Sophie Scholl, geboren am 9. Mai 1921 in Forchtenberg, war eine zentrale Figur des Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime. Ihr mutiger Kampf gegen die menschenverachtende Ideologie der Nazis war tief in ihrem festen und authentischen christlichen Glauben verwurzelt, der sie bis zu ihrem letzten Atemzug begleitete.
Sophie Scholl letzte Worte: Kurz vor ihrer Hinrichtung am 22. Februar 1943 sagte sie: „Die Sonne scheint immer noch.“ Zudem hinterließ sie das Wort „Freiheit“ auf der Rückseite der Anklageschrift.
Ein weiteres Zitat, das oft als ihre letzten Worte überliefert wird, jedoch nicht zweifelsfrei belegt ist, lautet:
„Wie können wir erwarten, dass Gerechtigkeit herrscht, wenn sich kaum jemand persönlich für eine gerechte Sache opfert? So ein schöner, sonniger Tag, und ich muss gehen. Aber was macht mein Tod schon aus, wenn durch uns Tausende aufgerüttelt und zum Handeln bewegt werden?“

Frühe Prägung durch den christlichen Glauben
Sophie Scholl wuchs in einem von christlichen Werten geprägten Elternhaus auf. Ihre Mutter, Magdalena Scholl, die vor ihrer Ehe als Diakonisse wirkte, vermittelte Sophie und ihren Geschwistern zentrale christliche Tugenden wie Mitgefühl, Gerechtigkeit, Nächstenliebe und Verantwortung gegenüber den Mitmenschen. Das gemeinsame Gebet, das Lesen der Bibel und eine tiefe spirituelle Praxis waren feste Bestandteile des Familienlebens. Diese religiöse Prägung legte den Grundstein für Sophies späteren Widerstand gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime.
Innere Abkehr vom Nationalsozialismus
Obwohl Sophie Scholl zunächst Mitglied im Bund Deutscher Mädel (BDM) war, begann sie sich innerlich von der nationalsozialistischen Ideologie zu distanzieren, als sie erkannte, dass diese unvereinbar mit christlicher Nächstenliebe und dem Konzept der gottgegebenen Menschenwürde war. Ihr Gewissen und ihr tief empfundener Glaube drängten sie dazu, sich aktiv gegen das Regime zu positionieren. Gemeinsam mit ihrem Bruder Hans Scholl und anderen Studierenden gründete sie die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ an der Universität München, um mit Flugblättern zum Widerstand gegen die Nazis aufzurufen und ihre Verbrechen anzuprangern.
Die Wurzeln der „Weißen Rose“ und christliche Werte im Widerstand
Die Mitglieder der „Weißen Rose“ – Hans und Sophie Scholl, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und Kurt Huber – suchten nach einer Wahrheit, für die es sich zu leben und zu sterben lohnte. Sie kannten die Schriften des dänischen Philosophen Sören Kierkegaard, der schrieb: „Es gilt, eine Wahrheit zu finden, die Wahrheit für mich ist, die Idee zu entdecken, für die ich leben und sterben will.“ Ihre Standhaftigkeit und ihr Mut entsprangen ihrem tiefen christlichen Glauben.
