Zusammenfassung:
Die Trinitätslehre wird in der Bibel nicht explizit erwähnt oder gelehrt. Ausformuliert wurde sie erst infolge der christologischen und trinitarischen Debatten im 3.-4. Jh. n.Chr. Allerdings gibt es eine Vielzahl an Bibelstellen, die Gott einerseits als den einen Gott darstellen, andererseits aber zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist als Personen dieser einen Gottheit unterscheiden. Die Lehre von der Dreieinigkeit wird in der Bibel progressiv enthüllt: Im Alten Testament ist sie partiell vorhanden, im Neuen Testament wird sie vollständiger offenbart. Aus einer Menge an Bibelstellen tritt die Trinitätslehre als plausibles, legitimes und notwendiges Dogma hervor.
1. Es gibt nur einen Gott
Dass Gott nur einer ist, ist grundlegend für das Gottesbild im Alten und Neuen Testament. So findet sich im sogenannten Schma Israel ein klares Bekenntnis zum Monotheismus (bzw. zur Monolatrie):
Höre, Israel: Der HERR ist unser Gott, der HERR allein!
Deuteronomium 6,4
Auch die Zehn Gebote gehen in eine ähnliche Richtung und begründen die monotheistische Ausrichtung des Judentums:
2 Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt habe. 3 Du sollst keine andern Götter haben neben mir. – 4 Du sollst dir kein Götterbild machen
Ex 20,2-4
Die Christen, die letztlich eine Abspaltung aus dem Judentum waren, haben das Bekenntnis zum Eins-Sein Gottes übernommen. Diese drei Verse aus dem Jakobusbrief, dem ersten Korintherbrief und dem ersten Timotheusbrief machen das gut deutlich:
Du glaubst, dass ⟨nur⟩ einer Gott ist? Du tust recht; auch die Dämonen glauben und zittern.
Jak 2,19
4 so wissen wir, dass es keinen Götzen in der Welt gibt und dass kein Gott ist als nur einer
1Kor 8,4
Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus.
1Tim 2,5-6
Es wird also deutlich, dass sowohl im Alten als auch im Neuen Testament Gott als der eine Gott bezeugt wird. Damit hat (neben dem Judentum auch) der christliche Glaube eine monotheistische Ausrichtung. Allerdings werden in der Bibel – und damit wird die Tür zur Trinität weit aufgestoßen – drei verschiedene Personen als göttlich bezeichnet.
2. Es gibt drei göttliche Personen
A. Der Vater wird Gott genannt
In der Kirchengeschichte wurde die Göttlichkeit des Vaters niemals ernsthaft bestritten, was letztlich daran liegt, dass das Zeugnis der Bibel hier am eindeutigsten ist. An unzähligen Stellen wird Gott als Vater bezeichnet. Er ist der Schöpfer von Himmel und Erde, er ist der souveräne Herr, Jesus betet zu ihm. In der Bergpredigt beispielsweise verwendet Jesus die Begriffe „Gott“ und „Vater“ auswechselbar:
26 Seht hin auf die Vögel des Himmels, dass sie weder säen noch ernten noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie ⟨doch⟩. Seid ihr nicht viel wertvoller als sie? 27 Wer aber unter euch kann mit Sorgen seiner Lebenslänge eine Elle zusetzen? 28 Und warum seid ihr um Kleidung besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen; sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. 29 Ich sage euch aber, dass selbst nicht Salomo in all seiner Herrlichkeit bekleidet war wie eine von diesen. 30 Wenn aber Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, ⟨wird er das⟩ nicht viel mehr euch ⟨tun⟩, ihr Kleingläubigen? 31 So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt: Was sollen wir essen? Oder: Was sollen wir trinken? Oder: Was sollen wir anziehen? 32 Denn nach diesem allen trachten die Nationen; denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr dies alles benötigt.
