Falls es eine Hochzeit gab, musste sie eine der unangenehmsten der Geschichte gewesen sein.
Viele Ehen beginnen glücklich und enden erst nach Jahren (oder Monaten) im Unglück. Doch diese Ehe war anders. Sie war nicht einfach eine tragische Entwicklung – sie war eine Tragödie, noch bevor das Kleid den Mittelgang berührte. Die ganze Stadt wusste, was für eine Frau sie war. Viele Männer wussten es aus eigener Erfahrung. Als der Bräutigam sein Ehegelübde sprach: „Ich nehme dich an in guten wie in schlechten Zeiten …“, erschien „schlechte Zeiten“ bereits am Altar wie eine furchtbare Untertreibung. Und „gute Zeiten“ wie eine kindliche Illusion.
Während er dort stand, wusste er genau, worauf er sich einließ. Er wusste, dass Tränen fließen würden. Er wusste, wie viele Nächte er allein verbringen würde, sich fragend, wo sie war, ob sie in Sicherheit war, in wessen Armen sie lag. Er wusste, welche schmerzhaften Gespräche ihn mit ihren Kindern erwarteten. Er wusste es – und trotzdem heiratete er sie. Er nahm sie zu sich. Warum?
Der Herr sprach zu Hosea: „Geh, nimm dir eine hurerische Frau und zeuge hurerische Kinder; denn das Land treibt Hurerei und verlässt den Herrn.“ Da ging er hin und nahm Gomer, die Tochter Diblaims. (Hosea 1,2–3)
Das bittere Paradox
Ob Hosea und Gomer eine traditionelle hebräische Hochzeit hatten, wissen wir nicht – aber eines ist sicher: Ihre Ehe sorgte für Aufsehen. Genau das war die Absicht. Während die beiden „eins“ wurden, lenkte Gott den Blick seines untreuen Volkes auf sich.
Als Gott Hosea befahl, diese freizügige Frau zu seiner rechtmäßigen Ehefrau zu nehmen, war das eine Botschaft – laut, provokant und verstörend. „Warum sie, Herr?“ hätte Hosea zu Recht fragen können. „Weil das Land sich schwerer Hurerei schuldig macht, indem es mich verlässt.“ Ihre Liebe zu mir ist kalt und gleichgültig geworden. Sie genießen mein Korn, meinen Wein, meinen Schutz, als sei es selbstverständlich – und dann legen sie sich, immer wieder, mit den Götzen dieser Welt ins Bett. Nicht nur Hurerei, sondern große Hurerei. Sie opfern leidenschaftlich an den Altären des Vergnügens, des Überflusses, der Bequemlichkeit, des Stolzes – und wagen es dann, mit dem letzten Rest, der übrig bleibt, zu mir zurückzukehren.
Gott hatte sie gewarnt. Doch sie wollten nicht hören. Also malte er ihnen ein Bild – ein dunkles, beschämendes, schmerzhaftes Bild. Er plante eine Hochzeit, zu der niemand gehen wollte. Er hielt ihnen einen Spiegel vor, in den sie nicht schauen konnten. Und so sandte er Hosea, um Gomer zu lieben und zu ehren – „eine Frau der Hurerei“. Eine Braut, der man nicht vertrauen konnte. Ein bitteres Paradox.
Die Art von Hure, die er liebte
Was machte Gomer zur Hure? Wir erfahren nicht viele Details über ihr Leben, aber wir begegnen ihr durch den Ehebruch von Gottes Volk.
Das treulose Israel zeigt uns, was für eine Frau Gomer war: eine, die sagte: „Ich will meinen Liebhabern nachlaufen, die mir Brot und Wasser geben, Wolle und Flachs, Öl und Getränke.“ (Hosea 2,5). Mit anderen Worten: Ich bekomme zu Hause nicht, was ich will, also suche ich mir einen Mann, der es mir gibt. Sie war eine Frau, die das, was ihr Mann ihr gab, nahm und es nutzte, um andere Männer anzuziehen und zufriedenzustellen (Hosea 2,8; vgl. Jakobus 4,3). Eine Frau, die anderen Männern die Anerkennung für das gab, was ihr Ehemann für sie getan hatte (Hosea 2,12). Eine Frau, die eines guten Mannes nicht würdig war.