Der Sammelband Die Stärkeren im Geiste mit Beiträgen von Detlef Bald, Jakob Knab, Hinrich Siefken und Renate Wind beleuchtet ihre geistigen Motive im Detail. Besonders aufschlussreich ist die Lektüre der sechs Flugblätter der „Weißen Rose“. Diese sind ein eindrucksvolles Zeugnis geistlicher Reife und moralischer Entschlossenheit. Im zweiten Flugblatt heißt es beispielsweise: „Es ist allerhöchste Zeit, diese braune Horde auszurotten.“ Im dritten Flugblatt schreiben sie: „Ist Euer Geist schon so sehr der Vergewaltigung unterlegen, dass Ihr vergesst, dass es nicht nur Euer Recht, sondern Eure sittliche Pflicht ist, dieses System zu beseitigen?“
Die geistige Entwicklung von Hans und Sophie Scholl
Besonders bemerkenswert ist die geistige Wandlung der Geschwister Scholl. Hans Scholl war anfangs ein begeisterter Anhänger der Hitlerjugend. Jakob Knab beschreibt ihn als „schneidigen HJ-Führer“, der sich als Draufgänger einen Namen machte. Doch nach und nach erkannte er die Unmenschlichkeit des Regimes. Sophie Scholl war in ihrer Jugend ebenso überzeugt und setzte sogar die Polizei ein, um Mitglieder der Hitlerjugend zum Dienst zu bringen. Doch als sie erfuhr, dass ihre jüdische Mitschülerin Luise Nathan ausgeschlossen wurde, begann sie, das System zu hinterfragen. Spätestens nach der Verhaftung ihrer Geschwister im Jahr 1938 wegen „bündischer Umtriebe“ entfremdete sie sich endgültig vom Nationalsozialismus. Beim Verhör am 18. Februar 1943 sagte sie: „Ich für meine Person will mit dem Nationalsozialismus nichts zu tun haben.“
Der christliche Glaube als Kompass
Die Widerständler der „Weißen Rose“ orientierten sich an christlicher Literatur – von Augustinus‘ Bekenntnissen über Thomas von Aquin und Kardinal Newman bis hin zu zeitgenössischen Autoren wie Theodor Haecker und Romano Guardini. Besonders Sophie Scholls Tagebuch zeugt von ihrer tiefen Sehnsucht nach Gott. Im Juni 1942 schrieb sie: „Mein Gott, ich kann nichts anderes als stammeln zu Dir… Lehre mich beten. Lieber unerträglichen Schmerz als ein empfindungsloses Dahinleben.“
Der christliche Glaube war der moralische Maßstab ihres Handelns. Jakob Knab berichtet von den letzten Stunden der zum Tode Verurteilten. Hans Scholl rief: „Es lebe die Freiheit!“, Christoph Probst verabschiedete sich mit: „In wenigen Augenblicken sehen wir uns in der Ewigkeit wieder.“ Alexander Schmorell erinnerte seine Eltern: „Vergesst Gott nicht!“ Willi Graf schrieb in seinem Abschiedsbrief: „Gottes Segen über uns, in Ihm sind und leben wir.“ Sophie Scholls letzte Worte: „Die Sonne scheint noch.“ Ihre Mutter bemerkte in der Todeszelle einen „Glanz in ihren Augen“.
Zwei Tage später bestattete Pfarrer Karl Alt Hans und Sophie Scholl. In seiner Ansprache verwies er auf „die Sonne, die nie untergeht, sondern auch in die traurigsten und dunkelsten Herzen Trost und Kraft hineinstrahlt“.
Die Flugblätter der „Weißen Rose“ waren eindringliche Appelle an das Gewissen ihrer Mitbürger und beriefen sich oft auf christliche und humanistische Werte. So heißt es im vierten Flugblatt: „Wir schweigen nicht, wir sind euer böses Gewissen; die Weiße Rose lässt euch keine Ruhe!“ Die Grundsätze der Brüderlichkeit und der Liebe zum Nächsten, die ihren Glauben prägten, wurden zu mächtigen Waffen gegen die Tyrannei des Nationalsozialismus.
Gefangenschaft und geistige Standhaftigkeit
Am 18. Februar 1943 wurden Sophie und ihr Bruder Hans beim Verteilen von Flugblättern an der Universität München festgenommen. Trotz der drohenden Todesstrafe zeigte Sophie während des Verhörs und Prozesses eine außergewöhnliche innere Stärke. Der evangelische Gefängnispfarrer Karl Alt, der sie bis zuletzt begleitete, berichtete von ihrer tiefen geistigen Ruhe und ihrer kompromisslosen Glaubenshaltung. Sie empfing das Abendmahl bewusst und andächtig und zeigte keine Spur von Hass oder Verbitterung gegenüber ihren Anklägern. Ihr Verhalten in diesen letzten Stunden wurde zu einem beeindruckenden Zeugnis ihres unerschütterlichen Glaubens.
