Jugendlichen an, dass ihnen der Glaube wichtig sei; inzwischen sind es nur noch 38 %. Bei evangelischen Jugendlichen sank der Anteil leicht von 38 % auf 35 %. Im Gegensatz dazu bleibt die Relevanz des Gottesglaubens bei muslimischen Jugendlichen hoch und stabil, mit einem Anstieg von 72 % im Jahr 2002 auf 79 % im Jahr 2024.

Fazit
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass sich die religiöse Landschaft in den kommenden Jahrzehnten weiter verändern wird. Während traditionelle Kirchen in Westeuropa und Nordamerika Mitgliederverluste hinnehmen müssen, boomen charismatische Bewegungen weltweit.
Quellen:
- „Status of Global Christianity 2025“ von Todd M. Johnson, Gina A. Zurlo & Peter F. Crossing.
- „Christianity 2019: What’s Missing? A Call for Further Research“ von Gina Zurlo, Todd M. Johnson & Peter F. Crossing.
- Shell Jugendstudie 2024 Zusammenfassung.