Mt 6,25-32
Die Gottheit des Vaters wird in der Bibel unmissverständlich gelehrt. Wie sieht es aber mit dem Sohn aus? Die Gottheit Jesu wurde in der Kirchengeschichte bis heute häufig geleugnet.
B. Der Sohn wird Gott genannt
Das Alte Testament
Das Alte Testament spricht nur sehr selten explizit von Jesus Christus und wenn, dann prophetisch. Eine Stelle, in der der kommende Messias als Gott bezeichnet wird, finden wir im Propheten Jesaja.
Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens.
Jes 9,5
Das Neue Testament
Jesus Christus wird im Neuen Testament an zahlreichen Stellen als göttlich dargestellt. Das zeigt sich vor allem im Johannesevangelium, aber auch in den synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas) und in diversen Briefen des Neuen Testaments.
Das Johannesevangelium
Das Johannesevangelium betont die Gottheit Jesu besonders stark. Diese unvollständige Liste macht das sehr deutlich:
- Jesus wird als „Gott“ bezeichnet (Joh 1,1-3)
- Jesus sagt, dass wer an ihn glaubt, auch an Gott glaubt und dass wer ihn sieht, den Vater sieht (Joh 12,44-45)
- Jesus lässt sich als „Gott“ anbeten (Joh 20,28)
- Jesus sagt von sich selbst, dass er präexistent ist (Joh 8,58; 17,5)
- Jesus sagt, dass der Vater und er eins sind (Joh 10,30)
- Jesus ermutigt seine Jünger zu ihm zu beten (Joh 14,14)
- Jesus sagt von sich selbst, dass er im Vater ist (Joh 14,20)
- Jesus sagt, dass seine Worte die des Vaters sind (Joh 14,24)
Die synoptischen Evangelien
- Jesus hat den Anspruch, Sünden zu vergeben (Mk 2,10-11)
- Jesus sagt, dass Gottes Engel seine Engel sind (Mt 13,41)
- Jesus sagt, dass Gottes Königreich sein eigenes ist (Mt 12,28; 19,14)
- Jesus sagt, dass Gottes Erwählte seine eigenen sind (Mt 19,14)
- Jesus sagt quasi, dass er JHWH ist, indem er Ps 8,1-2 auf sich selbst bezieht (Mt 21,16)
- Er sagt quasi, dass er JHWH ist, indem er die Elia-Prophezeiung in Mal 3,23-24 auf Johannes den Täufer bezieht, der sein Vorläufer ist (Mk 9,12-13)
- Er sagt, dass er der „Alte an Tagen“ ist, wie Gott in Dan 7 genannt wird (Mt 19,28)
- Jesus beansprucht die Macht, die Welt zu richten und zu regieren (Mt 24,30; 25,31)
- Jesus gibt sich selbst die Rolle von Gott, wenn er von seinem 2. Wiederkommen spricht (Mk 8,38)
- Jesus bezeichnet sich als „Christus, den Sohn Gottes“ (Mt 26,63-64)
Jesus hat zwar nie explizit „Ich bin Gott“ gesagt, aber aus der Fülle seiner Selbstaussagen wird der göttliche Selbstanspruch sehr klar.
Die neutestamentlichen Briefe
Auch in den Briefen des Neuen Testaments wird Jesu Gottheit an diversen Stellen betont.
6 der [Jesus] in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein. 7 Aber er entäußerte sich und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist.
Phil 2,6-7
er [Jesus], der die Ausstrahlung seiner [Gottes] Herrlichkeit und Abdruck seines Wesens ist und alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt.
Heb 1,3
Besonders eindrücklich beschreibt Hebräer 1,8-12 die Göttlichkeit Jesu Christi. In den Versen 8-9 wird ein Zitat aus dem Alten Testament (Ps 45,7-8), das sich im Ursprungskontext klar auf Gott bezieht, auf Jesus Christus angewendet. In dem Zitat heißt es:
Dein Thron, Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Aufrichtigkeit ist Zepter deines Reiches; 9 du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat dich, Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten.
