Vom 8. – 10. Mai 2025 trifft sich eine breite christliche Koalition aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Karlsbad bei Karlsruhe zur Konferenz „Jesus25“. Dabei sollen pünktlich zur Konferenz die Vier Sammelbände „Christlicher Glaube in den Herausforderungen unserer Zeit“ erscheinen. Eine Bewerbung zu einem Beitrag meinerseits wurde überraschenderweise angenommen und dann auch noch so ein kostbares Thema: Ist Jesus der Messias? Beim Erstellen dieses Beitrags habe ich immer wieder über die Herrlichkeit Christi gestaunt und über die Tiefe mancher Prophetie gestaunt. Manches habe ich davor nicht geahnt gehabt und anderes überraschte mich in seiner Durchschlagskraft. Die Gewissheit, dass Jesus der Messias, ja mein guter Messias ist, war eine äußerst glaubensstärkende Erfahrung, die schon bald ihre Bewährung erfahren sollte: Während der Arbeit am Beitrag wurde unserer Tochter nach einer extrem harten Geburt mit mehreren Fehlbildungen geboren. Es folgte nun ein wochenlanger „Katastrophen“-Modus, in dem das Wissen um Jesu Nähe großen Trost bot und auch immer noch bietet.
Für dreieinigkeit.de möchte ich den gleichen Beitrag nutzen und in etwa 7 Teilen veröffentlichen. Heute somit der Erste Teil, der sich einleitend für die folgenden Teile versteht und eine Übersicht über den ganzen Beitrag gibt. Dabei finden nur geringfügige Änderungen zum bald auch schriftlich veröffentlichten Beitrag statt, die vor allem auf den Stil eines Blog-Artikels vorgenommen wurden.
Die Beziehung der beiden Teile der Bibel zueinander zu verstehen, dem sogenannten „Alten“ und dem „Neuen“ Testament, gehört zu einer der herausforderndsten aber gleichzeitig auch fruchtbarsten Aufgabe eines jeden Bibellesers. Dieser Artikel möchte aufs Neue Lust daran wecken, mit frischem Mut in der Schrift zu forschen und die Herrlichkeit Christi, wie sie sowohl von den Propheten wie auch von Jesu Zeitgenossen wahrgenommen wurde, zu entdecken.
Sollte man „Altes Testament“ sagen?
Dieser Artikel verwendet die Bezeichnung das „Alte Testament“, um den üblichen Sprachgebrauch nicht unnötig kompliziert zu machen, nicht aber um eine Entwertung der Schriften des Tanachs auszudrücken. Durch die Verwendung soll keinesfalls der Eindruck entstehen, dass das „Alte Testament“ alt im Sinne von veraltet, unnötig oder zweitrangig sei. Die Wertschätzung für die 39 Schriften des Alten Testaments findet sich wiederholt bei Jesus und den Jüngern, wobei der Kanon auch bewusst gegenüber anderen Schriften abgegrenzt wird (vgl. Luk 16,29; 24,17.44; Apg 26,22; 28,23). Der Begriff Tanach wird in diesem Artikel synonymisch für den Begriff „Altes Testament“ verstanden und verwendet
Dabei gehe ich davon aus, dass die Aussage: Jesus ist die Mitte der Schrift, keine platte Phrase ist, sondern das Ziel des Bibelstudiums. „Sie ist’s die von mir zeuget“ (Joh 5,39) sagt Jesus den Juden, als er sie auffordert, genauer in der Schrift zu forschen. Dabei könnte man doch gemeint haben, dass sie die Schriften schon ausreichend gekannt haben, oder? Wer ist dieser Messias, den die Schriften des Alten Testaments angekündigt haben, und was ist es was sie von diesem „Messias“ bezeugen? Welchen Messias erwarteten die Schriften des „Alten Testaments“? War dieser Messias anders als Jesus? Wenn nein, woher kommt dann die Irritation vieler als sie mit dem Wirken Jesu konfrontiert sind? Allgemeiner gefragt: Wie ist die Beziehung von Vorhersage und Erfüllung? Dies sind die groben Linien vieler unterschiedlicher Fragen, die bei jedem Zitat und jeder Anspielung mit christologischem Bezug des Alten Testaments im Neuen Testaments aufgeworfen werden.
