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Gewalt im Alten Testament: Ist Gott grausam?

Vorab: Dies ist ein kompakt gehaltener Abschnitt des Artikels zum generellen Thema „Gewalt in der Bibel“. Die ausführliche Fassung (mit weiteren und vertiefenden Aspekten) befindet sich hier.

Einleitung

Dass Jesus im Neuen Testament den Menschen sagt, sie sollen ihre Mitmenschen lieben, ist bekannt (vgl. Matthäus 22,37-40). Aber wie steht es mit Jahwe, dem Gott des Alten Testamentes? Ist er nicht ein rücksichtsloser Tyrann, der Menschen zur Befriedigung seiner Rachegelüste bestraft? Um das herauszufinden, wollen wir uns in diesem Artikel systematisch ansehen, was insbesondere das Alte Testament dazu zu sagen hat. Um eine Grundlage für unser weiteres Nachdenken über diese Frage zu erhalten, müssen wir uns eins zu Anfang klar machen: Das Verhältnis von Menschen und Gott.

1. Verhältnis von Mensch und Gott

Gott steht laut der Bibel ideell und zeitlich vor allem, er ist die Kraft, welche Raum, Zeit und Materie hervorgebracht hat. Somit ist er Schöpfer aller Dinge, der das Leben generell erst ermöglicht (vgl. 1. Mose 1-2,4; 1. Korinther 8,6). Weiterhin erhält er die Schöpfung bzw. das Leben, er sorgt also dafür, dass alles seinen mehr oder weniger gewohnten Gang nehmen kann (vgl. Apostelgeschichte 17,28; Kolosser 1,17). Darüber hinaus greift er selbst in die Geschichte seiner Schöpfung durch Wundertaten ein (vgl. Psalm 71,17-19) und wenn er etwas spricht, dann geschieht das Gesprochene (vgl. 1. Mose 1). Das wird durch seine vollumfängliche Weisheit (vgl. Sprüche 8,22) und Macht (vgl. Psalm 147,5) ermöglicht. Weiter ist er so herrlich und großartig, dass ein Mensch sterben müsste, wenn er Gott von Angesicht zu Angesicht sehen würde (vgl. 2. Mose 33,20). Das liegt auch daran, dass er ausschließlich gut (vgl. Matthäus 19,17) und heilig (vgl. Offenbarung 4,8), also besonders und rein ist. Letztlich sind diese – noch lange nicht vollständigen – Eigenschaften Gottes, die uns in der Bibel präsentiert werden, für Menschen unbegreiflich (vgl. Epheser 3,18). Somit wird der Kontrast zum Menschen deutlich: Er ist eben alles dies nicht, was Gott ist. Letzterer hat also eine eigene, ihm vom Menschen abgesonderte Qualität, die in ihm selbst begründet ist.

2. Gewalt Gottes im Alten Testament

Durch seine einzigarte Stellung als Schöpfer hat Gott laut der Bibel das Recht, gegenüber Menschen Gewalt auszuüben. Zuerst wollen wir anhand von biblischen Texten herausfinden, aus welchen Gründen er dies tut.

2.1. Gründe für die Gewaltausübung Gottes

2.1.1. Gericht/Strafe

Der erste Grund besteht in der Strafe bzw. dem Gericht Gottes über menschliches Fehlverhalten. Ein Beispiel dafür ist die Zerstörung der Städte Sodom und Gomorra, weil deren Einwohner ungerecht handelten (vgl. 1. Mose 18,20; 19,15). Deutlich wird dies an der Stelle, in der alle männlichen Bürger Sodoms zwei Fremde schänden wollen (vgl. 1. Mose 19,4f). Hier bestraft Gott also die Einwohner der Stadt wegen ihrer Ungerechtigkeit bzw. Sünde.