Und doch liebte er sie. Hosea wählte sie, suchte sie, kaufte sie zurück und liebte sie. „Da erkaufte ich sie mir um fünfzehn Silberstücke und anderthalb Hómer Gerste und sprach zu ihr: ‚Viele Tage sollst du so bei mir bleiben. Du sollst nicht mehr huren und keinem Mann gehören; und auch ich werde mich dir zuwenden.‘“ (Hosea 3,2–3). Kannst du die Predigt hören, die Gott vorbereitet hatte? Israel, ich zeige euch, wer ihr wirklich seid – und ich zeige euch, wer ich bin.
Ohne Hoseas unerschütterliche Treue hätte ihre Ehe nur das gepredigt, was so viele Ehen widerspiegeln: Weltlichkeit, Selbstsucht und Entfremdung. Sie hätte das sündige Israel treffend dargestellt – aber sie wäre eine Schmiererei über die Liebe Gottes gewesen.
Doch die unaufhörliche Liebe eines treuen Ehemanns machte aus der Hure ein Symbol der Barmherzigkeit und aus ihrer Ehe ein Wunder der Gnade.
Die Hochzeitsansprache des Himmels
Ihre Hochzeit wäre nicht nur wegen Gomers zerbrochener und zerrissener Vergangenheit erschütternd gewesen, sondern vor allem wegen des seltsamen und unerwarteten Leuchtens in seinen Augen, Augen, die nur schwach die liebevollen Augen des Himmels widerspiegelten. Fühle den plötzlichen Kontrast mitten in diesen Versen:
„Ich werde sie bestrafen für die Festtage der Baals,
Hosea 2,13–14
wenn sie ihnen Opfer verbrannte
und sich mit ihrem Ring und Schmuck schmückte,
und ihren Liebhabern nachging
und mich vergaß, spricht der Herr.
Darum siehe, ich will sie verlocken
und sie in die Wüste führen
und ihr freundlich zusprechen.“
Sie schmückte sich für einen anderen Mann. Sie zog den Ring ab, den ich ihr gekauft hatte. Als sie ging, ging sie direkt an unseren Kindern vorbei. Und selbst als der andere Mann sie nicht wollte, jagte sie ihm nach. Sie gab alles, um ihn zu haben. Und sie vergaß mich. Was nun? Wie würdest du diesen Satz nach solch einem Verrat beenden?
Darum werde ich sie verlocken. Das ist der Höhepunkt dieser Predigt namens Ehe: Gott will die Frau, die kein Mann wollen würde. Nach allem, was sie getan hat, um ihn zu vertreiben, brennt seine Liebe weiter. Er umwirbt die Frau, die die meisten Männer längst aufgegeben hätten. Und er wird sie haben, obwohl es ihn alles kosten wird. Bald wird sein Sohn kommen und den Namen „Keine Barmherzigkeit“ tragen (Hosea 1,6), damit wir, die Frau der Hurerei, „Geliebte“ genannt werden könnten.
Der Skandal der Verlobung
Während Gott die Braut, die er aus der Sklaverei befreit hat, dabei beobachtet, wie sie sich in den Ehebruch stürzt, weiß er ganz genau, dass er sie eines Tages wieder heimbringen wird. Er verspricht, sie zu finden, sie zu retten und sie zu umwerben.
