Im ersten Absatz der Bekenntnisse schrieb Augustinus seinen berühmten Satz:
„Du regst den Menschen dazu an, dich zu loben, denn du hast uns für dich geschaffen, und unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir.“
Dieser Satz ist eine treffende Zusammenfassung der Theologie des Augustinus. Erstens zeigt er, dass der Mensch ohne Gott völlig ruhelos, verloren und umherirrend ist. Zweitens zeigt er, dass nur Gott dem menschlichen Herzen wahre Ruhe geben kann. Augustinus findet großen Trost und Zuneigung im Charakter, im Wesen und in den Werken Gottes.
Augustinus‘ Verständnis von Leben und Umkehr ist an das Heilswirken des dreieinigen Gottes in seinem eigenen Leben geknüpft. Er kann seine Erlösung nur durch die Linse von Gottes Souveränität und Gnade verstehen. Für Augustinus gehen die Theologie und das gesamte Leben von Gott aus. Als er über seine eigene Bekehrung nachdenkt, bekennt Augustinus: „Du, mein Gott, hast das bewirkt… Wie kann man das Heil erlangen, wenn nicht durch deine Hand, die das, was du einst geschaffen hast, neu macht?“
„Du hast uns für dich geschaffen, und unser Herz ist unruhig, bis es zur Ruhe kommt in dir.“
Augustinus
Der Trinitätsglaube von Augustinus ist ein hilfreicher Bezugspunkt für uns. Seine Sichtweise kann zumindest teilweise als Vorlage für die Betrachtung der Trinität in unserem eigenen Leben dienen. Wir können Augustinus‘ Lehre wie folgt zusammenfassen:
1. Der Vater als Initiator
Für Augustinus spielt der Vater in der Schöpfungserzählung die Rolle desjenigen, der den Sohn durch den Geist zeugt und der durch sie alles erschafft. Dies ist vielleicht die stärkste Betonung, die Augustinus auf das Wirken des Vaters legt.
Dennoch fördert er keine Hierarchie. Er behandelt den Sohn und den Geist nicht unbedingt als bloße Ersatzspieler. Augustinus erklärt, dass „die Trinität, mein Gott – Vater und Sohn und Heiliger Geist – Schöpfer der gesamten Schöpfung [ist]“. Gott der Vater erschafft also mit und durch Gott den Sohn und Gott den Geist, wodurch alle drei göttlichen Personen gleichberechtigt an der Erschaffung der Dinge beteiligt sind. Dies ergibt sich für Augustinus aus der Aussage: „Lasst uns den Menschen nach unserem Bilde machen“ (Genesis 1,26).
2. Der Sohn als Vermittler
In der Schrift Bekenntnisse kritisiert Augustinus seinen Neuplatonismus aus der Zeit vor seiner Bekehrung und sagt, dass sie ihm zwar geholfen haben, das „Bleiben in Christus“ zu verstehen, aber nicht die Tatsache, „dass er zur rechten Zeit für die Gottlosen gestorben ist (Römer 5,6) und dass Gott seinen einzigen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat“ (Römer 8,32).“ Ohne diese letzten Aspekte bleibt der Neuplatonismus nur eine Torheit, die sich allerdings als Weisheit ausgibt. Ohne die Inkarnation und Auferstehung von Jesus Christus gibt es kein echtes Verständnis seines Werkes für den Menschen.
Für Augustinus muss eine lebendige Beziehung zu Christus die Versöhnung mit Gott beinhalten. Das geht aber nur dadurch, dass die Sünden bezahlt werden. Deshalb ist der Gottessohn „unter den sterblichen Sündern als der unsterbliche Gerechte erschienen, sterblich wie die Menschen, gerecht wie Gott. Denn der Lohn der Gerechtigkeit ist das Leben und der Friede (Röm 6,23)“. Christus „kam in den Schoß der Jungfrau…, damit das sterbliche Fleisch nicht ewig sterblich sei.“
Augustinus
„Arroganz sollte es für den Gläubigen nicht geben. Es ist die Demut Gottes, die uns demütigt.“
Dass Gott selbst sich nach dem Ungehorsam des Menschen auf die Erde herabgelassen hat, bedeutet, dass es für den Gläubigen keine Arroganz geben sollte. Es ist die Demut Gottes, die uns demütigt. Das ist es, was die Neuplatoniker übersehen haben. Sie waren arrogant, weil sie dachten, das göttliche Leben könne allein durch menschliche Mittel erreicht werden. Aber nur durch den „wahren Vermittler“, Gott im Fleisch, konnte der Mensch das Heil finden.