Christus oder Messias?
in diesem Artikel werden die Begriffe Messias und Christus synonymisch verwendet, ich gebe Barrett recht, der schreibt (Michael P. V. Barrett. Beginning at Moses: A Guide to Finding Christ in the Old Testament. Grand Rapids, MI: Reformation Heritage Books. 2018: 20): “The word christ is a transliteration of the Greek word that is the equivalent to the Hebrew word messiah. Messiah and christ mean the same thing; therefore, it is not appropriate or legitimate to speak of the Jewish or Old Testament Messiah in contrast to the Christian or New Testament Christ. The only difference between the words is that one is Hebrew and the other Greek”

Als Anker- und Ausgangspunkt wählen wir die Anfrage Johannes des Täufers an Jesus Christus. Als er sich in Haft befindet schickt er seine Jünger mit dieser Frage zu Jesus: „Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?” (Mt 11,3). Diese Frage enthält so viele Dimensionen: Einerseits ist es eine Frage der Sehnsucht nach dem Messias, die viele Menschen mit dem Täufer teilten und bis heute teilen. Es ist aber auch eine Frage der Verunsicherung, da Johannes Verheißung und Erfüllung nicht zufriedenstellend zusammenbringen konnte. Für ihn blieben nicht aufzulösende Spannungen. Dadurch wird seine Frage zu einem Hilfeschrei in einer Glaubensnot. Gleichzeitig bleibt seine Frage aber auch eine Frage mit hoffnungsvoller Erwartung, dass die Zweifel aufgelöst werden können. Ansonsten würde er nicht zu Jesus mit seinem Anliegen kommen.
Insgesamt ist seine Anfrage ein geeigneter Schmelzpunkt für verschiedene Fragestellungen zur Messianität Jesu. In den nächsten Wochen werden wir diese Fragen betrachten:
- Ein Buch voller Messias-Sehnsucht. – Wir werden sehen, dass die Messias-Erwartung der Schriften des Alten Testaments das Thema des AT überhaupt ist.
- Was ist eigentlich ein Messias? – Hier blicken wir auf die Bedeutung und Verwendung der Begriffe „Messias“ bzw. „Christus“.
- „Auch du, Johannes?“ – Anschließend versuchen wir konkret zu verstehen, was die Ursprünge für die tiefen Zweifel des Täufers waren.
- Auf der Suche nach einem gerechten Gott! – Von da ist es dann kein weiter Weg mehr zur Frage, wie Gott gleichzeitig gerecht und gnädig sein kann.
- Ich bin! – Dann endlich können wir auch Jesu eigenes Selbstverständnis als Messias beleuchten.
- Gehört ein Messias ans Kreuz? – Um Anschließend den Stein des „Anstoßes“ für die Messianität Christi zu betrachten, das Kreuz.
- In diesem Zeichen! – Im letzten Abschnitt schließt sich der Kreis: Wir versuchen die biblische Beziehung von Ankündigung und Erfüllung zu definieren.
Dabei können allein schon der Länge geschuldet nicht alle Aspekte der Christologie ausreichend beleuchtet werden. So wird z.B. der Sohn Gottes als Teil der Trinität genauso wenig betrachtet wir der Aspekt der Bundesbeziehung, der im Dienst des Messias die würdige Antwort bekommt. Gleichzeitig werden gelegentlich manche Detailaspekte recht ausführlich betrachtet. Diese sind meist ausgewählte Beispiele, die nicht notwendigerweise den zentralsten Aspekt der Messianität Jesu aufzeigen, aber so gewählt wurden, um die Vielschichtigkeit dieses Themas zu unterstreichen.
Damit dieser Artikel nicht eine bloße Einleitung bleibt möchte ich schon das erste Kapitel hier veröffentlichen:
Ein Buch voller Messias-Sehnsucht
Das Alte Testament lechzt von Beginn an nach einem Erlöser. Und Erlösung hat der Mensch seit seinem Sündenfall nötig. Schon im dritten Kapitel des ersten Buches der Bibel lesen wir die erste Verheißung von dem, der Adams Fall umkehren soll (1Mose 3,15). Auf den folgenden Seiten kristallisieren sich immer weitere Details sich über den Erwarteten heraus: Er wird ein Nachkomme Abrahams sein (1Mose 22,18; vgl. Gal 3,16), ein Löwe aus dem Stamm Judas (1Mose 49,10), ein Nachkomme Davids (2Sam 7,12-13). Vor allem die Ankündigung des Messias als einen besseren David wird von den Schriftpropheten immer weiter verfeinert. “Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da werde ich dem David einen gerechten Spross erwecken. Der wird als König regieren und verständig handeln und Recht und Gerechtigkeit im Land üben.” (Jer 23,5), sagt Jeremia und verkündigt hier etwas ähnliches wie Jesaja (Jes 4,2;11,1) oder Sacharja (Sach. 3,8).