Heb 1,8-9
Sofort danach führt der Hebräerbrief noch ein weiteres Zitat aus Psalm 102,26-27 an. Das bezeichnende ist hierbei, dass in dem Psalm von JHWH die Rede ist, während hier im Hebräerbrief Jesus Christus gemeint ist:
10 Und: »Du, Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände; 11 sie werden untergehen, du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Gewand, 12 und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, wie ein Gewand, und sie werden verwandelt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören.«
Heb 1,10-12
C. Der Geist wird Gott genannt
Über die Göttlichkeit des Heiligen Geistes wird in der Bibel weniger gesagt als über den Sohn. Aber auch hier gibt es einige Stellen, die berücksichtigt werden müssen.
In diversen Bibelversen werden die Begriffe „Heiliger Geist“ und „Gott“ austauschbar verwendet. Am Anfang der Apostelgeschichte versündigen sich Hananias und Saphira gegen Gott, worauf Petrus sie rügt:
3 Petrus aber sprach: Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und von dem Kaufpreis des Feldes beiseitegeschafft hast? 4 Blieb es nicht dein, wenn es ⟨unverkauft⟩ blieb, und war es nicht, nachdem es verkauft war, in deiner Verfügung? Warum hast du dir diese Tat in deinem Herzen vorgenommen? Nicht Menschen hast du belogen, sondern Gott.
Apg 5,3-4
Hier wird der Heilige Geist mit „Gott“ bezeichnet. Ähnliches findet sich auch in der folgenden Textstelle:
Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?
1Kor 3,16
In Apostelgeschichte 28,25-28 wird der alttestamentliche Prophet Jesaja zitiert (Jes 6,8-10). Während Jesaja allerdings einen Ausspruch von JHWH anführt, bezieht Paulus in Apg 28 den gleichen Ausspruch auf den Heiligen Geist. Das gleiche findet sich in Hebräer 3,7-11, wo ein Textabschnitt aus Psalm 95,7-11 zitiert wird.
Dem Heiligen Geist werden außerdem göttliche Eigenschaften zugeschrieben. Er ist (unter anderem):
- Allgegenwärtig (1Kor 2,10-11; Ps 139,7)
- Ewig (Heb 9,14)
- Schöpfer (Gen 1,2; Hiob 26,13)
- Die Kraft des Höchsten (Lk 1,35)
- Lebensspender (Joh 6,63)
3. Ist Gott 3-in-1?
Wir haben also gesehen, dass Gott zwar als ein Gott bezeichnet wird, aber auch, dass alle drei Personen als Gott verstanden werden. Gibt es in der Bibel Anzeichen dafür, dass wir es mit einer Kombination diesen beiden (scheinbaren) Gegensätze zu tun haben? Dass Gott also 3-in-1 ist?
A. Das Alte Testament
Im Alten Testament wird der Gottesname „Elohim“ für Gott verwendet. Im Hebräischen handelt es sich dabei um eine Pluralform. Es gibt zwar auch alternative Deutungen dieses Plurals, zum Beispiel als Pluralis Majestatis oder als Pantheon. Der Pluralis Majestatis ist ein Plural, mit dem aber eine Einzelperson (meist ein Herrscher) bezeichnet wird. Das Problem ist hier, dass diese Stilfigur dem Alten Testament insgesamt fremd ist. Das Pantheon bezeichnet den Götterhimmel, wie es ihn in zahlreichen polytheistischen Religionen der Antike gab. Diese Vorstellung ist dem Alten Testament ebenfalls eher fremd. Wenn man den Pantheon als eine Versammlung der Engel auffasst (die laut Altem Testament existieren), stellt sich die Frage, ob Engel an der Schöpfung beteiligt waren (siehe unten bei Gen 1,26). Am überzeugendsten ist daher die Deutung, dass hier von einer grundsätzlichen Pluralität in Gottes Wesen ausgegangen wird.1
An einigen Stellen gibt es Pronomen, die im Plural auftauchen und wo Gott das handelnde Subjekt ist:
Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich!
