Die Gefahren des Alleinsein

Fünf Fragen für alleinstehende Männer

Als Oberstufenschüler spielte ich einen Buchhalter in „The Actor’s Nightmare“. Er wacht auf der Bühne auf, mitten in einem Stück, und kann sich an keinen seiner Sätze erinnern, oder wie er auf die Bühne gekommen ist, oder wann er jemals ein Skript gelesen oder an einer Probe teilgenommen hat, oder sogar in welchem Stück er mitspielt. Alle um ihn herum wissen, wer sie sind und wer er ist, aber er ist verloren, ahnungslos und lässt alle im Stich – und das alles vor den Augen eines großen Publikums.

Das Stück wurde von dem schrecklichen Traum inspiriert, den so viele Schauspieler haben: Plötzlich auf der Bühne zu stehen, um ein Stück aufzuführen, das sie nicht kennen, in einer Rolle, die sie nicht kennen, mit einem Text, den sie nicht aufsagen können. Der Albtraum könnte aber auch ein genaues Bild davon sein, wie sich viele junge alleinstehende Männer (sogar christliche alleinstehende Männer) in ihrem tatsächlichen, hellwachen Leben fühlen. Wer soll ich sein? Welche Rolle soll ich spielen? Wer sind die Guten und wer die Bösen? Wo soll ich stehen, wo soll ich arbeiten und wo soll ich leben? In welcher Geschichte bin ich? Welche Kämpfe versuche ich zu gewinnen?

Stolpernd durch das Singledasein

Wenn ich den Buchhalter sehe, der auf der Bühne herumstolpert, immer wieder ins Fettnäpfchen tritt und stark schwitzt, dann sehe ich etwas von meinem eigenen Leben als Single – ich ringe mit der Frage, wo ich zur Schule gehen soll, durchlaufe verschiedene Studiengänge, lerne neue Freunde kennen, verliere den Kontakt zu alten und finde dann wieder neue, fange meinen ersten Job an und dann meinen zweiten und dann meinen dritten, ziehe von Wohnung zu Wohnung, dann von Haus zu Haus und von Stadt zu Stadt, versuche eine Frau zu finden und scheitere, versuche es noch einmal und scheitere wieder und bringe dann den Mut auf, es erneut zu versuchen. Das alles, während alle anderen dabei zusehen, wie ich schwitze und stolpere.

Was glaubst du, wie der Buchhalter herausgefunden hat, wer er war? Er hat die anderen Leute auf der Bühne studiert. Der Schlüssel zu dem Wissen, wer er sein sollte, lag bei den Männern und Frauen, die ganz bewusst um ihn herum platziert worden waren. Was ist, wenn das Gleiche für das Leben eines gläubigen alleinstehenden Mannes gilt? Was ist, wenn einige von uns stolpern, umherirren und sich mehr abmühen als nötig, weil sie so viel Zeit damit verbringen, auf sich selbst zu schauen und so wenig Zeit damit, auf die Leute um uns herum zu schauen? Für einige von uns ist es so, als wären wir auf der Bühne aufgewacht, mitten in einem Theaterstück, und hätten doch nie den Mut aufgebracht, das Bett wirklich zu verlassen, geschweige denn eine Rolle zu spielen.

Mein Ziel mit diesem Artikel ist, christlichen alleinstehenden Männern eine bessere Perspektive und mehr Mut im Alleinsein zu geben. Ich möchte dich davon überzeugen, dass du nicht so allein bist, wie du denkst. Ich selbst habe einige Jahre als Single vergeudet und ich habe andere Männer dabei beobachtet die das ebenfalls taten. Du brauchst das nicht auch noch zu tun. Ich möchte Männern wie dir helfen, den Mann zu „spielen“, zu dem Gott dich gemacht hat.

Grundlegende Fragen für Männer

Welche Fragen treiben deiner Meinung nach den durchschnittlichen Mann in den Zwanzigern um und beschäftigen ihn? Welche Fragen halten ihn nachts wach und beeinflussen seine Entscheidungen?

  • Wo arbeite ich?
  • Was für eine Rolle spiele ich?
  • Wie viel mache ich überhaupt?
  • Was möchte ich mir anschauen?
  • Was hat der oder die über den oder die auf Twitter gepostet?
  • Wo werde ich essen gehen?
  • Hat unser Team gewonnen oder verloren?
  • Wie viel kann ich mir mit meinem Geld leisten?

Viele Männer verschwenden den größten Teil ihrer Kraft und Energie, Tag für Tag, Jahr für Jahr, für oberflächliche Fragen wie diese. Ich möchte, dass du dir bessere Fragen stellst, größere Fragen, die dir mehr abverlangen und mehr aus dir herausholen werden. Am Ende möchte ich, dass du dich durch diese Fragen weniger einsam und allein fühlst.

1. Wer steht über mir?

Bevor wir die Beziehungen um uns herum auf der Bühne betrachten, müssen wir uns daran erinnern, wer das Drehbuch für uns geschrieben hat. Bevor ein Mann der Mann sein kann, zu dem er geschaffen wurde, muss er denjenigen kennen und lieben, der ihn geschaffen hat. Wenn wir alle Probleme und Misserfolge, die Männer plagen, auf ein Grundproblem zurückführen könnten, dann wäre es unsere Missachtung Gottes.