3. Der Heilige Geist als Einiger
Um auf das anfängliche Augustinus-Zitat zurückzukommen: „Du regst den Menschen dazu an, dich zu preisen, denn du hast uns für dich geschaffen, und unser Herz ist unruhig, bis es in dir zur Ruhe kommt“. Augustinus schließt am Ende dieses Zitats den Kreis, indem er sagt:
„Einst wurden wir dazu bewegt, das Gute zu tun, wie es unser Herz durch deinen Geist erdacht hat. Aber früher wurden wir dazu bewegt, Unrecht zu tun und dich zu verlassen. Du aber, Gott, der Einzige und Gute, hast nie aufgehört, Gutes zu tun… Wir hoffen, in deiner großen Heiligung zu ruhen. Du aber, der Gute, der keines anderen Guten bedarf, ruhst immer, denn du selbst bist deine eigene Ruhe.“
Der Heilige Geist wohnt in den Gläubigen und verbindet sie mit der Gottheit. Indem sie an Gottes Leben teilhaben, werden die Gläubigen in Ewigkeit an seiner Ruhe teilhaben. Ruhe in Gott zu finden, ist also nicht nur eine Gesinnung oder ein Wille; Ruhe ist etwas, das Gott innewohnt und daher auch den Seelen derer innewohnt, die mit ihm vereint sind.
Augustinus erklärt auch, dass der Heilige Geist die Erkenntnis Gottes schenkt. Feindselig gesinnte Ungläubige „sehen deine Werke nicht mit Hilfe deines Geistes und erkennen dich nicht in ihnen“. Niemand kennt oder liebt die Dinge Gottes, wenn er nicht seinen Geist empfängt.
Das trinitarisch geprägte Evangelium
Augustinus stellt in den Bekenntnissen poetisch fest: „Gott ist das Leben der Seelen, das Leben der Leben. Du lebst nur in Abhängigkeit von dir selbst, und du änderst dich nie, Leben meiner Seele“. Der dreieinige Gott, der in der Heiligen Schrift geoffenbart, in den Glaubensbekenntnissen bekannt und durch das lebensverändernde Wirken des Heiligen Geistes erfahren wurde, war eine Realität, der sich Augustinus nicht entziehen konnte. Und sobald er von Gott ergriffen war, waren Augustinus‘ Theologie und sein ganzes Leben diesem Gott unterworfen.
Bei uns wird die Dreifaltigkeit manchmal vorausgesetzt oder übersehen. Wir sagen: „Die Trinität. Ah, natürlich: Drei in Einem. Wasser, Schnee, Eis. Ich hab´s verstanden.“ Die Dreifaltigkeit wird zu einem verstaubten Faktum aus der Sonntagsschule, nicht zu einer täglichen Quelle des Staunens. Gott als dreieinig zu verstehen, ist eine theologische, ehrfurchtgebietende, lebensspendende Wahrheit.
Der dreieinige Gott fordert sein Reich zurück und erlöst alle Dinge, auch dich und mich. Das Evangelium hat unweigerlich eine trinitarische Gestalt. Der Vater hat beschlossen, uns seine Liebe durch das Opfer des Sohnes und die Sendung des Heiligen Geistes zu offenbaren (Eph 1,9-14).
Wie Alister McGrath gesagt hat, „ist Gott sowohl das Ziel unserer Reise als auch das Mittel, mit dem wir ihn finden“.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Desiring God. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
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Von Andrea Schieber – flickr, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38856742