Diese königliche Linie aus dem verheißenen Samen ist nur ein Aspekt der Messiaserwartung. Die Psalmen besingen den Erwarteten sowohl in seinem Leiden (Ps 16;22;69;40) wie auch in seiner Erhöhung (Ps 2,21,118). Sie feiern den Messias sowohl als den besseren David als auch als den besseren Salomo (Ps 8;45;72;110). Während Mose einen „Propheten wie mich“ (5Mose 18,15) ankündigt, sieht Jesaja Kapitelweise einen Knecht Gottes kommen, der die Versöhnung und Bundeswiederherstellung von Gott mit seinem Volk voraussieht (Jes. 40ff).

Diese königliche Linie aus dem verheißenen Samen ist nur ein Aspekt der Messiaserwartung. Die Psalmen besingen den Erwarteten sowohl in seinem Leiden (Ps 16;22;69;40) wie auch in seiner Erhöhung (Ps 2,21,118). Sie feiern den Messias sowohl als den besseren David als auch als den besseren Salomo (Ps 8;45;72;110). Während Mose einen „Propheten wie mich“ (5Mose 18,15) ankündigt, sieht Jesaja Kapitelweise einen Knecht Gottes kommen, der die Versöhnung und Bundeswiederherstellung von Gott mit seinem Volk voraussieht (Jes. 40ff).
Mit verschiedenen Themen verknüpft, in unterschiedlichen Stilmitteln dargestellt, an den ungewöhnlichsten Stellen erwähnt, von der ersten bis zur letzten Seite (Mal 3,22-24) lechzt das Alte Testament nach dem Messias.
Dieser Deutung des Alten Testaments wird häufig mit dem Verweis widersprochen, dass die Messiaserwartung des Tanach rückblickend von der Erfahrung (die die erste Gemeinde mit einer sicherlich gewichtigen historischen Person Jesus aus Nazareth gemacht hat) her hineingelesen wird. Gegen die oben genannten Stellen wird z.B. eingewendet, dass die Bibel nie oder äußerst selten einen einzigen Messias erwartet hätte[1]. Eine vor allem im zeitgenössischen Protestantismus verbreitete Haltung sieht ins christliche Verständnis umgeformte Erwartungen des Alten: Der Tanach erwarte wohl einen besseren David, aber eben nicht einen Mann am Kreuz, sondern ein jüdisches Großreich: Einen materiellen Herrscher aber nicht einen Seelenretter. Diese und ähnliche Einwände besitzen aber nur so lange eine Schlagkraft, so lange man mehrere Faktoren ignoriert:
Die Sehnsucht nach dem Messias ist ein zentrales Thema des Alten Testaments
Erstens befinden sich die Messias-Verheißungen meist nicht an textlichen Randstellen, sondern an zentralen heilsgeschichtlichen Momenten. Um eine Auswahl zu nennen: (1) Der Sündenfall ist ein gewaltiger Bruch mit Gott, eigentlich hat Gott den sofortigen Tod für den Ungehorsam angekündigt. Doch es folgt eine Begnadigung geknüpft an eine messianische Verheißung, auch wenn trotzdem ein neues Zeitalter außerhalb Edens für die Menschheit anfängt. (2) Die Verheißungen Abrahams, die Land und Nachkommen für seine Nachkommen versprechen, sind Grundlage der ausführlich berichteten Geschichte Israels: Exil in Ägypten, Auszug aus Ägypten, Richterzeit, Königszeit, Spaltung der Nation, Exil in Babylon, Rückkehr. Gleichzeitig ist diese Verheißung aber eng mit einer messianischen Erwartung verknüpft. Beachten wir dabei, dass das 1 Buch Mose generell zwischen linearen Genealogien des verheißenen Samens (1Mose 5;11,10-26;25,19) und den segmentierten Genealogien der Völker (1Mose 10;25,12-18;36) unterscheidet und auf diese Weise die Bedeutung des verheißenen Samens unterstreicht.[2] (3) Dass der Abschiedssegen Jakobs an seine 12 Kinder ein zentrales Ereignis ist, wird daran deutlich, welche weitreichende Auswirkung er auf die Geschichte Israels besitzt: Die Stämme Simeon und Levi sollen zerstreut in Israel leben (1Mose 49,7), was noch viele Jahrhunderte später Folgen besitzt: Für den Stamm Levi verwandelt sich die Enterbung in ein Vorrecht für besonderen Gottesdienst (5Mose 33,8-11), weil er konsequent gegen die Anbeter des goldenen Kalbes vorgingen (2Mose 32,26) , doch Simeon löst sich schließlich unter dem Stamm Juda auf (vgl. Ri 1,3). Gleichzeitig wird das Zepter zwar dem Stamm Juda verheißen, doch der Erstgeburtssegen verbleibt bei Joseph, der den doppelten Segen dadurch bekommt, dass seine Söhne von Jakob in 1 Mose 48 gesegnet werden, zeitlich also noch vor dem Segen der 12 Stämme. Überhaupt wird deutlich, wie lange es dauert, dass der Anführer Israels einer aus dem Stamm Juda ist: Mose ist Levit (2Mose 2,1-2), Josua aus dem Stamm Ephraim (4Mose 13,7) und Saul ein Nachkomme Benjamins.