So stellte sich der Künstler John Martin die Zerstörung Sodoms und Gomorras vor. Gemälde von 1852.
2.1.2. Zurechtbringung

„Zurechtbringung“ im biblischen Sinne bedeutet, dass Gott Menschen wieder dazu bringt, ihm nachzufolgen und für ihn zu leben. Das könnte man jetzt als übergriffigen Zwang auffassen, ist aber innerbiblisch ziemlich konsistent. Wenn man von Gott als Schöpfer ausgeht, der die Menschen ins Dasein gebracht hat – siehe Kapitel 1 -, dann ist es auch nicht abwegig, dass wir als Menschen dazu da sind, für ihn zu leben (vgl. Römer 14,7f). Ein Abschnitt, welche diese „Zurechtbringung“ thematisiert, ist 5. Mose 4,25-30, welcher kurz vor der Landnahme Kanaans spielt. Gott erklärt darin den Israeliten, dass sie im Falle von Götzendienst Gewalt erfahren werden, die sie wieder zu ihm umkehren lässt.

2.1.3. Rettung

Eine dritte Perspektive auf die Gewalt Gottes bietet der Prophet Habakuk, von dem ein Zwiegespräch mit Gott im gleichnamigen Buch überliefert ist. Habakuk hadert sehr damit, wie Gott die Babylonier zum Gericht an den Israeliten verwendet (vgl. Habakuk 1,6 u. 12). Gegen Ende des Buches kommt er allerdings zu der Erkenntnis, dass Gott sein Volk mit Gewalt vor den Babyloniern retten wird (vgl. Habakuk 3,12f).

2.1.4. Verherrlichung und Erkenntnis Gottes

Gott setzt laut der Bibel auch Gewalt ein, damit seine Größe deutlich wird und so die Menschen erkennen, wer wirklich Gott ist. Deutlich wird dies im Kontext der Exoduserzählung, in der Gott sein Volk auch rettet, damit die Ägypter merken, dass er größer als ihre Götter ist (vgl. 2. Mose 7,5).

2.1.5. Bewahrung der alleinigen Anbetung Gottes

Gott macht im Alten Testament deutlich, dass er der einzig wahre Gott ist, der angebetet werden soll (vgl. 2. Mose 20,3). Deswegen spricht er in 5. Mose 20,17f mit drastischen Worten zu den Israeliten, dass sie die verschiedenen Völkergruppen in Kanaan vernichten sollen. Hier kommen wir an ein massives Problem: Dies hört sich sehr stark nach einem Genozid an. Eine der bekanntesten Stellen dafür dürfte die Eroberung Jerichos sein, zu der es in Josua 6,21 heißt, dass die Israeliten neben den Männern auch Frauen und Kinder erschlagen hätten. Auch wenn diese Geschichte insgesamt eine heroische Note hat, ist die dahinter liegende Realität äußert brutal.

2.2. Elf einordnende Gedanken zur Gewalt Gottes

Was kann man nun dazu sagen? Viele Christen hadern mit solchen Texten, während sich viele Nichtchristen wegen solchen Abschnitten angewidert von der Bibel abwenden und dadurch vielleicht auch generell mit dem christlichen Glauben nichts mehr zu tun haben wollen. Ehrlicherweise kann ich beides nachvollziehen. Deshalb möchte ich nun elf Gedanken zur Einordnung von solchen Gewaltpassagen weitergeben. Dies soll nicht anhand eines Beispieltextes geschehen, sondern systematisch durch die Bibel erfolgen. Ich nehme an, dass die genannten Punkte allgemein anwendbar sind, auch wenn sie vielleicht nur in einer Bibelstelle vorkommen.

2.2.1. Andere Zeiten

Der erste Punkt soll kein plattes Argument sein, um das Widerstreben gegen die biblischen Gewalterzählungen vom Tisch zu wischen. Dennoch ist zumindest ein bisschen was dran an der Aussage, dass sich Ansichten im Laufe der Zeit ändern. Pauschal und etwas vereinfachend gesagt sind wir heutzutage sehr sensibel z.B. in Bezug auf die Diskriminierung von Menschen und den Tod als Ende unserer individuellen Selbstentfaltung. Auf der anderen Seite fehlt es (aus biblischer Perspektive) an sensiblem Gespür dafür, wie schwer Sünde wiegt und dass Götzendienst (wenn man annimmt, dass es nur einen wahren Gott gibt) abscheulich ist. Daher kommt es auch teilweise, dass wir Gottes Reaktionen auf diese Verfehlungen als sehr hart empfinden. Außerdem ist uns die Vorstellung völlig fremd, dass Gott jemand ist, der (auch) Krieg führt. Zur Zeit des Alten Testamentes war dies eine völlig normale Vorstellung.