Gen 1,26
Und der HERR, Gott, sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns.
Gen 3,22
Auf, lasst uns herabfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass sie einer des anderen Sprache nicht ⟨mehr⟩ verstehen!
Gen 11,7
Und ich hörte die Stimme des Herrn, der sprach: Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?
Jes 6,8
Außerdem gibt es Schriftstellen, in denen die Person „Gott“ oder „JHWH“ genannt wird und von einer anderen Person unterschieden wird, die ebenfalls „Gott“ genannt wird. Zwei Beispiele dafür finden sich in den Psalmen:
7 Dein Thron, Gott, ist immer und ewig, ein Zepter der Geradheit ist das Zepter deiner Herrschaft. 8 Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit gehasst: Darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten.
Ps 45,7-8
Spruch des HERRN für meinen Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde gemacht habe zum Schemel deiner Füße!
Ps 110,1
Beide Psalmsprüche werden im Neuen Testament auf Jesus Christus bezogen (Heb 1,8-9.13).
In Genesis 18,1-15 gibt es einen ständigen Wechsel zwischen Einzahl und Mehrzahl. JHWH erscheint Abraham, dann sind es doch drei Männer, dann spricht Abraham aber doch nur einen an, dann sprechen alle drei mit ihm und schlussendlich nur JHWH. Es ist wenig erstaunlich, dass diese Begebenheit für die Trinitäts-Ikonografie in der orthodoxen Kirche maßgeblich wurde. Allerdings kann eine trinitarische Interpretation dieser Geschichte nur unzureichend begründet werden. Anschließend werden nämlich zwei der 3 Gäste als Engel bezeichnet, während der andere Gast (JHWH) sich dann weiterhin mit Abraham unterhält.
Im Schma Israel in Deuteronomium 6,4-5, wo Gott als einer bezeichnet wird, wird das Wort „ehad“ für „einer“ verwendet. Dieses Wort wird an anderer Stelle für eine Einheit genutzt, die aus mehreren Komponenten besteht, wie zum Beispiel, dass „ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen wird, und sie werden zu einem [„ehad“] Fleisch werden“.
Prinzipiell lässt das Alte Testament Raum für Pluralität in Gottes Wesen. Dass damit noch keine Trinität gelehrt wird, versteht sich von selbst. Aber sie wird angedeutet und zumindest partiell offenbart.
B. Das Neue Testament
Im Neuen Testament sind es vor allem triadische Formeln, die zeigen, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist zusammengehören. Eine triadische Formel ist ein Textabschnitt, in dem Vater, Sohn und Heiliger zusammen erwähnt werden. Diese triadischen Formeln sind noch keine expliziten trinitarischen Aussagen, aber sie verdeutlichen das ebenbürtige Nebeneinander von Vater, Sohn und Geist im Denken der neutestamentlichen Schreiber. Besonders bekannt ist hierfür der Taufbefehl, den Jesus den Jüngern vor seiner Himmelfahrt gab:
Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Mt 28,19
Auch bei der Taufe von Jesus Christus selbst spielen Vater, Sohn und Heiliger Geist eine eminente Rolle. Im Matthäusevangelium heißt es:
Und als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf; und siehe, die Himmel wurden ihm geöffnet, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und auf sich kommen. Und siehe, eine Stimme ⟨kommt⟩ aus den Himmeln, welche spricht: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.
Mt 3,16-17
Weitere triadische Formeln finden sich vor allem in den Briefen des Paulus:
13 Wir aber müssen Gott allezeit für euch danken, vom Herrn geliebte Brüder, dass Gott euch von Anfang an erwählt hat zur Rettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit, 14 wozu er euch auch berufen hat durch unser Evangelium, zur Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus.
2Th 2,13-14
4 Es gibt aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber ⟨es ist⟩ derselbe Geist; 5 und es gibt Verschiedenheiten von Diensten, und ⟨es ist⟩ derselbe Herr; 6 und es gibt Verschiedenheiten von Wirkungen, aber ⟨es ist⟩ derselbe Gott, der alles in allen wirkt.