Glaubst du das auch von dir selbst? Verstehst du, dass die Gesundheit jeder Beziehung in deinem Leben aus deiner Beziehung zu Christus erwächst? Wir werden die Rolle, die uns gegeben wurde, niemals treu ausfüllen, wenn wir keinen Kontakt zum Autor der Geschichte haben.

Der Apostel Paulus schreibt in 1. Korinther 6 insbesondere über die sexuelle Sünde, aber was er sagt, hilft uns, jede andere Art von Problem im Leben eines Menschen zu verstehen:

„Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlicht Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gott gehören!“ (1. Korinther 6:19-20 – Schlachter)

So sehr du dich auch von Tag zu Tag und von Woche zu Woche anders fühlen magst, du bist nicht dein eigener Herr. Du kannst nicht tun, was du willst und wann du willst – nicht, wenn du in Christus bist. Du gehörst ihm gleich doppelt: Er hat dich geschaffen und er hat dich erlöst. Verherrliche also Gott in mit deinem Körper – weih Ihm deinen Körper, deine Zeit, deine Energie, deinen Ehrgeiz mehr und mehr. Bemühe dich, eine „ungeteilte Hingabe an den Herrn“ (1. Korinther 7,35) zu pflegen, zu genießen und zu leben.

2. Wer ist vor mir?

Als Mann wirst du unweigerlich wie die Männer werden, die du bewunderst, mit denen du Zeit verbringst und denen du nachahmst. Die Einschätzung ist nicht immer einfach, aber ein einsichtiger Mensch ist in der Lage, das was er verkörpert, auf die Menschen zurückzuführen, die den größten Einfluss auf ihn hatten (im Guten wie im Schlechten). Viele junge Männer werden nicht reif, weil es ihnen an reifen Männern fehlt, denen sie folgen und von denen sie lernen können. Sie wachsen auf und leben ohne gute Väter.

Da ich auf die Vierzig zugehe und seit Jahren jüngere Männer in der Jüngerschaft unterrichte, glaube ich, dass kein einziger irdischer Faktor die Reife eines Mannes mehr bestimmt als der Mann (oder die Männer), die ihn väterlich begleiten. Und doch haben zu wenige Männer gute Väter im Glauben. Vielleicht hast du Männer, die du aus der Ferne bewunderst und nachahmst, aber du hast keinen älteren Mann, der dich wirklich gut genug kennt, um dich konkret und persönlich zu bestätigen, zu konfrontieren und zu ermutigen. John Calvin und John Piper können geistliche Väter für dich sein (für mich sind sie es), aber sie können nicht deine einzigen Väter sein (oder sogar deine wichtigsten).

Wer kann über dich sagen was Paulus zu denen jungen Männern in Korinth sagt?

„Nicht zu eurer Beschämung schreibe ich das, sondern ich ermahne euch als meine geliebten Kinder. Denn wenn ihr auch zehntausend Lehrmeister hättet in Christus, so habt ihr doch nicht viele Väter; denn ich habe euch in Christus Jesus gezeugt durch das Evangelium. So ermahne ich euch nun: Werdet meine Nachahmer!“ (1 Korinther 4:14-16)

Er konnte sagen: Ich kenne euch gut genug, um euch geliebte Kinder zu nennen, und ihr kennt mich gut genug, um meine Lebensweise nachzuahmen. Welcher ältere Mann kennt dich gut genug, um das zu sagen? Welchen älteren Mann kennst du gut genug, um nachzuahmen, wie er Gott begegnet, wie er seine Frau und seine Kinder liebt, wie er der Gemeinde dient, wie er die Verlorenen gewinnt? Wenn du eine solche Vaterbeziehung noch nicht hast, wer könnte dieser Mann sein? Der beste Ort, um mit der Suche zu beginnen, ist deine Ortsgemeinde, die Familie Gottes in der, Väter und Mütter, Schwestern und Brüder, zusammenleben und sich gegenseitig lieben (Matthäus 12:49-50).

Meiner Erfahrung nach muss oft der jüngere Mann solche Beziehungen einleiten, warte also nicht darauf, dass ein älterer Mann den Arm um dich legt. Finde die Männer, die es wert sind, nachgeahmt zu werden, und bitte sie dann um Weisheit, um Rat, um Zeit, um Vaterschaft. Suche nach Möglichkeiten, sie in ihrem normalen Lebensalltag zu begleiten. Mach es ihnen so leicht wie möglich, Zeit mit dir zu verbringen.