Siehe auch  Das Megiddo-Mosaik: Archäologischer Sensationsfund bestätigt die Göttlichkeit Jesu
2.2.2. Sünde des Menschen

Wichtig zu betonen ist, dass Gottes Gewalt nicht in luftleerem Raum entsteht. Es geht immer eine Verfehlung von Menschen voraus. An manchen Stellen wird deutlich, zu welchen schlimmen Verfehlungen es teilweise gekommen war. In 2. Könige 16,3 wird von dem judäischen König Ahas berichtet, dass er nach dem Vorbild kanaanäischer Völker seinen Sohn den Göttern opferte. Dem Vers nach zu urteilen waren diese Opferungen unter den kanaanäischen Volksgruppen weiter verbreitet (vgl. auch 2. Könige 23,10; 2. Könige 17,17, wo sich die Israeliten neben den Kindesopferungen noch Wahrsagerei und Zauberei zu Eigen machten).

2.2.3. Gottes Heiligkeit

An dieser Stelle muss ich auf das erste hier ausgeführte Kapitel verweisen und dieses als Grundlage nehmen. Nach der Bibel ist Gott der absolut Gute und Heilige. Gott hat aufgrund seiner höheren, in ihm selbst liegenden Qualität – weil er eben Gott ist – das Recht, zu strafen und Gericht zu halten. Wenn er derjenige ist, der das Leben schenkt, hat er auch das Recht, Leben zu nehmen. Und wenn er derjenige ist, der vollständig heilig ist und die Regeln des Zusammenlebens vorgegeben hat, ist auch jede noch so kleine Verfehlung im Widerspruch zu ihm, sodass auch eine kleine Schuld von ihm sanktioniert werden muss (vgl. Jakobus 2,10f).

2.2.4. Gottes Geduld

Dass Gott nur darauf aus sei, Völker auszulöschen, widerspricht einer Aussage Gottes aus 1. Mose 15. Dort spricht er mit Abraham, dem Stammvater der Israeliten, und erklärt ihm, dass seine Nachkommen lange Zeit in Ägypten versklavt bleiben werden, weil die Verfehlungen der Amoriter, einer kanaanäischen Volksgruppe, noch nicht vollständig seien (vgl. 1. Mose 15,16). So wartet Gott Jahrhunderte, bis er sein Gericht (durch die Israeliten) über die Amoriter ausführt.

2.2.5. Volles Bewusstsein der Menschen

Vor der Einnahme Jerichos erklärt Rahab, die Bewohnerin Jerichos den zwei israelitischen Spionen in Josua 2,9-11, dass „alle Bewohner des Landes“ wie gelähmt seien, weil sie von den Israeliten und ihrem Gott gehört hätten und wüssten, dass er ihnen das Land geben würde. Dennoch stellen sich die meisten von ihnen gegen die Israeliten, anstatt sich zu ergeben und zu diesem Gott umzukehren. Hier positionieren sie sich also im vollen Bewusstsein gegen Gott.

2.2.6. Betrachtung der ganzen Erzählung

Dieser Aspekt ist eigentlich eine Zusammenfassung der vorangegangenen Punkte. Bei der Betrachtung göttlicher Gewalt in der Bibel wird sich oftmals ausschließlich auf diese konzentriert, ohne jedoch den weiteren Kontext zu beachten, in dem die Punkte 2-5 eingebettet sind. In 2. Mose 32,28 wird berichtet, dass etwa dreitausend Männer des Volkes Israel umgebracht wurden, weil die Israeliten sich vorher ein goldenes Kalb als Abbild Gottes gemacht hatten. Dieses zweifellos schlimme und brutale Gericht kann ein Schaudern auslösen. Jedoch muss hier eben auch der gesamte Kontext der biblischen Erzählung berücksichtigt werden.

„Der Tanz um das goldene Kalb“ von Nicolas Poussin (undatiert).