1Kor 12,4-6
Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes ⟨sei⟩ mit euch allen!
2Kor 13,13
Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der da ruft: Abba, Vater!
Gal 4,6
11 Dass aber durch Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar, denn »der Gerechte wird aus Glauben leben«. 12 Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben, sondern: »Wer diese Dinge getan hat, wird durch sie leben.« 13 Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist – denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der am Holz hängt!« –, 14 damit der Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen kam, damit wir die Verheißung des Geistes durch den Glauben empfingen.
Gal 3,11-14
21 Der uns aber mit euch festigt in Christus und uns gesalbt hat, ist Gott, 22 der uns auch versiegelt und die Anzahlung des Geistes in unsere Herzen gegeben hat.
2Kor 1,21-22
Denn wir sind die Beschneidung, die wir im Geist Gottes dienen und uns in Christus Jesus rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen.
Phil 3,3
Auch in Kolosser 1,3-8 und in Epheser 2,13-18 findet sich dieses triadische Denken bei Paulus. Neben Paulus beziehen auch andere Schreiber Vater, Sohn und Geist auf den einen Gott.
Ihr seid auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters, in der Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi.
1Pet 1,2
Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, glückselig ⟨seid ihr⟩! Denn der Geist der Herrlichkeit und Gottes ruht auf euch.
1Pet 4,14
Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen Sohnes!
Apg 20,28
Die triadischen Formeln, die das gesamte Neue Testament durchziehen machen deutlich, dass die Trinitätslehre ein passendes und notwendiges Resultat der neutestamentlichen Lehre ist.
Erickson argumentiert in seinem Buch „Making sense of the trinity” dafür, dass auch die Struktur der paulinischen Briefe triadisch verläuft. Er legt überzeugend dar, dass Paulus in triadischen Mustern gedacht hat und diese auch in die Makrostruktur seiner Briefe eingebracht hat. Dies wird vor allem im Römerbrief und im Ersten Korintherbrief deutlich.2
Fazit:
Die Trinität bleibt ein Mysterium, das wir letztlich nicht ganz verstehen können. Allerdings fällt es uns vielleicht etwas leichter, wenn wir die Aussagen der Bibel zu diesem Thema in drei Thesen bündeln:
- Es gibt nur einen Gott. Das heißt: Gott ist ein einziges Wesen.
- Gott ist drei Personen. Das heißt: Vater, Sohn und Geist sind Gott und voneinander unterschieden.
- Jede Person ist vollkommen Gott. Das heißt: Vater, Sohn und Geist werden in der Bibel als Gott angesehen.
Diese drei Aussagen werden insgesamt von einer großen Menge an Bibelstellen gedeckt und daher ist es meines Erachtens legitim, die Trinitätslehre als biblisch zu bezeichnen. Auch wenn die Dreieinigkeitslehre „nur“ progressiv offenbart wird (d.h.: im Alten Testament partiell vorhanden, im Neuen Testament vollständiger enthüllt), ist sie implizit vorhanden.
Weitere Artikel zur Trinität finden sich hier:
- https://www.dreieinigkeit.de/was-ist-die-lehre-von-der-trinitaet/
- https://www.dreieinigkeit.de/warum-die-trinitaet-fuer-augustinus-so-wichtig-war/
- https://www.dreieinigkeit.de/wie-erklaere-ich-meinem-kind-die-dreieinigkeit/
Literatur und Quellen:
- Felmy, Karl Christian: Trinität, Trinitätslehre, in: Religion in Geschichte und Gegenwart4 (Bd.8), 610ff.
- Grudem, Wayne: Biblische Dogmatik, Eine Einführung in die systematische Theologie, Holzgerlingen 2013.
- Millard J., Erickson: Making Sense of the Trinity. 3 Crucial Questions, Grand Rapids 2000.