Einer der schwierigeren und umstritteneren Verse in der Bibel ist 1. Korinther 7,14: „Denn der ungläubige Mann ist durch die Frau geheiligt, und die ungläubige Frau ist durch den Bruder geheiligt; sonst wären ja eure Kinder unrein, nun aber sind sie heilig.“ (Schlachter 2000). Christen sind sich uneinig über die Bedeutung dieses Verses im Hinblick auf die Taufe von Kleinkindern. Doch bevor wir in diese Diskussion einsteigen, ist es wichtig, den Kontext und die zentrale Aussage des Abschnitts zu betrachten.
Ansteckende Heiligkeit
In 1. Korinther 7,12–16 geht Paulus auf die Frage von Mischehen ein – Ehen, in denen ein Ehepartner gläubig ist und der andere ungläubig. Wenn wir das gesamte Kapitel betrachten, wird deutlich, dass Fragen der Reinheit das Gewissen der korinthischen Christen stark beschäftigten. Deshalb fragten sich einige von ihnen, ob sie weiterhin mit einem ungläubigen Ehepartner verheiratet bleiben sollten. Sollte ein Gläubiger in einer Ehe mit jemandem bleiben, der Satan gehört statt Gott, der in der Finsternis lebt statt im Licht, der Götzen anbetet statt den wahren und lebendigen Gott? Würde es einen Gläubigen nicht verunreinigen, eine eheliche Beziehung mit jemandem zu haben, der den Herrn Jesus hasst?
Paulus’ Antwort ist erstaunlich. Aufgrund des Alten Testaments würden wir erwarten, dass er sagt, der Gläubige würde durch eine solche Beziehung mit einem Ungläubigen verunreinigt und befleckt. Doch stattdessen dreht Paulus das Argument in die entgegengesetzte Richtung. Der gläubige Ehepartner wird nicht durch den ungläubigen Partner verunreinigt. Ganz im Gegenteil! Der ungläubige Ehepartner wird durch den Gläubigen geheiligt. Und damit nicht genug: Auch die Kinder sind heilig.
Das erinnert uns an Jesu Umgang mit dem Unreinen. Aus dem Alten Testament wissen wir, dass die Berührung eines Aussätzigen jemanden unrein machte. Doch als Jesus den Aussätzigen berührte, wurde er nicht unrein. Stattdessen ging von Jesus Reinheit aus, und indem er den Aussätzigen heilte, reinigte er ihn. In 1. Korinther 7 sehen wir etwas Ähnliches: Die Heiligkeit des gläubigen Ehepartners überträgt sich – zumindest in gewissem Maße – auf den ungläubigen Partner und auf die Kinder ihrer Verbindung.
Geheiligt, aber nicht gerettet
Es stellt sich jedoch sofort die Frage: Was bedeutet es, wenn ein ungläubiger Ehepartner und die Kinder aus Mischehen als „heilig“ bezeichnet werden? Bedeutet das, dass sie aufgrund ihrer Beziehung zu einem gläubigen Ehepartner oder Elternteil automatisch gerettet sind? Wenn ungläubige Ehepartner geheiligt sind und die Kinder solcher Ehen als heilig gelten, könnte man auf den ersten Blick annehmen, dass sie gerettet sind. Andererseits lehrt uns die Bibel klar und durchgängig, dass Menschen nicht allein durch die Nähe zu Gläubigen gerettet werden. Die Schrift macht unmissverständlich deutlich, dass wir allein durch den persönlichen Glauben an Jesus Christus gerettet werden. Es gibt keinen biblischen Grund zu der Annahme, dass jemand gerettet wird, nur weil er mit einem Gläubigen verheiratet ist oder das Kind einer Mischehe ist.
Tatsächlich bestätigt Paulus in diesem Zusammenhang ausdrücklich, dass der ungläubige Ehepartner nicht allein durch die Ehe mit einem Gläubigen gerettet wird. Er schreibt: „Denn was weißt du, Frau, ob du den Mann retten wirst? Oder was weißt du, Mann, ob du die Frau retten wirst?“ (1. Korinther 7,16). Gelehrte diskutieren darüber, ob dieser Vers eher optimistisch oder pessimistisch hinsichtlich der möglichen Errettung des Ehepartners ist. Ich neige zur optimistischen Deutung, da das Hauptanliegen dieses Abschnitts darin besteht, dass gläubige Ehepartner ihre Ehe mit einem Ungläubigen nicht aufgeben sollen. Paulus gibt somit einen Anreiz, in der Ehe zu bleiben. Doch Optimismus ist keine Garantie. Ohne Zweifel hat der ungläubige Ehepartner durch die Ehe mit einem Gläubigen eine größere Chance, zum Glauben zu kommen. Dennoch wird er nicht automatisch gerettet, nur weil er mit einem Gläubigen verheiratet ist.
