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Welche Bibelübersetzung ist die richtige?

Die kurze Antwort ist einfach und lautet: Es gibt nicht DIE EINE richtige Bibelübersetzung. Die lange Antwort ist etwas komplizierter und folgt in diesem Artikel. Es soll im Grunde um zwei Fragen gehen. Erstens: Welche Arten von Übersetzungen gibt es überhaupt? Und Zweitens: Woher weiß man, welche Bibelübersetzung für einen die beste ist?

Welche Arten von Übersetzungen gibt es?

Man kann grob zwischen zwei Arten von Bibelübersetzungen unterscheiden. Zum einen gibt es die sogenannten „wörtlichen“ Übersetzungen und zum anderen gibt es die sogenannten „sinngemäßen“ Übersetzungen.

Die „wörtlichen“ Übersetzungen

In der Bibelwissenschaft spricht man nicht von „wörtlichen“, sondern von – Achtung schwieriges Wort – „formal-äquivalenten“ Übersetzungen. Formale Äquivalenz bedeutet, dass die Übersetzung ausgangssprachlich orientiert ist. Solche Bibelübersetzungen haben also eine hohe Texttreue zum hebräischen und griechischen Originaltext. Außerdem haben sie eine hohe Konkordanz. Das bedeutet, dass die Bibelübersetzung eine Gleichheit in der Wortwahl hat. Dasselbe Wort wird immer gleich übersetzt. Wenn beispielsweise das griechische Wort für „Sünde“ (ἁμαρτία) auftaucht, wird die Übersetzung auch immer „Sünde“ sein und nicht mal so und mal anders.

Die „sinngemäßen“ Übersetzungen

Die „sinngemäßen“ Übersetzungen werden auch „funktional-äquivalent“ genannt. Die funktionale Äquivalenz orientiert sich nicht so sehr an der Ausgangssprache, also dem Griechischen oder Hebräischen, sondern an der Zielsprache, in unserem Fall: an der deutschen Sprache. Es geht darum, dass die Funktion des Bibeltextes erfüllt wird, dass er also auch von einem modernen Menschen gut verstanden werden kann. Hier geht es nicht so sehr um Texttreue, sondern um die Wirkungstreue. Diese Übersetzungen sind nicht „ungenauer“ als die wörtlichen Übersetzungen, im Gegenteil: sie können ihren Zweck (nämlich von modernen Menschen verstanden zu werden) sehr genau erfüllen. Neben diesen Bibelübersetzungen gibt es auch Bibelübertragungen. Bibelübertragungen orientieren sich nicht am hebräischen und griechischen Grundtext, sondern übersetzen sehr frei bzw. paraphrasieren.

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Vergleich bekannter Bibelübersetzungen

Die folgende Grafik kategorisiert die gängigsten deutschen Bibelübersetzungen im Hinblick darauf, wie „wörtlich“ oder „sinngemäß“ sie sind.

Welche Bibelübersetzung soll ich wählen?

Es geht um den Zweck! Die Wahl der Bibelübersetzung ist vor allem davon abhängig, wofür du sie verwenden willst. Geht es um die tägliche Andacht? Das Studium? Den Gottesdienst? Für das Bibelstudium eignet sich eine wörtliche Übersetzung, weil man dort der ursprünglichen Aussageabsicht des Autors am nächsten kommen kann. Dafür kann man die Elberfelder sehr gut verwenden. Für die tägliche Andacht macht es Sinn eine sehr verständliche und flüssig zu lesende Bibelübersetzung zu haben, wie zum Beispiel die Hoffnung für alle oder die Neue Genfer Übersetzung. Aber natürlich hat jeder die Freiheit privat seine Lieblings-Bibelübersetzung zu lesen.

Bei der Wahl der Bibelübersetzung für den Gottesdienst müssen verschiedene Punkte berücksichtigt werden. Zum einen ist die jeweilige Denomination zu beachten. In einer katholischen Messe macht eine Lutherübersetzung weniger Sinn als in einem evangelisch-landeskirchlichen Gottesdienst. Zum anderen muss die Übersetzung zur Liturgie passen. Die Verwendung der „Volx-Bibel“ oder der „Hoffnung für alle“ kann einem Gottesdienst seine Würde rauben. Außerdem: Wenn Gottesdienste auch säkularisierte Menschen erreichen wollen (und das sollten sie!), darf die Übersetzung nicht zu „formal-äquivalent“ sein, sprich: Die Leute sollen es verstehen.

Ich glaube, dass die Neue Genfer Übersetzung (NGÜ) in vielen Dingen einen guten Mittelweg findet. Sie ist einerseits eine „sinngemäße“ Übersetzung und damit gut verständlich, sie beinhaltet aber andererseits auch Fußnoten, in denen auf den hebräischen und griechischen Originaltext Bezug genommen wird. Für mich persönlich ist die Elberfelder ein unabdingbarer Lebensbegleiter. Jeder, der sich intensiv mit der Bibel auseinandersetzen will, sollte früher oder später auch eine „wörtliche“ Übersetzung zur Hand nehmen.

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Am Ende kommt es aber gar nicht so sehr darauf an, welche Bibel man liest, sondern dass man die Bibel liest. Ich empfehle dir mit dem Markusevangelium zu starten. Dort wird die Geschichte über Jesus Christus kurz und bündig erzählt. Anschließend kann man gut den Römerbrief lesen. Paulus, der erste christliche Theologe überhaupt, erklärt dort die Grundlagen des christlichen Glaubens – das Evangelium.

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