3. Wer ist neben mir?

Neben einem guten Vater braucht jeder Mann auch gute Brüder. Er braucht Freunde. Und zwar nicht irgendwelche Freunde, sondern Freunde, die ihn konsequent zu Gott hinziehen und Gottes Wesen in ihn zum Vorschein bringen wollen. Deshalb lieben Männer instinktiv das Bild aus Sprüche 27:17: „Eisen schärft Eisen, und ein Mann schärft den anderen.“ Eisen schärfen für was? Wahrscheinlich meint er damit das Schärfen einer Axt oder eines Schwertes. Männer schärfen sich gegenseitig für den Kampf, und wir alle befinden uns im Krieg (Epheser 6:12). Wer hilft dir, gut zu kämpfen?

Das sind keine Kumpel, mit denen du Fußball schaust oder online Videospiele spielst. Es sind Männer, deren Glaube dein Herz erweckt und dich dazu bringt, Christus nachzueifern, die sich hinknien und dich auffangen, wenn du stolperst und fällst, die dich anspornen, deiner Berufung würdig zu leben und dich zur Rechenschaft ziehen, die mit dir in die harten Gräben des Lebens und des Dienstes springen. Sie sind nicht mehr nur Männer oder sogar nur Freunde; sie sind Brüder.

4. Wer ist hinter mir?

Nur wenige Männer haben gute Väter im Glauben. Ich bin versucht zu sagen, noch weniger haben Söhne im Glauben gezeugt und erzogen. Aber jeder Mann Gottes sollte für jemanden ein geistlicher Vater sein. Das ist es, was treues Christentum ausmacht: „Macht alle Völker zu Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten habe“ (Matthäus 28:19-20). Wer sind deine Jünger? Wenn nichts in unserem Leben wie der Auftrag Jesu aussieht oder klingt, leben wir dann wirklich ein christliches Leben? Können wir wirklich sagen, dass wir Christus nachfolgen?

Der Apostel Paulus hatte viele Söhne im Glauben, darunter einen jungen Mann namens Timotheus. Er schreibt an Timotheus: „Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Männern an, die auch andere lehren können“ (2. Timotheus 2,2). Mit anderen Worten: Timotheus, so wie ich dir in Christus ein Vater gewesen bin, geh und sei anderen ein Vater. Nimm einen jüngeren, weniger reifen Mann für eine Weile unter deine Fittiche und lehre ihn geduldig und gewissenhaft, wie man Jesus nachfolgt. Zieh ihn in dein Leben, deine Ehe, deine Familie und deine Arbeit mit ein, und lebe dann so, dass du sagen kannst: „Ahme mir nach, wie ich Christus nachahme“ (1. Korinther 11:1). Du wirst überrascht sein, wie sehr du wachsen und davon profitieren wirst, wenn du dein Leben in ihn hineinlegst (Philipper 4:1).

Es spielt wirklich keine Rolle, wie alt du bist oder wie lange du schon Christ bist. Wenn du alt genug bist, um diesen Artikel zu lesen, schaut ein jüngerer Mann – in deiner Gemeinde, in deiner Nachbarschaft, an deinem Arbeitsplatz – zu dir auf. Wie gehst du mit dieser Tatsache um? Wie gehst du mit seinen Fragen, Wünschen und Fehlern um? Auch hier gilt: Warte nicht darauf, dass er dich um Hilfe oder Rat bittet. Geh und sei ein Vater.

5. Wer ist gegen mich?

Satan weiß, dass die stärksten alleinstehenden Männer meistens die Männer sind, die von geistlichen Vätern, Brüdern und Söhnen geliebt werden. Er wird alles tun, damit du dich allein fühlst, und diese Einsamkeit dann als Freiheit erscheinen lassen. Er wird dafür sorgen, dass sich die Gefahr sicher anfühlt. Er wird dich langsam von den Beziehungen wegführen, die du brauchst, und dich dann mit sinnlosen Ängsten und Vergnügungen ablenken. Ist dir bewusst das du dich in einem Krieg befindest?

„Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann; dem widersteht, fest im Glauben, in dem Wissen, dass sich die gleichen Leiden erfüllen an eurer Bruderschaft, die in der Welt ist.“ (1. Petrus 5:8-9 – Schlachter)

In deiner Wohnung, an deinem Schreibtisch, neben deinem Bett, auf deinem Computer, sogar über deiner Bibel hast du einen Feind. Einen erbitterten und einschüchternden Feind. Wenn sich das christliche Leben schwer anfühlt – wenn sich Beziehungen wie die, die ich oben beschrieben habe, manchmal unrealistisch oder sogar unmöglich anfühlen – dann liegt das zum Teil daran, dass jemand dich unerbittlich angreift und untergräbt. Er ist keine Metapher. Er ist ein reales geistiges Wesen, und er hasst dich. Er will dich verschlingen.

Aber wenn du ein Nachfolger Christi bist, ist der, der in dir lebt, stärker als der, der gegen dich kämpft. Und er ist auch keine Metapher oder ein Märchen. Er ist der König des Universums, der Krieger, der die Erde richten wird, und du kämpfst auf seiner Seite. Ignoriere deinen Feind nicht und unterschätze ihn nicht, aber gib auch nicht klein bei. Stütz dich auf die Männer, die du brauchst – Väter, Brüder und Söhne – und ziehe mit Christus in die Schlacht.


Dieser Beitrag erschien zuerst bei Desiring God. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
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