Es fängt mit der Fürsorge Gottes an, dass die Israeliten aus Ägypten befreit werden, von dort ausziehen können und weiterhin von Gott versorgt werden (2. Mose 3-14; 16f) (4. Gottes Geduld bzw. Fürsorge). Später macht Gott mit den Israeliten einen Bund, in dem er klarstellt, dass sie sich keine Götterabbilder machen sollen (2. Mose 20,4) (3. Gottes Heiligkeit). In diesen Bund, in dem auch die negativen Konsequenzen bei Nichteinhaltung mitgenannt werden, willigen die Israeliten ein (2. Mose 24,7) (5. Volles Bewusstsein der Menschen). Nun handelt das Volk Gottes Anweisungen zuwider, in dem es sich ein Götterbild in Form eines Kalbes machen lässt (2. Mose 32,1-6) (2. Sünde des Menschen). Anschließend erfolgt das brutale Gericht und 3000 Männer werden umgebracht. Dass jetzt noch immer kein gutes Bauchgefühl aufkommt, ist absolut nachvollziehbar, aber vielleicht lassen diese Ausführungen die Einordnung des Gerichtes besser zu.

2.2.7. Reduzierte Komplexität

Im zweiten Kapitel bin ich unter dem vierten Punkt kurz darauf eingegangen, dass sich laut 2. Mose 12,38 viele Nichtjuden dem Exodus der Isareliten angeschlossen haben. In der gesamten Erzählung vorher wird dies aber mit keiner Silbe erwähnt. Das bedeutet, dass der Text viele Details, die unwesentlich für die Hauptbotschaft der Erzählung sind, nicht erwähnt. Darunter könnten zahlreiche Geschichten fallen, in denen sich Ägypter dem israelitischen Gott zuwenden. Wenn wir diesen erwähnten Vers nicht hätten, hätten wir gar keinen Anhaltspunkt für so eine Erwägung. Es könnte also sein, dass auch bei anderen Texten viele Aspekte unterschlagen werden, einfach weil sie für die Haupterzählung als nicht so relevant erachtet wurden. Darunter könnten Geschichten sein, in denen Nichtisraeliten umkehrten und gerettet wurden. Das ist natürlich erstmal spekulativ, aber auch nicht unplausibel.

 2.2.8. Übertriebene Sprache

Bei der ganzheitlichen Lektüre der Bibel fällt auf, wie ihre Autoren öfters eine übertriebene Sprache verwenden. In 1. Samuel 15,3 z.B. beauftragt Gott den israelitischen König Saul, die Amalekiter komplett zu vernichten. Der Text schildert in Vers 8 daraufhin, dass Saul dies auch tut. Ab dann dürften die Amalekiter eigentlich nie wieder in der Bibel erwähnt werden, weil diese ja ausgerottet sein müssten. In 1. Samuel 27,8 tauchen sie allerdings wieder als Gegner von König David auf. Wenn wir nun davon ausgehen, dass beide Textabschnitte die Wahrheit erzählen, ist die einzig logische Schlussfolgerung, dass die erste Passage sprachlich übertreibt. Die komplette Vernichtung der Amalekiter ist dann eben nicht wortwörtlich gemeint, sondern sie bedeutet „nur“ eine teilweise Auslöschung. Ein analoges, modernes Beispiel wäre, wenn man heutzutage Folgendes sagen würden: „Ich warte schon ewig auf mein Paket“. Jeder weiß, dass die Person nicht „ewig“ wartet, sondern lediglich eine gewisse Zeit, die sie aber als zu lang empfindet. Das gleiche Phänomen kann hinter der biblischen Aussage stecken, alle zu vernichten.