Ihre letzten Worte – Ein Vermächtnis des Glaubens
Am 22. Februar 1943 wurde Sophie Scholl gemeinsam mit ihrem Bruder Hans und Christoph Probst hingerichtet. Ihre letzten Worte sind in verschiedenen Versionen überliefert. Häufig wird der Satz zitiert: „Die Sonne scheint noch“, ein Symbol ihrer inneren Zuversicht, selbst angesichts des sicheren Todes. Andere Quellen berichten von den Worten: „Gott, meine Zuflucht in Ewigkeit“, was ihre tief verwurzelte christliche Hoffnung auf Gottes Trost und Erlösung unterstreicht.
Sophie Scholls Mut und ihr Glaube bleiben bis heute eine Quelle der Inspiration. Ihr Beispiel zeigt, wie der christliche Glaube nicht nur Trost spenden, sondern auch die Kraft verleihen kann, für Gerechtigkeit und Wahrheit einzutreten, selbst unter den schwierigsten Bedingungen. Ihr Erbe lebt weiter als ein leuchtendes Zeichen für Glauben, Widerstandskraft und moralische Integrität.
Sophie Scholl im Film: „Sophie Scholl – Die letzten Tage“
Der Film Sophie Scholl – Die letzten Tage ist ein beeindruckendes Doku-Drama, das zurecht mit vielen Filmpreisen ausgezeichnet und sogar für den Oscar nominiert wurde. Der Film zeigt die letzten sechs Tage im Leben von Sophie Scholl, die gemeinsam mit ihren Freunden von der „Weißen Rose“ versuchte, das Gewissen ihrer Landsleute angesichts der Verbrechen des Nationalsozialismus zu wecken. Ihr Mut und ihre Standhaftigkeit führten am 22. Februar 1943 zu ihrer Verurteilung und Hinrichtung.
Der Erfolg des Films, der im deutschsprachigen Raum weit über eine Million Zuschauer in die Kinos lockte, ist ein erfreuliches Zeichen dafür, dass der Sinn für wahre Werte auch in der modernen Gesellschaft nicht verloren gegangen ist.
Jedoch gibt es zwei Kritikpunkte am Film (übernommen von kath-info.de):
- Christoph Probst, ein weiteres Mitglied der „Weißen Rose“, wird im Film als gebrochener Mann dargestellt. Tatsächlich aber fand er in den Stunden vor seiner Hinrichtung eine tiefe innere Stärke. Er ließ sich am Tag seiner Hinrichtung katholisch taufen und wurde mit einer solchen Zuversicht erfüllt, dass er sagen konnte: „Ich wusste nicht, dass Sterben so leicht sein kann.“ Zudem sagte er zu seinen Mitstreitern: „In wenigen Minuten sehen wir uns in der Ewigkeit wieder.“
- Der christliche Glaube als tragende Kraft ihres Widerstands kommt in dem sonst so eindrucksvollen Film nur am Rande vor. Tatsächlich führte der Widerstand die Mitglieder der „Weißen Rose“ zu einem vertieften Glauben. Sie standen in Kontakt mit den christlichen Denkern Carl Muth und Theodor Haecker und lasen Werke von Reinhold Schneider, Werner Bergengruen, Leon Bloy und Paul Claudel. Diese geistige Auseinandersetzung gab ihnen das Rüstzeug, um dem verbrecherischen Regime standzuhalten.
Quellenverweise und Leseempfehlung:
- Sophie Scholl. Die letzten Tage. http://www.kath-info.de/sophiescholl.html
- Sophie Scholl. https://de.wikipedia.org/wiki/Sophie_Scholl
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