[3] (4) Erst mit David ist ein Nachkomme Judas der Anführer im Volke Israel. Davids Wunsch dem Herrn ein Haus zu bauen, wird mit Gottes Verheißung übertrumpft, dass Er David ein ewiges Haus, d.h. für Ewigkeit Nachkommen erschaffen wird. Spätestens hier findet die enge Verknüpfung zwischen Haus des Herrn und der Messiaserwartung statt. Alle vier Beispiele sind zentrale Ausgangspunkte der jüdischen Geschichte, zentral für den Bericht des Alten Testaments, bilden thematische Schwerpunkte für die Rezeption in den Schriften und bei den Propheten und drehen sich gleichzeitig um die Hoffnung nach dem Messias! Es darf auch nicht übersehen werden, dass in den obigen vier genannten Bereichen im Zentrum der Messias-Erwartung die Wiederherstellung der Gemeinschaft mit Gott steht, wenn auch Elemente eines beständigen tatsächlich physischen Reiches ebenfalls eine Rolle spielen.
Jesu Zeitgenossen erwarteten sehnsüchtig Ihren Messias

Zweitens ist es offensichtlich, dass das Judentum bis heute von der Messiaserwartung, die es in seinen Heiligen Schriften findet. Die jüdische Messiaserwartung unterscheidet sich wesentlich vom christlichen Verständnis der messianischen Ankündigungen, bleibt aber nicht weniger intensiv, und dass in den unterschiedlichsten Strömungen des Judentums. Rabbi Jacob Strauch setzt sich für eine lebendige Messiaserwartung ein, obwohl er gleichzeitig die Unterschiede der christlichen und jüdischen Erwartungen unterstreicht[4]. Die Messiaserwartung ist in den letzten Jahrhunderten häufig derart akut gewesen, dass regelmäßig Menschen sich entweder selbst zum Messias erklärten, oder von anderen zum Messias erklärt wurden. Geschichtsträchtige Beispiele finden sich hier in der Person von Bar Kochba[5]oder Rebbe Menachem Mendel Schneerson[6](Jeder, der die Möglichkeit besitzt Israel zu besuchen, wird von den unzähligen Postern überrascht, die im ganzen Land verteilt Schneerson als den Messias proklamieren, obwohl er bereits seit Jahren verstorben ist.) R. Liebi zählt über 50 messianische Prätendenten[7].
Auch wenn nicht alle von Liebi Genannten die Bedeutung von Bar Kochba oder Schneerson einnehmen, zeigt seine Aufstellung dennoch die Dringlichkeit mit der das Judentum auf ihren Messias sein. Wie kann es auch anders sein, wenn diese Religion auf einer Schrift aufbaut, die nach dem Messias lechzt: Der Tanach hat Sehnsucht nach einem besseren Tempel (Hag. 2,1), einem besseren Priester nach melchizedekischer Ordnung (Ps. 110,4), einen Propheten wie Mose, auf den gehört werden soll (5Mose 18,15). Es seufzt nach dem Knecht des Herrn, der die Sünden des Volkes beseitigt (Jes. 53) und dem Sohn Gottes, der die Heiden mit eisernem Zepter beherrschen wird (Ps. 2). Ein besonders schönes Beispiel für die Messias-Erwartung findet sich im achten Kapitel von „Tewje der Milchmann“, das Scholem Alejchem 1914 verfasst hat: Tewje ist ein osteuropäischer Jude, der vor einem Pogrom steht. Ihn quälen Fragen über Gott, Unrecht und wann denn der Messias erscheint. Genau da erscheint ein Reiter auf einem weißen Pferd und fordert ihn auf (nach Israel) zu gehen[8]. Diese Beispiele zeigen, dass unabhängig davon wie sehr sich die gegenwärtige jüdische Deutung der Messiaserwartung von der christlichen unterscheidet, kein Zweifel an der generellen Interpretation besteht, dass der Tanach einen kommenden Messias erwartet.