Damit kehren wir zur Ausgangsfrage zurück: Was bedeutet es, dass ein ungläubiger Ehepartner „geheiligt“ wird durch den gläubigen Partner? Es bleibt schwierig, dies mit absoluter Sicherheit zu beantworten. Vielleicht können wir aber sagen, dass der ungläubige Ehepartner durch seine Nähe zum „Einflussbereich des Heiligen“ eine größere Möglichkeit zur Errettung hat – vermittelt durch den gläubigen Ehepartner.
Was ist mit den Kindern?
Vielleicht fragst du dich inzwischen, ob ich die ursprüngliche Frage dieses Artikels vergessen habe. Doch die vorhergehende Diskussion ist notwendig, um zu verstehen, was Paulus meint, wenn er sagt, dass die Kinder aus Mischehen „heilig“ sind.
Unsere presbyterianischen Freunde verweisen oft auf diesen Vers zur Verteidigung der Kindertaufe. Natürlich erfordert die Frage der Kindertaufe eine umfassendere Auseinandersetzung als nur diesen einzelnen Vers. Leser werden ermutigt, dazu den Artikel von John Piper sowie Steve Wellums Kapitel im Buch Believer’s Baptism: Sign of the New Covenant in Christ zu konsultieren. Dennoch ist es wichtig, diesen speziellen Vers zu berücksichtigen, da die hier genannte Heiligkeit der Kinder oft als Argument für die Kindertaufe herangezogen wird.
Wir sehen hier, dass die Kinder einer Mischehe als „heilig“ bezeichnet werden. Bedeutet diese Heiligkeit, dass sie getauft werden sollten? Der unmittelbare Kontext liefert keine exegetische Grundlage für diese Schlussfolgerung. Wir haben zuvor festgestellt, dass der ungläubige Ehepartner durch den gläubigen Partner geheiligt wird. Gleichzeitig haben wir gesehen, dass diese Heiligung keine rettende Wirkung hat. Da der ungläubige Ehepartner nicht durch diese Heiligung gerettet wird, gibt es auch keine Grundlage, ihn oder sie zu taufen. Genauso wenig qualifiziert die Heiligkeit der Kinder sie für die Taufe.
Manche mögen darauf hinweisen, dass Paulus für den ungläubigen Ehepartner den Begriff „geheiligt“ und für die Kinder „heilig“ verwendet. Doch diese Unterscheidung hat keine große Bedeutung. Die Begriffe „heiligen“ und „heilig“ gehören zum selben semantischen Feld, sodass „heilig“ nicht bedeutet, dass die Kinder in einer völlig anderen geistlichen Kategorie stehen als der ungläubige Ehepartner. Einfach gesagt: Wenn es keinen Grund gibt, ungläubige Ehepartner zu taufen, dann gibt es auch keinen Grund, ungläubige Kinder zu taufen.
Unter dem Einfluss des Heiligen
Paulus schlägt weder vor, noch ermutigt er dazu, Säuglinge oder Kinder zu taufen, die noch nicht zum Glauben an Christus gekommen sind. Dennoch bietet dieser Text eine Ermutigung für die Erziehung von Kindern, die noch nicht glauben. Sie befinden sich im Bereich des Heiligen. Die Gegenwart eines gläubigen Elternteils gibt berechtigte Hoffnung, dass das Kind sich Christus zuwenden wird, um Errettung zu finden. Wir haben keine Verheißung oder Garantie für die Errettung, und die Schrift liefert keine Grundlage für eine Taufe vor dem persönlichen Glauben. Doch wenn ein Kind ein gläubiges Elternteil hat, bedeutet das, dass es immer wieder mit der guten Nachricht der Errettung durch den Glauben an Jesus Christus in Berührung kommt.
Säuglinge aus einer Ehe zwischen einem Gläubigen und einem Ungläubigen sollten nicht getauft werden, da die Taufe für jene bestimmt ist, die glauben. Und dennoch sind solche Kinder weder verunreinigt noch unrein – und das ist eine Hoffnung, an der wir festhalten können.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Desiring God. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
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