Siehe auch  Schöpfung oder Evolution?
2.2.9. Diesseits und Jenseits

Man kann annehmen, dass in den Kämpfen auch unschuldige Menschen umgekommen sind. Dies muss einem ungerecht und als zu hart erscheinen, vor allem, wenn der Fokus auf dem irdischen Leben dieser Menschen liegt. Wenn man jedoch die Perspektive auf eine mögliche Ewigkeit nach dem Tod erweitert, bekommt die Thematik eine neue Dimension. Diese muss man ernstnehmen, da die Bibel ständig davon spricht, dass das eigentliche Leben erst nach dem Tod beginnt (vgl. z.B. Philipper 3,20). Meine These ist, dass die unschuldig in den Kampfhandlungen der Israeliten gestorbenen Menschen (v.a. Kinder) es in der Ewigkeit guthaben werden. Dafür lässt sich letztlich kein endgültiger Beweis anführen, allerdings halte ich es für plausibel. Mein Ausgangspunkt für diese These ist die Begebenheit aus Apostelgeschichte 5,1-11, in der ein der christlichen Gemeinde zugehöriges Ehepaar von Gott für eine Lüge bestraft wird und tot umfällt. Es gibt im Text keinen Hinweis darauf, dass sie nicht generell an Gott bzw. Jesus geglaubt haben. Diese Strafe Gottes für ein vermeintlich so geringfügiges Vergehen stellt auch eine der wenigen Ausnahmen im Neuen Testament dar. Das ist der entscheidende Punkt: Hier an dieser Stelle bestraft Gott die beiden für etwas, für das er sehr viele anderen Menschen – Christen – nicht bestraft. Die Schlussfolgerung, dass die beiden ihr ewiges Leben nicht bei Gott verbringen werden, ist also nicht schlüssig. Vielmehr muss man davon ausgehen, dass Gott die beiden aus zwar strafte, sie aber durch ihren generellen Glauben gerettet waren. Wenn man dies so akzeptiert, bedeutet das noch nicht zwingend, dass auch die im Alten Testament unschuldig getöteten Menschen in den Himmel kommen. Die Möglichkeit liegt aber zumindest nahe.

2.2.10. Begrenzung in Ort und Zeit

Die Passagen der Bibel über Kriege sind allesamt Berichte, die Auskunft über ein historisches Ereignis ablegen wollen. Keiner dieser Texte erhebt einen überzeitlichen Anspruch, dass die Anhänger Gottes weiterhin Krieg führen sollen. Vielmehr ist die Bibel voll von Friedensvisionen, in denen Gott der Gewalt und dem Krieg ein Ende bereitet (vgl. Sacharja 9,10; Jesaja 2,4). Die Kriege der Israeliten, welche vornehmlich im Buch Josua beschrieben werden, dienen der Einnahme, Verteidigung und Sicherung des Landes, wobei sie mit König David enden (vgl. 2. Samuel 7,1). Das markiert also einen zeitlichen und räumlichen Rahmen für diese Kämpfe.

2.2.11. ‚Christliche‘ Beurteilung

Unsere westliche Welt ist auch wesentlich vom Christentum mitgeprägt wurden. Viele Menschen (immer noch) das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter oder vom verlorenen Sohn, der von seinem Vater trotz seinem schändlichen Leben wieder in die Arme geschlossen wird. Allein diese beiden Gleichnisse handeln von Barmherzigkeit und Güte, die man anderen Menschen entgegenbringen soll. Darüber hinaus spiegelt das komplette Verhalten Jesu seine Liebe zu den Mitmenschen wieder. Es waren überzeugte Christen um William Wilberforce, welche jahrzehntelang darum kämpften, die Sklaverei im Britischen Weltreich zu verbieten und schlussendlich damit Erfolg hatten. Mit diesem Beispiel möchte ich andeuten, dass unsere Kultur und unser Denken eben auch (immer noch) christlich geprägt ist. Ironischerweise trägt so auch unsere christlich geprägte Sicht dazu bei, dass wir brutale Gewalt scharf verurteilen.

3. Fazit

Die vorher genannten elf Punkte können prinzipiell eine Hilfe sein, die teilweise äußerst brutalen Gerichte Gottes (besser) zu verstehen. Dennoch bleibt möglicherweise ein ungutes Bauchgefühl wegen der teilweise massiven Gewaltausübung bestehen. Die Bibel ist voll von Versen, in denen Menschen Gott anklagen bzw. ihm klagende Fragen stellen, weil sie verschiedene Dinge nicht verstehen. Zwei Beispiele dafür sind Hiob (vgl. Hiob 10) und Habakuk (vgl. Habakuk 1,1-4). Auch beim Thema der göttlichen Gewalt kann dies legitim sein. Bemerkenswerterweise halten sowohl Hiob als auch Habakuk weiterhin an Gott fest.

Literaturempfehlung:

  • Copan, P.: Is God a Moral Monster? Making Sense of the Old Testament God, Grand Rapids 2011.
  • Hess, R. S.: War in the hebrew bible: An overview, in: Hess, R.S.; Martens E.A. (Hg.): War in the Bible and Terrorism in the Twenty-First Century (Bulletin for Biblical Research Supplement 2) Winona Lake, 2008.

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