„Ich werde dich mir verloben für immer. Ich werde dich mir verloben in Gerechtigkeit und Recht, in treuer Liebe und in Barmherzigkeit. Ich werde dich mir verloben in Treue. Und du wirst den Herrn erkennen.“
Hosea 2,19–20
Er wiederholt sich dreimal, weil er weiß, wie unvorstellbar, ja skandalös diese Liebe wirken muss: „Ich werde dich mir verloben… Ich werde dich mir verloben… Ich werde dich mir verloben…“ Diese Wiederholung treibt einen Pfahl der Hoffnung in all unsere Ängste, dass Gott uns vielleicht nicht vergeben wird. „Ich kann vergeben… Ich werde vergeben… Ich werde dich lieben, als wärst du nie gegangen.“
Beachte, dass er sagt: „Ich werde dich mir verloben,“ und nicht einfach: „Ich werde dich zurücknehmen.“ Ray Ortlund betont das Wunder dieser Liebe:
„Das Geheimnis der Gnade, das hier offenbart wird, ist ein Versprechen der Erneuerung des Bundes – obwohl das Wort Erneuerung zu schwach ist, denn dieses Orakel verspricht nicht nur die Wiederbelebung der alten Ehe, sondern die Schaffung einer neuen. . . . Die hässliche Vergangenheit wird vergessen sein und sie werden von vorn anfangen, als ob nie etwas schiefgelaufen wäre.“
God’s Unfaithful Wife, 70
Die Frau der Hurerei wurde empfangen wie das Inbild der Reinheit höchstpersönlich – wie die begehrenswerteste Braut. Die Nacht der Vergebung und Versöhnung war wie die Hochzeitsnacht. Egal, was sie im Spiegel sah, seine Augen sagten ihr nun, dass sie neu und unwiderstehlich war, seine „Lilie unter den Dornen“ (Hohelied 2,2). Als Hosea zum Altar ging und sich entschloss, sich an seiner ehebrecherischen Frau zu erfreuen, predigte er einen Text, der noch nicht geschrieben war:
„Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, um sie zu heiligen, indem er sie durch das Wort mit Wasser gewaschen hat, damit er die Gemeinde sich selbst in Herrlichkeit darstelle, ohne Flecken oder Runzeln oder dergleichen, damit sie heilig und ohne Makel sei.“
Epheser 5,25–27
Eheberatung eines Propheten
Was könnte Hoseas Liebe zu Gomer für heutige Ehen bedeuten? Auch wenn wir keine Propheten sind, die beauftragt wurden, Prostituierte zu heiraten, sind unsere Ehen auf ihre eigene Weise prophetisch.
Wie Hoseas Liebe widersteht auch jede treue christliche Ehe der Verlockung und der Zerstörung einer Welt, die in Sünde lebt. Jeder loyale Ehepartner stellt das Gegenteil der Hässlichkeit und Zerstörung unseres Aufstands gegen Gott dar – und er ist ein Leuchtturm, der noch mehr Sünder zu Gottes Barmherzigkeit lockt. Jedes Ehegelübde, das trotz aller Schwierigkeiten hält, erklärt anderen Menschen, dass wahre Liebe existiert, dass Vergebung möglich ist und dass es mehr im Leben gibt, als Satan anbieten kann.
Wir wissen nicht, wie viele Israeliten Hosea sahen, die erbärmliche Schalheit ihres eigenen Lebens erkannten und wieder in eine Beziehung zu Gott kamen. Wer könnte deine Ehe sehen und von weltlichen, leeren Lebensweisen befreit werden? Wer könnte Gott endlich begegnen, weil du geblieben bist, geliebt, vergeben und deinen Ehepartner verfolgt hast?
Wenn uns Hosea und Gomer etwas über die Ehe lehren, dann, dass die Liebe Gottes durch uns am hellsten leuchtet, wenn die Ehe am schwierigsten ist. Kannst du es ertragen, das zu glauben? Glückliche, blühende Ehen mögen das Evangelium in großen, leuchtenden Dur-Akkorden singen, aber die Moll-Akkorde schwieriger und hingebungsvoller Ehen sind oft umso fesselnder. Ihre Schönheit ist unheimlich, weil sie so schwer zu erklären ist.
Die einzigartig herausfordernden Aspekte unserer Ehen können wirklich zu den größten Bühnen für wahre Liebe werden – um zu zeigen, was es bedeutet, von Gott durch Christus erwählt, vergeben und wertgeschätzt zu werden. Das ist die Herrlichkeit des Ehebundes, und seine Strahlen sind am stärksten, wenn sie durch unsere ehelichen Schwächen und Kämpfe hindurch leuchten.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Desiring God. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
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