Was für ein Messias ist das?
Schließlich kann man nicht ignorieren, welchen Messias eigentlich die Zeitgenossen Jesu erwartet haben. Hier findet sich keinesfalls eine homogene Deutung, wie wir im Verlauf des Artikels noch sehen werden. Auch zur Zeit Jesu gab es die unterschiedlichsten Erwartungen an den „Kommenden“. Die Anfrage des Täufers an Jesu zeigt auch, dass Jesus nicht jede messianische Erwartung erfüllt hat. Damit wird deutlich, dass niemals und von keiner Gruppe beliebiges in die Messiaserwartungen des Tanach hineingelesen wurde. Die unterschiedlichen miteinander konkurrierenden Erwartungen zeigen zwar, dass die Deutung der Alttestamentlichen Stellen nicht homogen war, unterstreichen aber gleichzeitig, dass die häufig so modern anmutende Kritik an der Interpretation mancher messianischen Texte sowohl jahrtausendealt ist, wie auch häufig gar nicht so wissenschaftlich, sondern schlicht profan und volkstümlich. An der allgemeinen Stimmung einer „Messiassehnsucht“ ändert sie wenig.
„Bist du der da kommen soll“ ist somit eine gute Zusammenfassung für den Sehnsuchtsschrei, den das Alte Testament auf der Erwartung nach dem Kommenden „losschickt“ in diese Welt. Der Täufer schickt seinen Hilfeschrei in einem für ihn kritischen Moment los und erinnert uns auf diese Weise, wie dringend wir alle einen Messias benötigen.
Literaturhinweise
Die verwendete Literatur wird jeweils zu den Abschnitten aufgeführt. Für diesen Abschnitt findet sich sehr viel äußerst allgemein zugänglichi:
[1] Einige Gegenargumente aus der modernen jüdischen Sicht finden sich z.B. in der YouTube-Debatte zwischen R. Liebi und I. Itkin: „Wurde Jesus im Alten Testament prophezeit? Debatte: Dr. Roger Liebi VS Rabbi Igor Itkin“ (https://www.youtube.com/watch?v=SJEFl_c-MQ0&t=8211s [letzter Aufruf am 08.08.2024])
[2] T.D. Alexander. From Paradise to the promised Land. Carlisle, Cumbria: Paternoster Press, Carlisle, Cumbria, UK, 2012: 102-105
[3] https://www.linkedin.com/pulse/jacob-messiah-come-from-judah-ray-pritchard/ [letzter Zugriff 25.07.2024].
[4] https://www.reconstructingjudaism.org/news/waiting-messiah/ [letzter Zugriff 28.08.2024]
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Bar_Kochba [letzter Zugriff 28.08.2024]
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Menachem_Mendel_Schneerson [letzter Zugriff 28.08.2024]
[7] https://rogerliebi.ch/r000-01-rl-2007-12-01_00-0-skript-handout_falschemessiasse/ [letzter Zugriff 28.08.2024]
[8] Scholem Alejchem. Anatevka. Die Geschichte von Tewje, dem Milchmann. München: BookRix, 2013: Kindle Position 2461. – Alejchem, der sich in seinem Leben immer mehr dem Zionismus zuwandte verknüpft mit dieser Erzählung den Zionismus und die Hoffnung auf einen selbstständigen israelischen Staat mit der Messias-Erwartung.
Auf glaubend.de habe ich mich mehrmals dem Thema der Christologie im Zusammenhang mit Prophetie gewidmet, darunter in einer vierteiligen Artikelserie „Christus im Alten Testament„. Damals profitierte ich von „Christologie des Alten Testaments“ von Eduard Böhl, das kostenfrei erhältlich ist. Für den Artikel habe ich vor allem von Barrett, Beginning at Moses, Alexander „From Paradise to the promised Land“ und „God, REvelation and Authority, Vol. II“ von C.F:H. Henry profitiert.